Huxit-Drohung: Ungarischer Wirtschaftswissenschaftler warnt vor realer Möglichkeit unter Premierminister Orbán

Die Huxit-Spekulationen haben sich verstärkt, da die Orbán-Regierung weiterhin mit der Europäischen Kommission aneinandergeraten ist: Derzeit führt sie eine Plakatkampagne durch, in der sie Ursula von der Leyen und Manfred Weber dafür kritisiert, dass sie die Beschleunigung des EU-Beitritts der Ukraine unterstützt haben. Gleichzeitig hat Ungarn wegen anhaltender Bedenken hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit immer noch keinen Zugang zu Milliarden Euro an RRF- und Entwicklungsgeldern, was die Debatte darüber, ob Ministerpräsident Viktor Orbán das Land letztendlich aus der Europäischen Union herausführen könnte, weiter anheizt.
Der ungarische Wirtschaftswissenschaftler Zoltán Pogátsa über einen möglichen Huxit
In einem Interview vor einer Woche erklärte Orbán, dass es sich für Ungarn derzeit nicht lohne, aus der EU auszutreten, aber wenn sich die Umstände änderten, würde er Maßnahmen ergreifen. Die Zeitung Népszava befragte den bekannten ungarischen Wirtschaftswissenschaftler Zoltán Pogátsa, der in den sozialen Medien unter dem Spitznamen Pogibekannt ist, nach seiner Meinung zu einem möglichen Huxit.
Pogátsa erläuterte wirtschaftliche und politische Gründe, warum er glaubt, dass Orbán Ungarn nicht aus der EU führen wird. Erstens, so Pogátsa, werde es seiner Meinung nach kein Referendum zu diesem Thema geben. Die Regierung Orbán werde einseitig entscheiden und lediglich eine so genannte “nationale Konsultation” durchführen, um die Meinung ihrer Anhänger zu erfahren.
Ein solcher Schritt ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Orbán genießt vor allem deshalb internationale Aufmerksamkeit, weil er der Ministerpräsident eines EU-Mitgliedstaates ist. Sollte Ungarn aus der EU austreten, würde seine weltweite Bedeutung auf das Niveau eines Ministerpräsidenten von Nordmazedonien sinken.

Könnte Ungarn ein wirtschaftlicher Satellit von Trumps USA werden?
Im Hinblick auf wirtschaftliche Bedenken erklärte Pogátsa, dass das gesamte Wirtschaftsmodell Ungarns auf der EU-Mitgliedschaft beruht. Aus diesem Grund errichten chinesische, südkoreanische und sogar deutsche Unternehmen Werke in Ungarn, um zusätzliche EU-Tarife, Zölle und Einfuhrbeschränkungen zu vermeiden. Sollte Ungarn die EU verlassen, würden sich diese Unternehmen wahrscheinlich zurückziehen.
In Bezug auf die guten Beziehungen des ungarischen Ministerpräsidenten zum ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump merkte Pogátsa an, dass die Vereinigten Staaten die ungarische Wirtschaft nicht sinnvoll unterstützen könnten, da Ungarn im Gegenzug wenig zu bieten habe. Ohne die Exportprodukte, die von ungarischen Arbeitnehmern in deutschen, chinesischen und koreanischen Fabriken hergestellt werden, hätte das Land keine wettbewerbsfähige wirtschaftliche Basis. Folglich ist es keine realistische Perspektive, ein puertoricanischer Satellit der US-Wirtschaft zu werden.
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