Slowakischer Minister schlägt Wehrpflicht vor, befürchtet territoriale Bedrohung durch Ungarn

Der slowakische Minister für Sport und Tourismus, Rudolf Huliak, hat die Wiedereinführung der Wehrpflicht für 18-Jährige vorgeschlagen. Der Plan sieht vor, dass alle jungen Erwachsenen eine mindestens dreimonatige Ausbildung absolvieren, und zwar nicht in Kasernen, sondern an Orten in der Nähe ihres Wohnsitzes.
Derzeitige Größe der slowakischen Streitkräfte
Die slowakischen Streitkräfte (Ozbrojené sily Slovenskej republiky), die 1993 gegründete offizielle militärische Einrichtung des Landes, trat 2004 der NATO bei. Heute umfasst die Armee etwa 23.350 uniformierte Berufssoldaten. Die Slowakei hat die Wehrpflicht im Jahr 2006 abgeschafft.
Das Militär besteht hauptsächlich aus Boden- und Luftstreitkräften, wobei erstere aus zwei mechanisierten Infanteriedivisionen bestehen und letztere neben Kampfjets auch Angriffs- und Transporthubschrauber umfassen. Die Slowakei plant, im Jahr 2025 an mehreren internationalen Militärübungen teilzunehmen und investiert außerdem erheblich in die Modernisierung ihrer Streitkräfte.
Träume von einem größeren Ungarn
Huliak rechtfertigte die Notwendigkeit, die Landesverteidigung zu stärken, mit dem anhaltenden Krieg in der benachbarten Ukraine, mit Vorfällen, bei denen russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen sind, und mit den Äußerungen des ungarischen Premierministers Viktor Orbán über ein ‘Großungarn’.
“Jenseits unserer Grenzen tobt ein Krieg, russische Drohnen dringen in den polnischen Luftraum ein und der Premierminister eines Nachbarlandes fantasiert von einem größeren Ungarn. Ein Staat, der seine Grenzen nicht verteidigen kann, hat kein Recht zu existieren”, sagte Huliak auf einer Pressekonferenz in Bratislava am 11. September.
Dies ist das erste Mal, dass ein slowakisches Regierungsmitglied öffentlich auf mögliche territoriale Ansprüche von Viktor Orbán anspielt.
Debatte über Verteidigung und das Schweizer Modell
Huliak rief zu politischen, militärischen und öffentlichen Diskussionen über den Vorschlag auf. Er räumte ein, dass die Maßnahme angesichts der Bemühungen um eine Haushaltskonsolidierung eine potenzielle finanzielle Belastung darstelle, doch sei sie notwendig. Er stellt sich ein bürgerbasiertes Militär nach dem Vorbild der Schweiz vor. Es ist unklar, ob die Koalitionsregierung die Initiative bereits erörtert hat. Das Verteidigungsministerium bietet derzeit ein freiwilliges Ausbildungsprogramm an, das einige Merkmale mit dem vorgeschlagenen Plan teilt.
Luftverteidigung entfacht politische Auseinandersetzungen
Die jüngsten Ereignisse haben die Debatte verschärft, darunter die Landung russischer Drohnen in Polen: ein Szenario, das Präsident Peter Pellegrini als “extrem gefährlich” bezeichnete. Die Slowakei, so bemerkte er, stehe derzeit “nackt und barfuß” vor solchen Bedrohungen.
Verteidigungsminister Robert Kaliňák warf der Vorgängerregierung vor, der Ukraine MiG-29-Kampfjets und das Luftabwehrsystem S-300 übergeben zu haben. Der ehemalige Minister Jaroslav Naď konterte, indem er der aktuellen Führung vorwarf, die von Deutschland gelieferten MANTIS-Drohnenabwehrsysteme nicht eingesetzt zu haben.
Kaliňák wies die Behauptung zurück und erklärte, dass die Systeme zwar einsatzbereit seien, aber nur kleine Gebiete abdeckten und unter technischen Problemen litten.
Historischer Kontext: Von Trianon zur slowakisch-ungarischen Freundschaft
Verweise auf ‘Großungarn’ sind in der slowakischen Öffentlichkeit nach wie vor ein heikles Thema. Die ungarische Regierung hat in regelmäßigen Abständen Karten aus der Zeit vor Trianon verwendet. Laut Kárpáthír zog Orbán 2022 internationale Kritik auf sich, als er bei einem Fußballspiel einen Schal trug, auf dem eine solche Karte abgebildet war.
Dennoch unterhalten die Ministerpräsidenten der beiden Länder enge Beziehungen. Orbán bezeichnete seinen slowakischen Amtskollegen bei zahlreichen Gelegenheiten als Freund und engen Verbündeten.
