Ein kurioses Experiment zeigt, warum Ungarn einen aussichtslosen Kampf gegen eine Mückeninvasion führt

Trotz weitreichender Bemühungen zur Mückenbekämpfung in ganz Ungarn, bei denen die Behörden und Gemeinden Tausende von Hektar besprüht haben, bleiben die Mückenpopulationen hartnäckig hoch, so dass viele Gemeinden unter unerträglichen Bedingungen leben.
Landesweites Sprühen im Gange
Mitte Juli wurden landesweit in mehreren Runden Mückenspritzungen durchgeführt. Nach Angaben der Nationalen Generaldirektion für Katastrophenmanagement begann das Sprühen am 7. Juli in sechs Bezirken von Budapest und vier Komitaten, die insgesamt 77 Gemeinden und etwa 25.000 Hektar abdecken. Die landesweite Sprühkampagne begann offiziell am 8. Juli und wurde in den folgenden Tagen in 11 Komitaten und 53 Gemeinden fortgesetzt, da die wiederholten Regenfälle neue Brutstätten schufen.
Gleichzeitig wächst die Besorgnis der Öffentlichkeit, und das zu Recht – die Zahl der Moskitos ist trotz der Behandlung nicht wesentlich zurückgegangen. In vielen Gebieten sind die Bedingungen nach wie vor nahezu unerträglich, und die Zahl der Stiche geht kaum zurück. Gleichzeitig steigen die Gesundheitsrisiken durch invasive Arten wie die Tigermücke, die gefährliche Krankheiten wie das West-Nil-Fieber, Dengue und das Zika-Virus übertragen kann. Erst vor wenigen Tagen wurden zwei ungarische Männer positiv auf Infektionen getestet.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) fordert die Mitgliedstaaten auf, wachsam zu bleiben und betont, dass ein wirksamer Schutz auf biologisch basierten Präventionsmethoden beruhen sollte.
Kurioser Test in Diósd: Moskitos unberührt
Kürzlich wurden in Diósd Moskitos gesprüht, nachdem die Einwohner dies immer wieder gefordert hatten. Die örtliche Regierung zögerte zunächst, aber Teile der Stadt waren fast unbewohnbar geworden – Forscher verzeichneten über 30 Stiche pro Stunde.
Dr. László Mezőfi, ein Experte für Pflanzengesundheit und Forschungsökologe, machte sich daran, die Wirksamkeit des Sprays objektiv zu bewerten. Er legte Blätter in seinem Garten aus und installierte Insektenfallen an vier Stellen rund um Diósd, um die Bedingungen vor und nach der Behandlung zu vergleichen.
Die auf Facebook geposteten Ergebnisse waren schockierend: In der Nacht des Sprühens wurde keine einzige stechende Mücke gefunden, aber 65 tote oder sterbende Insekten anderer Arten – darunter nicht stechende Mücken, Marienkäfer, parasitoide Wespen, Ameisen und sogar Eichenwanzen. Wie Mezőfi es ausdrückte: “‘Marienkäferbekämpfung’ wäre ein weitaus treffenderer Begriff für diese Art von Intervention auf Deltamethrinbasis.”
Andere Arten sind gefährdet
Der Wirkstoff, der in den derzeitigen Programmen zur Mückenbekämpfung eingesetzt wird, ist Deltamethrin, eine neurotoxische Chemikalie. Diese Substanz ist jedoch nicht selektiv: Sie tötet nicht nur Mücken, sondern auch eine große Anzahl von Nutzinsekten, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung des natürlichen Ökosystems spielen.
“Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass ich den Fachleuten, die sich mit der Mückenbekämpfung beschäftigen, keinen Vorwurf mache – sie verwenden einfach eine bewährte Methode. Was wir brauchen, ist eine strengere Regulierung durch höhere Behörden”, betont Mezőfi.
Eine weitere wachsende Sorge ist, dass einige Mückenpopulationen – insbesondere invasive Arten – aufgrund ihrer anderen Lebensweise im Vergleich zu einheimischen Arten inzwischen resistent gegen Deltamethrin sein könnten. Nach Ansicht des Experten ist es an der Zeit, diese Technologie ganz auslaufen zu lassen.
Was ist die Lösung?
Die Ansicht des Ökologen deckt sich mit den Richtlinien des ECDC, die betonen, dass die wirksamste Verteidigung gegen Moskitos die biologische Prävention ist – zum Beispiel die Beseitigung von stehendem Wasser, Fässern, verstopften Dachrinnen, Vogeltränken und anderen Brutstätten. “Die Verhinderung von massenhaften Moskitoausbrüchen ist nur durch kollektives Handeln der Gemeinschaft möglich”, schreibt Mezőfi.
Er unterstreicht auch die Bedeutung von biologischen Larviziden auf der Basis von Bt-Toxin, die speziell auf Mückenlarven abzielen, ohne andere Arten zu schädigen. Diese Methode funktioniert bereits in mehreren westeuropäischen Ländern gut und sollte auch in Ungarn verstärkt eingesetzt werden.
Angesichts der aktuellen Situation wird immer deutlicher: Die Lösung liegt vielleicht nicht in häufigeren Eingriffen, sondern in einer intelligenteren Prävention.
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