Bedeutende Entdeckung im Irak: 1.500 Jahre alte Kirchenruinen könnten die Geschichte des Christentums neu schreiben

Eine kürzlich gemachte archäologische Entdeckung im Nordirak, die unser Verständnis der Geschichte des Christentums neu gestalten könnte, wirft ein Licht auf die Tatsache, dass Anhänger des Zoroastrismus und Christen vor mehr als 1.500 Jahren friedlich nebeneinander lebten. Die Kirche, die an einem Ort namens Gird-î Kazhaw entdeckt wurde, ist das erste bekannte christliche Gebäude in der Gegend und könnte erklären, wie verschiedene Religionen in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters nebeneinander existierten.
Die Geschichte der Religionen ist oft von tragischen Ereignissen geprägt, wie die Religionskriege oder die frühen Christenverfolgungen zeigen. Es gibt jedoch auch Phänomene, die eine überraschende Perspektive auf vergangene Gesellschaften bieten.
Wie Live Science berichtet, haben jüngste archäologische Funde im Irak gezeigt, dass es schon vor Tausenden von Jahren religiöse Toleranz gab: Christen und Anhänger des aus Persien stammenden zoroastrischen Glaubens konnten friedlich zusammenleben. Diese neuen Entdeckungen könnten Aufschluss darüber geben, wie sich die interreligiösen Beziehungen während des frühen Mittelalters entwickelten und könnten die aktuellen Interpretationen der frühen Geschichte des Christentums beeinflussen.
Die Bedeutung der Gird-î Kazhaw Kirche in der Geschichte des Christentums
Die archäologische Stätte Gird-î Kazhaw befindet sich in der kurdischen Region im Nordirak, nicht weit von dem Dorf Bestansur entfernt, in dem deutsche Universitätsforscher in den letzten Jahren Studien durchgeführt haben.
Das wichtigste Ergebnis der Ausgrabungen ist die Entdeckung von vergrabenen Steinsäulen und anderen architektonischen Überresten, die beweisen, dass der Gird-î Kazhaw-Komplex die zentrale Kirche eines Klosters war, das um 500 n. Chr. errichtet wurde. Nach Ansicht der Archäologen handelt es sich um die erste bekannte christliche Kirche in der Region. Neben der Kirche fand das Team auch Fragmente eines Kruges mit einem Kreuz, ein Symbol, das in der christlichen Ikonographie zu dieser Zeit selten verwendet wurde.
Die wahre Bedeutung der Entdeckung liegt in der Tatsache, dass die Kirche nur wenige Schritte von einer zoroastrischen Festung persischen Ursprungs entfernt ist. Die Nähe der beiden Bauwerke ist ein klarer Beweis für die friedliche Koexistenz von Christen und Zoroastriern und bietet eine neue Perspektive auf die frühe Geschichte des Christentums.
Religiöser Synkretismus in Georgien
Neben den im Irak entdeckten Kirchenresten wurden auch in Georgien faszinierende archäologische Funde gemacht. Im Palast von Dedoplis Gora entdeckten Forscher ein Heiligtum aus der Zeit vor rund 2.000 Jahren, das Teil einer großen Tempelanlage war. Zu dieser Zeit gehörte die Region zum unabhängigen Königreich Kartli, obwohl der persische Einfluss stark war und zoroastrische Praktiken dort nicht unbekannt waren.
David Gagoshidze, ein Archäologe der Universität Tiflis, erklärte, dass die Könige von Kartli zoroastrische Götter verehrten, die mit dem lokalen georgischen Sternengott-Mythos verwoben waren. Im Palast von Dedoplis Gora wurden drei Heiligtumsräume identifiziert, die jeweils unterschiedlichen religiösen Traditionen gewidmet waren. Ein Raum wurde für zoroastrische Rituale genutzt, ein anderer für die Verehrung des griechischen Gottes Apollo, während im dritten Raum synkretistische Rituale stattfanden, die mehrere religiöse Traditionen miteinander verbanden.
Diese Entdeckung ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Zoroastrismus als offizielle Religion des persischen Reiches in Symbiose mit anderen Glaubenssystemen koexistieren konnte. Mit anderen Worten: Die Praxis des religiösen Pluralismus existierte bereits vor Tausenden von Jahren und beeinflusste auch die Geschichte des Christentums.
Die Geschichte des Zoroastrismus
Der Zoroastrismus ist nach dem persischen Propheten Zarathustra (griechisch: Zoroaster) benannt, der vor etwa 3.500 Jahren lebte. Im Mittelpunkt der Religion steht die Verehrung des “Weisen Herrn” Ahura Mazda, dessen wichtigstes Symbol das Feuer ist. Als offizielle Religion des persischen Sassanidenreichs beherrschte sie die Region über tausend Jahre lang. Nach dem Aufkommen des Islam ging sie jedoch stark zurück und hat heute weltweit nur noch etwa 120.000 Anhänger.
Die archäologischen Funde im Irak und in Georgien zeigen, dass der frühe Zoroastrismus in der Lage war, friedlich mit anderen Religionen zu koexistieren, seien es Christen oder lokale Kulte. Dieses frühe Beispiel für religiösen Pluralismus ist auch heute noch beispielhaft und könnte ein neues Licht auf die Geschichte des Christentums werfen.

