7.000 Jahre altes Geheimnis: eine bemerkenswerte Unterwasserwand vor der Küste Frankreichs entdeckt

Vor der bretonischen Küste haben Forscher eine monumentale Unterwasserwand freigelegt, die vor mehr als siebentausend Jahren noch Teil des Festlandes war. Der Fund wirft ein neues Licht auf das Leben der antiken Gemeinschaften und ihre Anpassung an ihre Umwelt.

Französische Archäologen haben vor der Westküste der Bretagne eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht: Auf dem Meeresgrund fanden sie die Überreste einer gewaltigen, etwa 120 Meter langen Steinmauer, die nach heutigem Kenntnisstand die größte Unterwassermauer Frankreichs ist.

Die Forscher glauben, dass die Mauer zwischen 5800 und 5300 v. Chr., also vor mehr als siebentausend Jahren, erbaut wurde, zu einer Zeit, als sich die Küstenlinie der Region radikal von der heutigen unterschied, berichtet die BBC.

Die Unterwassermauer war einst Teil der Küste

Das Bauwerk wurde in der Nähe der Île de Sein, am westlichsten Punkt der Bretagne, gefunden. Als die Mauer gebaut wurde, lag sie entlang der Küstenlinie, in der Zone zwischen Ebbe und Flut. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels ist ein Großteil des Gebiets inzwischen überflutet worden, so dass die Mauer heute in einer Tiefe von etwa neun Metern auf dem Meeresgrund liegt, während die Insel selbst auf einen Bruchteil ihrer früheren Größe geschrumpft ist.

Die Dimensionen des Bauwerks sind beeindruckend: Es ist durchschnittlich 20 Meter breit, etwa 2 Meter hoch und wiegt schätzungsweise 3.300 Tonnen. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass der Bau der Mauer ein hohes Maß an Organisation und langfristiger Planung erforderte.

Eine Fischfalle oder eine Verteidigungsbarriere?

Archäologen haben zwei verschiedene Theorien über die Funktion der Mauer aufgestellt. Die eine besagt, dass sie als Fischreuse diente, da entlang der Mauer große Granitmonolithen gefunden wurden, die in zwei parallelen Linien aus dem Bauwerk ragten.

Den Forschern zufolge könnten diese stehenden Steine ein Netz aus Stangen und Ästen getragen haben, das bei Ebbe die mit dem zurückweichenden Wasser ziehenden Fische gefangen hätte.

Eine weitere mögliche Funktion der Unterwassermauer könnte der Hochwasserschutz gewesen sein, denn es ist auch denkbar, dass die Mauer zum Schutz vor einem allmählich steigenden Meeresspiegel errichtet wurde. Die beiden Funktionen schließen sich nicht unbedingt gegenseitig aus, da das Bauwerk sowohl als Mittel zur Subsistenzsicherung als auch zum Schutz bewohnter Gebiete gedient haben könnte.

Wer könnte die Mauer gebaut haben?

Laut dem Archäologen Yvan Pailler wurde die Unterwassermauer entweder von Jäger- und Sammlergemeinschaften errichtet, die sich aufgrund der reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen hier niederließen, oder von frühen neolithischen Völkern, die zwischen 5500 und 5000 v. Chr. in die Region kamen.

Die Monolithen, die die Grundlage der Unterwassermauer bilden, sind besonders bemerkenswert, da sie vor den berühmten Menhiren entstanden sind, die später in der Bretagne weit verbreitet waren. Dies deutet darauf hin, dass die Techniken der Steingewinnung und -bearbeitung bereits unter den mesolithischen und neolithischen Gemeinschaften weitergegeben wurden.

Entdeckung durch moderne Technologie

Die Existenz der Mauer wurde erstmals von Fouquet entdeckt, als er radargestützte bathymetrische Unterwasserkarten studierte. Auf diesen war eine unnatürliche, 120 Meter lange Linie zu sehen, die ein Unterwassertal versperrte. Die ersten archäologischen Tauchgänge fanden im Sommer 2022 statt, aber eine detaillierte Kartierung konnte erst im folgenden Winter durchgeführt werden, als sich die Algen und die Meeresvegetation ausreichend zurückgezogen hatten.

In den Fußstapfen der Legenden

Nach Ansicht der Forscher geht die Entdeckung über die architektonische und archäologische Bedeutung hinaus. Sie vermuten, dass solche versunkenen Strukturen die in der Bretagne weit verbreiteten Legenden von versunkenen Städten inspiriert haben könnten, darunter die berühmte Geschichte von der Stadt Ys, die der Überlieferung nach in der Bucht von Douarnenez vom Meer verschluckt wurde.

In der Zeit zwischen 8000 und 4500 v. Chr. könnte ein erheblicher Anstieg des Meeresspiegels zahlreiche Siedlungen überflutet haben. Der Anblick verlassener Fischerei- und Verteidigungsanlagen sowie ehemaliger Behausungen könnte bei späteren Generationen leicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

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