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Seltsames Timing: Szijjártó war zur Zeit von Huliaks Ankündigung in der Slowakei
Szijjártó fordert ein Ende der Doppelmoral der EU bei der Migration
Ungarn wird sich und Europa weiterhin vor illegaler Einwanderung schützen, aber die harte Doppelmoral aus Brüssel muss ein Ende haben, sagte Außenminister Péter Szijjártó am Donnerstag in Bratislava.
Dem Ministerium zufolge betonte Szijjártó nach dem Gipfeltreffen der C5-Außenminister, an dem Österreich, die Tschechische Republik, Ungarn, die Slowakei und Slowenien teilnahmen, dass die Region vor gemeinsamen Herausforderungen stehe – vor allem vor der illegalen Migration.
“Im Jahr 2015 hat Ungarn einen Zaun entlang seiner Südgrenze gebaut, die auch die Außengrenze der EU ist. Wir haben Hunderte von Milliarden Forint für den Schutz dieser Grenze ausgegeben und mehr als eine Million illegale Migranten daran gehindert, nach Ungarn, Mitteleuropa und Europa insgesamt zu gelangen”, sagte er.
Szijjártó betonte, dass Ungarn sich und die Region weiterhin verteidigen wird. “Ich habe meine Kollegen jedoch auch darauf hingewiesen, dass der Präsident der Europäischen Kommission Polen für den Bau eines Zauns lobt und finanzielle Unterstützung anbietet, während Ungarn dafür mit einer Geldstrafe von 1 Million Euro pro Tag belegt wird”, fügte er hinzu.
“Das ist eine große Ungerechtigkeit – eine eklatante Doppelmoral. Ich habe meine Kollegen um Unterstützung gebeten, um dieses Problem im Geiste der mitteleuropäischen Solidarität zu lösen.”
Szijjártó hat sich noch nicht zu Huliaks Aussagen geäußert.
C5-Gipfel
Die Europäische Union gehe mit dem Problem der illegalen Einwanderung, das eine ernste Herausforderung bleibe, falsch um, erklärte der slowakische Außenminister und Gastgeber des Gipfels, Juraj Blanár, während des C5-Treffens der mitteleuropäischen Außenminister am Donnerstag.
Blanár bezeichnete die Diskussion als “sehr dynamisch” und sagte, die illegale Einwanderung sei das Hauptthema. Er kritisierte den bisherigen Umgang der EU mit diesem Thema und forderte eine Änderung, insbesondere im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen über den Migrationspakt.
“Die illegale Migration, die die Innenpolitik der Mitgliedsstaaten stark beeinflusst, muss so angegangen werden, dass Schengen wieder funktioniert”, sagte er.
Zur EU-Erweiterung erklärte Blanár, dass der Prozess voranschreiten müsse – viele Länder haben über 15 Jahre auf den Beitritt gewartet, was er aufgrund der wahrgenommenen Doppelmoral als beschwerlich und desillusionierend bezeichnete. In Bezug auf die Ukraine betonte er die Notwendigkeit, den in Alaska begonnenen Prozess der Friedenskonsolidierung fortzusetzen.
Zum Nahen Osten sagte er, der israelische Angriff auf Katar sei inakzeptabel und stelle einen schweren Verstoß gegen das Völkerrecht dar. Er fügte hinzu, dass die Einhaltung des Völkerrechts in Gaza angesichts des Leids der Zivilbevölkerung von entscheidender Bedeutung sei.
Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger stellte fest, dass die teilnehmenden Nationen trotz aller Unterschiede gemeinsame Interessen haben. Zur Ukraine betonte sie das gemeinsame Ziel, einen dauerhaften Frieden zu schaffen, der die Sicherheit aller Bürger gewährleistet.
“Dieser Krieg muss so schnell wie möglich beendet werden – der Preis ist zu hoch”, sagte sie.
Der tschechische Außenminister Jan Lipavsky sagte, die Positionen der Länder zur illegalen Migration seien eng miteinander verbunden. Er forderte einen stärkeren Schutz der EU-Außengrenzen und sagte, die Migration müsse außerhalb des EU-Gebietes angegangen werden.
Die slowenische Außenministerin Tanja Fajon betonte, dass die EU-Erweiterung für die westlichen Balkanstaaten beschleunigt werden müsse und dass Slowenien ebenfalls von den Bestimmungen des Schengen-Raums profitieren wolle.
Die Slowakei war zum zweiten Mal Gastgeber des C5-Gipfels. Das von Österreich vor etwa fünf Jahren initiierte Format bringt fünf mitteleuropäische Staaten zusammen.
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