Ungarns EU-Veto: Ein kluger Schachzug oder ein gefährliches Spiel?

In den letzten Jahren, wenn es um Vetos in der Europäischen Union geht, ist Ungarns Name immer wieder aufgetauchtDas Land ist zu einer der größten Herausforderungen für den Entscheidungsmechanismus geworden, wobei seine Regierung bei zahlreichen Gelegenheiten mit Vetos gedroht oder sie tatsächlich eingesetzt hat.

Dies war insbesondere in den außenpolitischen Fragen der EU der Fall, wo Einstimmigkeit die Regel ist Die Situation bleibt jedoch möglicherweise nicht dieselbe: Immer mehr Mitgliedstaaten suchen nach Möglichkeiten, den Vetomechanismus zu umgehen oder einzuschränken.

Pressekonferenz zum EU-Gipfel in Viktor Orbán
Foto: FB/Orbán

Die Europäische Union baut grundsätzlich auf einer Kultur des Konsenses auf: Obwohl in vielen Bereichen Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit getroffen werden können, verhandeln die Mitgliedstaaten in der Praxis so lange, bis alle einverstanden sind Die Außenpolitik bildet jedoch eine Ausnahme, wo Einstimmigkeit die Regel ist Damit hat jeder Mitgliedstaat die Möglichkeit, sein Vetorecht zu nutzen, um seine eigenen Interessen auch auf Kosten anderer Länder voranzutreiben.

Ungarn hat diese Möglichkeit bewusst und regelmäßig genutzt, oft allein oder zusammen mit einigen anderen Ländern, um ein einheitliches Vorgehen der Union zu blockieren. Dies gilt insbesondere für die Frage der Sanktionen gegen Russland, wo die ungarische Regierung wiederholt gemeinsame Entscheidungen verzögert oder gefährdet hat – hat aber am Ende meist dafür gestimmt.

Die Dominanz der ungarischen Vetos in der EU

Nach ATV30 Vetos in der Außenpolitik der EU gab es zwischen 2016 und 2022, für sechzig Prozent war die ungarische Regierung verantwortlich Damit ist Ungarn zu einem prominenten Akteur in dem Mechanismus geworden, der die Entscheidungsfindung der EU blockiert Vetos sind jedoch nicht nur ein Rechtsinstrument, sondern auch eine politische Waffe, die für strategische Zwecke eingesetzt werden kann Im Falle der ungarischen Regierung ging es meist um die Stärkung der eigenen Verhandlungsposition.

Orbán Deutsche Automobilindustrie
Foto: depositphotos.com

Die ungarische Veto-Strategie ist verständlicherweise kein uneingeschränkter Erfolg in der EU In den letzten Jahren gab es mehrfach Gelegenheiten, bei denen sich 26 Länder auf etwas geeinigt haben, während Ungarn allein oder mit dem einen oder anderen die Entscheidung blockiert hatDiese Situation verstärkt nicht nur die Spannungen zwischen der ungarischen Regierung und den EU-Institutionen, sondern frustriert auch die europäischen Partner.

Die ungarische Regierung bezeichnet diese Initiativen oft als “Stealth-Gesetzgebung” und als Instrument der “imperialen Zentralisierung”, während andere Mitgliedstaaten die Notwendigkeit sehen, das Veto gerade deshalb einzuschränken, um eine effektive Entscheidungsfindung zu gewährleisten.

Das Ende der Einstimmigkeit?

In den letzten Jahren forderten immer mehr Länder einen Übergang zur Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit in der EU-Außenpolitik, was die Rolle des Vetos verringern würde. Die Idee wurde während der tschechischen und polnischen EU-Ratspräsidentschaft diskutiert, und es gibt nun französische und deutsche Initiativen dazu.

Viele meinen, die Abschaffung der Einstimmigkeit würde eine EU-Vertragsänderung erfordern, die ebenfalls einstimmig angenommen werden müsste, eine Aufgabe, die fast unmöglich erscheint In Wirklichkeit gibt es jedoch eine EU-Rechtslücke: eine ‘Überbrückungsklausel’, die es dem Europäischen Rat ermöglicht, in bestimmten außenpolitischen Bereichen einstimmig auf die Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit umzusteigen Das bedeutet, dass die Änderung schrittweise eingeführt werden kann, ohne dass das gesamte EU-Entscheidungssystem geändert werden muss.

In einigen Bereichen könnte die Abstimmung mit qualifizierter Mehrheit bereits funktionieren Dazu gehören handels – und zollpolitische Fragen, bei denen auch die wirtschaftlichen Aspekte außenpolitischer Entscheidungen relevant sind Einige Experten argumentieren, dass sogar einige der Sanktionen gegen Russland als handelspolitische Fragen eingestuft werden könnten, so dass für ihre Annahme keine Einstimmigkeit erforderlich wäre Dies könnte in Zukunft besonders wichtig sein, wenn die EU auf globaler Ebene eine stärkere Haltung einnehmen will und nicht von einem einzelnen Mitgliedstaat daran gehindert werden will, eine einheitliche Haltung einzunehmen.

Lesen Sie auch:

Ausgewählte Bild: depositphotos.com

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *