Spukhäuser im Altertum: Glaubten die Römer an Geister?

Aus mehreren schriftlichen Quellen geht hervor, dass auch die alten Römer kettenrasselnde Geister und Spukhäuser fürchteten.

In der Zeit von Oktober bis November wird die Phantasie der Menschen stärker als sonst vom Übernatürlichen gefesselt. An langen Herbstabenden ist es nicht ungewöhnlich, dass bekannte Geistergeschichten in Form von Büchern oder Horrorfilmen wieder auftauchen. Es ist jedoch faszinierend, wenn man bedenkt, dass schon vor Jahrhunderten den Römern solche Geschichten nicht fremd waren.

Zahlreiche Geschichten sind überliefert

Verschiedene Geistergeschichten tauchen in zahlreichen schriftlichen Quellen auf, von denen die meisten aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. stammen, wie National Geographic berichtet. Plutarch, der griechisch-römische Biograph, erwähnt zum Beispiel in einem seiner Werke ein altes, verlassenes griechisches Badehaus, in dessen Nähe die Einheimischen oft seltsame Gestalten sahen – und aus dem gelegentlich Schreie und Rufe zu hören waren.

Er war jedoch nicht der Einzige, der über solche Phänomene berichtete. Plinius der Jüngere, einer der bedeutendsten Schriftsteller und Staatsmänner des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr., hinterließ eine große Sammlung von Briefen. In einem dieser Briefe, der an seinen Freund Senator Sura gerichtet ist, erzählt er drei Geschichten, die Aufschluss darüber geben, wie die Menschen seiner Zeit das Übernatürliche sahen.

In einer Erzählung erinnert sich Plinius daran, wie zwei Männer, die eine Weile in seinem Haus gewohnt hatten, nachts bemerkten, dass jemand ihnen Haarsträhnen abgeschnitten hatte, und sie glaubten, in der Dunkelheit seltsame Gestalten zu sehen.

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Illustration. Foto: depositphotos.com

Antike Spukhäuser

Das Spukhaus, ein zentrales Motiv so vieler moderner Horrorgeschichten, taucht nicht nur in Plutarchs Schriften auf, sondern auch in einem der Briefe des Plinius. Er beschreibt, wie die Bewohner eines Hauses in Athen von einem mysteriösen, in schwere, klirrende Ketten gehüllten Gespenst terrorisiert wurden.

Das Gespenst vertrieb schließlich alle, die in dem Haus oder in dessen Nähe wohnten – bis ein Philosoph, der den Berichten skeptisch gegenüberstand, beschloss, dort einzuziehen. Eines Nachts, als er bei Lampenlicht arbeitete, erschien die Erscheinung vor ihm und zerstreute alle seine Zweifel.

Dem Historiker Daniel Ogden zufolge hat diese Geschichte – und das Konzept der Spukhäuser überhaupt – ihre Wurzeln in der antiken griechischen Folklore, von der die Römer sie, wie in vielen anderen Fällen, übernahmen. Das Motiv ist seither Teil der kulturellen Tradition geblieben.

Die älteste erhaltene Geschichte über ein Spukhaus stammt aus Plautus’ Komödie Mostellaria (ca. 200 v. Chr.). Darin täuscht ein Sklave seinen Herrn, der von einer langen Reise zurückgekehrt ist, indem er behauptet, dass es während seiner Abwesenheit im Haus spukte. Aber auch dieses Stück basiert auf einer früheren, heute verschollenen griechischen Komödie aus dem 3. oder 4. Jahrhundert v. Chr. – was zeigt, wie tief die Wurzeln der Geistergeschichten reichen.

Die Bedeutung der Bestattungsbräuche

Laut Debbie Felton, einer Forscherin an der UMass Amherst, haben die griechisch-römischen Geistergeschichten ein gemeinsames Thema: Geister kehren zurück, um die Lebenden heimzusuchen, weil sie nicht nach dem richtigen Ritual begraben wurden. In Plinius’ Brief führt der Geist den Philosophen zu der Stelle, an der seine Überreste begraben worden waren, und nachdem er ein ordentliches Begräbnis erhalten hatte, kehrte die Erscheinung nie wieder zurück.

Der Glaube besagte auch, dass jeder, der einem Geist half, belohnt werden konnte. Der berühmte Schriftsteller und Philosoph Cicero erzählt eine Geschichte, in der ein Dichter die Leiche eines Toten begrub, dessen Geist ihn später davor warnte, ein Schiff zu besteigen – eine Warnung, die ihm das Leben rettete, da das Schiff später sank.

Einige Berichte behaupten sogar, dass Julius Caesar ein Geist erschien, als er den Rubikon überquerte. In einem anderen Brief von Plinius sagt ein Geist die erfolgreiche politische Karriere eines Mannes voraus – warnt ihn aber auch vor seinem bevorstehenden Tod.

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Haben die Römer an Geister geglaubt?

Im alten Rom wurde die Existenz von Geistern fast so selbstverständlich angenommen wie heute. Der beste Beweis dafür ist die Tatsache, dass die meisten überlieferten Geschichten in Komödien vorkommen – was darauf hindeutet, dass sie, ähnlich wie moderne Horrorfilme oder Romane, in erster Linie zur Unterhaltung geschaffen wurden. Es ist also möglich, dass Plinius selbst einfach nur das Opfer eines grausamen Streiches und einer Täuschung war. Oder vielleicht doch nicht?

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