Orbán schlägt Unterschriftenaktion vor, behauptet ‘Europa hat beschlossen, in den Krieg zu ziehen’

Am Donnerstag fand in Kopenhagen das siebte Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft statt, auf dem die Staats- und Regierungschefs der EU über die Unterstützung für die Ukraine, die Erweiterung der Union und die allgemeine Sicherheitslage in Europa diskutierten.

Nach den Gesprächen erklärte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán vor Journalisten, dass er dem, was er als europäischen “Kriegsplan” bezeichnete, einen eigenen “Friedensplan” entgegensetze und kündigte an, er werde eine landesweite Unterschriftenaktion gegen das Vorgehen Brüssels vorschlagen.

Auf der Tagesordnung: Europäische Aufrüstung und Unterstützung für die Ukraine

Das Treffen in Kopenhagen fand unter dem Vorsitz des Präsidenten des Europäischen Rates, António Costa, und der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen statt. Auch die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, waren anwesend.

Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Sicherheit Europas und die weitere Unterstützung für die Ukraine. Die Staats- und Regierungschefs betonten drei Hauptprioritäten:

  • Unterstützung für die Ukraine und die Sicherheit Europas: Erhöhung der Militärhilfe, Stärkung der Ostflanke der NATO und Beschleunigung des Beitrittsprozesses der Ukraine.
  • Europäische Verteidigungskapazitäten: Erhöhung der Einsatzbereitschaft bis 2030 und Start gemeinsamer Rüstungsprogramme, von der Raketenabwehr bis zum Drohnenschutz.
  • Sanktionen und Finanzhilfe: Vorbereitung eines 19. Sanktionspakets, das auf die Einnahmequellen Russlands abzielt, während die EU und ihre Mitgliedstaaten die Ukraine bisher mit 177,5 Milliarden Euro unterstützt haben.

Die Staats- und Regierungschefs der EU waren sich einig, dass die Ukraine weiterhin militärische und finanzielle Unterstützung erhalten muss – durch Waffenlieferungen, direkte Finanzhilfe und EU-Mittel, um die Wirtschaft des Landes am Laufen zu halten.

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Runder Tisch auf dem EPC-Gipfel in Kopenhagen. Foto: Europäische Union

Zur Sprache kam auch das 19. Sanktionspaket, das darauf abzielt, die Einnahmequellen Russlands weiter einzuschränken, während die EU und ihre Mitgliedstaaten Kiew bereits mit insgesamt 177,5 Milliarden Euro unterstützt haben.

“Heute haben die europäischen Staats- und Regierungschefs zum ersten Mal darüber beraten, wie weitere Mittel für die Ukraine mobilisiert werden können. Und die Botschaft ist klar: Russland muss verstehen, dass die Partner der Ukraine – einschließlich der Europäer – den Willen und die Mittel haben, Kiew weiterhin zu unterstützen, bis ein gerechter und dauerhafter Frieden erreicht ist”, sagte António Costa, Präsident des Europäischen Rates.

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Der Präsident des Europäischen Rates António Costa, die dänische Premierministerin Mette Frederiksen und der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy auf dem EPC-Gipfel in Kopenhagen. Foto: Europäische Union

Was hat Viktor Orbán gesagt?

Der ungarische Premierminister argumentierte, dass die Staats- und Regierungschefs der EU davon ausgehen, dass der Krieg militärisch gewonnen werden kann, während der ungarische Plan auf der Diplomatie beruht, und bestand darauf, dass es für den Konflikt nur eine diplomatische Lösung gibt.

“Auf dem Tisch liegt ein europäischer Kriegsplan, dessen Kern darin besteht, dass der Krieg an der Front gewonnen werden kann. Die Ukraine kann Russland besiegen, und Europa muss jedes Werkzeug, jede Waffe und jedes finanzielle Mittel bereitstellen, um dies zu ermöglichen”, sagte Orbán.

Er bezeichnete diesen Ansatz als fehlerhaft, da niemand wisse, wie lange es dauern und wie viel es Europa kosten würde. “Wir verbrennen Geld in der Ukraine, was nur den Amerikanern nützt, denn wir sind diejenigen, die ihre Waffen kaufen”, fügte er hinzu.

“Wir werden unsere ganze Kraft brauchen, um uns aus diesem Krieg herauszuhalten”, betonte der Premierminister.

Orbán skizzierte zwei mögliche Szenarien: Europa könnte sich entweder als “kleiner Bruder” Washingtons an den Verhandlungstisch setzen oder versuchen, auf eigene Faust eine Einigung mit Moskau zu erzielen. Ungarn unterstützt den letzteren Weg, auch wenn dies derzeit eine Minderheitenmeinung innerhalb der EU ist.

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Der ungarische Premierminister Viktor Orbán stellt sich den Fragen der Journalisten auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen. Foto: Screenshot – Facebook / Orbán Viktor

Der Weg der Ukraine zur EU-Mitgliedschaft

Auf dem Kopenhagener Gipfel haben die Staats- und Regierungschefs der EU erneut unterstrichen, dass die Ukraine Reformen durchgeführt und den Weg zur Mitgliedschaft eingeschlagen hat. António Costa sagte, es sei nun an der Zeit, dass auch die EU Schritte unternimmt. Am selben Tag gab die Europäische Kommission bekannt, dass die Ukraine einen detaillierten politischen “Screening”-Prozess erfolgreich abgeschlossen hat, was einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Beitritt darstellt.

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Familienfoto auf dem siebten EPC-Gipfel in Kopenhagen, 2. Oktober 2025. Foto: Europäische Union

Orbán warnte jedoch, dass die Integration der Ukraine bedeuten würde, den Krieg in die EU zu holen. Er argumentierte, dass bei einem Beitritt Kiews die meisten EU-Gelder in die Unterstützung der ukrainischen Wirtschaft fließen und die Modernisierungspläne anderer Mitgliedstaaten in den Hintergrund drängen würden.

“Die Ungarn wollen nicht in einem Integrationsrahmen mit den Ukrainern sein – nicht in der NATO und auch nicht in der Europäischen Union”, sagte Orbán. Er fügte hinzu, dass Ungarn zu bilateralen Abkommen bereit sei, aber sein Schicksal nicht an das eines Landes im Krieg binden wolle.

Streit mit Kroatien und Beziehungen zu Zelenskyy

Auf dem Gipfel traf Orbán auch den kroatischen Premierminister Andrej Plenković, um über die adriatische Ölpipeline zu sprechen. Während die beiden zuvor in der Frage aneinandergeraten waren, ob Ungarn russisches Öl durch Importe über Kroatien ersetzen könnte, bezeichnete Orbán ihren Austausch nun als “Deeskalationstreffen”.

Er wies darauf hin, dass in den letzten Wochen “die Gemüter zu sehr erhitzt” waren, und beide Seiten vereinbarten, die Spannungen zu beruhigen. Ungarn und Kroatien, so Orbán, seien befreundete Länder, die vielleicht Streitigkeiten haben, aber solche Konflikte sollten gelöst werden und nicht eskalieren.

Journalisten fragten auch, ob ein separates Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyy geplant sei. Orbán antwortete, dass es im Moment keinen solchen Plan gebe, obwohl die Außenminister an der Vorbereitung eines hochrangigen Treffens arbeiten. Der Prozess ist jedoch noch nicht so weit gediehen, dass ein Termin festgelegt werden könnte.

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