Hat MOL eine Einkaufsliste? Lukoil zum Verkauf wertvoller Vermögenswerte gezwungen

Ende Oktober kündigte der russische Ölgigant Lukoil aufgrund des zunehmenden Drucks durch die US-Sanktionen Pläne zum Verkauf seiner internationalen Vermögenswerte an. Das Unternehmen hat bis zum 21. November Zeit, Käufer für mehrere europäische Beteiligungen zu finden, darunter drei Raffinerien und Tausende von Tankstellen.
Angesichts dieser knappen Frist hat Lukoil zwei Möglichkeiten: entweder mit bestehenden Partnern Geschäfte abzuschließen oder eine formell konforme, aber möglicherweise fragwürdige Transaktion überstürzt durchzuführen. In diesem Wettlauf gegen die Zeit könnte die ungarische MOL zu den gut positionierten Bewerbern gehören.
Hat MOL hier einen Vorteil?
Zu den Aktiva von Lukoil auf dem Markt gehören die Neftochim-Raffinerie in Burgas (Bulgarien), die Petrotel-Raffinerie in Ploiești (Rumänien) und eine 45%ige Beteiligung an der Raffinerie in Zeeland (Niederlande) sowie rund 2.500 Tankstellen in ganz Europa. Diese Netze erstrecken sich von Rumänien über Belgien bis hin zum Balkan.
Im Gegensatz zu Raffinerien werden Tankstellen als kommerzielle und nicht als strategische Vermögenswerte betrachtet, so dass sie leichter schnell übertragen werden können – ein Faktor, der MOL zum Vorteil gereichen könnte. Das ungarische Unternehmen hat in der Vergangenheit bereits mehrere ehemalige Lukoil-Tankstellen in Mitteleuropa übernommen.
Nach Angaben von Telex ist das Interesse von MOL an der Raffinerie in Burgas nicht neu. Premierminister Viktor Orbán bestätigte im vergangenen Jahr, dass der ungarische Energiekonzern zu den Bietern für den Standort gehört – Berichten zufolge der einzige Teilnehmer aus der EU.
Seitdem sind jedoch weitere potenzielle Käufer aufgetaucht, darunter SOCAR aus Aserbaidschan, KazMunayGas aus Kasachstan und türkische Investoren. Auch der bulgarische Staat hat den Kauf der Raffinerie in Erwägung gezogen, doch angesichts der strengen Haushaltsregeln und des bevorstehenden Beitritts zur Eurozone erscheint ein solcher Schritt nun unwahrscheinlich.
Lukoil spielte in Bulgarien schmutzig

Die Aktivitäten von Lukoil in Bulgarien sind seit langem umstritten. Das Unternehmen besaß die Raffinerie über eine Schweizer Gesellschaft und konnte jahrelang die Zahlung von Steuern vermeiden, indem es die Gewinne ins Ausland verschob.
Die bulgarische Regierung ging schließlich mit Geldstrafen und strengeren Kontrollen dagegen vor. Heute besteht die größte Herausforderung darin, einen nicht-russischen Käufer zu finden, der sowohl für Sofia als auch für Moskau akzeptabel ist.
In Rumänien hatte MOL bereits Vorgespräche über den Erwerb einer Beteiligung an der Petrotel-Raffinerie geführt, doch die rumänischen Behörden rieten von dem Geschäft ab. Analysten, darunter Tamás Pletser von der Erste Bank, meinen, dass die NIS-Raffinerie in Serbien das strategisch attraktivste Ziel für MOL wäre. Diese Anlage befindet sich jedoch im Besitz von Gazpromneft, einem dem Kreml nahestehenden Unternehmen, und steht derzeit nicht zum Verkauf.
Das Unternehmen und Moskau müssen sich sehr bald entscheiden
Angesichts der drohenden Frist erscheint der Abschluss einer Raffinerieübernahme höchst unwahrscheinlich. Stattdessen könnte sich MOL auf den Kauf von Tankstellennetzen konzentrieren, die schneller und mit weniger politischen Hürden übertragen werden können.
Während die Sicherung einer Raffinerie langfristige strategische Vorteile bringen würde, machen der kurze Zeitrahmen und das komplexe regulatorische Umfeld einen solchen Schritt nahezu unmöglich. Der Ausbau des Tankstellennetzes könnte MOL jedoch eine realistischere Chance bieten, seine regionale Position auf dem Energiemarkt zu stärken.

