“Die adriatische Ölpipeline steht nicht zum Verkauf” – Der kroatische Premierminister lehnt das Angebot von MOL umgehend ab

Das ungarische Öl- und Gasunternehmen MOL hat überraschend sein Interesse an einer Beteiligung am kroatischen Ölpipeline-Betreiber Janaf bekundet.
Die Adria-Pipeline könnte Ungarns Energierettungsanker sein
Die adriatische Ölpipeline wäre eine wichtige Alternative zur russischen Druschba-Pipeline (Freundschaft), insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der laufenden EU-Sanktionen. Die ungarische Regierung argumentiert jedoch seit langem, dass der kroatische Abschnitt Ungarn und die Slowakei nicht vollständig versorgen kann und dass die Transitgebühren ungerechtfertigt hoch sind.

Die kroatische Seite hat diese Behauptungen wiederholt zurückgewiesen und darauf bestanden, dass die Kapazität der Pipeline mehr als ausreichend ist, um sowohl den Bedarf Ungarns als auch der Slowakei zu decken.
Gespräche zwischen MOL und Janaf
Laut Forbes Croatia haben MOL und Janaf am Mittwoch eine weitere Gesprächsrunde in Zagreb abgehalten, um zu klären, ob der kroatische Abschnitt tatsächlich eine stabile ganzjährige Versorgung der ungarischen und slowakischen Raffinerien gewährleisten kann.
Das Management von Janaf erklärte, das System sei in der Lage, bis zu 14,7 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr zu transportieren – theoretisch genug, um den Bedarf beider Länder zu decken. Vorstandsmitglied Vladislav Veselica sagte, das Unternehmen strebe in den kommenden Wochen eine für beide Seiten akzeptable Vereinbarung an. Er fügte hinzu, dass Janaf offen für die Vorschläge von MOL ist und glaubt, dass “die besten internationalen Praktiken” als Modelle für die zukünftige Zusammenarbeit dienen könnten.
Daraufhin forderte MOL weitere technische Tests, um zu überprüfen, ob die Pipeline das ganze Jahr über die erforderliche Kapazität liefern kann.
“Natürlich sind wir offen dafür, auch unabhängige Experten einzubeziehen, aber es ist wichtig zu betonen, dass MOL die Verantwortung für die Raffinerien und die Energiesicherheit der Region trägt”, sagte der Sprecher des Unternehmens.
MOLs neuer Schachzug bei der Adriapipeline
Im Anschluss an das Treffen in Zagreb gab MOL am Donnerstag überraschend bekannt, dass es eine Beteiligung an Janaf, dem kroatischen Betreiber der Adria-Pipeline, erwerben möchte.
MOL zufolge würde dieser Schritt einem westeuropäischen Modell folgen, bei dem die Nutzer – wie Raffinerien oder Energieunternehmen – Anteile an der Infrastruktur halten, um eine gerechtere Preisgestaltung und eine zuverlässigere Versorgung zu gewährleisten. Der Vorschlag wurde jedoch schnell abgelehnt. Der kroatische Premierminister Andrej Plenković erklärte, dass Janaf nicht zum Verkauf stehe und dass die Regierung keine Pläne habe, die Eigentümerstruktur zu ändern.
“Die adriatische Ölpipeline steht nicht zum Verkauf. Sie war kroatisch, und sie wird kroatisch bleiben”, sagte Premierminister Plenković.
Er fügte hinzu, dass Kroatien zwar beabsichtigt, starke Handelsbeziehungen mit MOL aufrechtzuerhalten – was faire Preise und stabile Öllieferungen gewährleistet -, aber Eigentumsfragen “stehen nicht auf der Tagesordnung.” Der Premierminister betonte auch, dass Janaf in der Lage und bereit ist, ausreichend Rohöl zu liefern, um die Raffinerien von MOL in Ungarn und der Slowakei zu versorgen.
Szijjártó: Ungarn kann sich nicht auf eine einzige Pipeline verlassen
Nach der Ankündigung von MOL und den Gesprächen in Zagreb äußerte sich auch der ungarische Außenminister Péter Szijjártó zu diesem Thema.
Laut Index.hu sagte der Minister vor dem Wirtschaftsausschuss des Parlaments, dass die Energiepolitik Ungarns nicht von einer einzigen Pipeline abhängen kann.
Er bekräftigte seine seit langem vertretene Position, dass die Adria-Pipeline in ihrem derzeitigen Zustand Ungarn und die Slowakei nicht vollständig versorgen kann und dass die Transitgebühren Kroatiens auf ein Vielfaches des europäischen Durchschnitts angestiegen sind.
“Wir können Träumen nachjagen, aber solange Öl eine Pipeline braucht, sind zwei besser als eine”, sagte Szijjártó und betonte, dass die Diversifizierung die Grundlage für Ungarns Energiesicherheit bleibt.

