Budapests Schätze werden verscherbelt: Staatliche Paläste in der Innenstadt können heimlich in private Hände übergehen

Ein neuer Immobilienskandal hat in Budapest Empörung ausgelöst: Die Regierung veräußert heimlich und ohne Rücksprache Dutzende staatlicher Gebäude in der historischen Innenstadt der Stadt. Nach Ansicht der Opposition soll damit Staatsvermögen an den Schwiegersohn von Premierminister Viktor Orbán, István Tiborcz, und dessen Geschäftskreise übertragen werden.

Ein Ausverkauf von Budapest?

Wie HVG berichtet, hat in den letzten Tagen eine neue Kontroverse die politische Szene Budapests erschüttert: Die Regierung plant, Dutzende von staatlichen Immobilien im Herzen der Hauptstadt zu verkaufen – still und leise, mit nur wenigen Tagen Vorankündigung – über ein PDF, das auf der Website der Ungarischen Nationalen Vermögensverwaltung AG (MNV) hochgeladen wurde.

Die Liste umfasst historisch bedeutsame Gebäude wie das ehemalige Innenministerium am Széchenyi-Platz, den Palast des Finanzministeriums am József-Nádor-Platz und das mit Ziegeln gedeckte ungarische Staatsschatzamt in der Hold-Straße. Diese ikonischen Wahrzeichen sollen den Besitzer wechseln, ohne dass die Stadtverwaltung etwas dazu beiträgt und ohne dass es einen Stadtentwicklungsplan oder eine langfristige Vision gibt. Dávid Vitézy, der Vorsitzende der Podmaniczky-Bewegung, warnte: “Die Regierung veranstaltet in Budapest praktisch einen Räumungsverkauf”.

Privatisierung oder Plünderung?

Kritiker argumentieren jedoch, dass es sich nicht nur um einen rücksichtslosen Ausverkauf von Vermögenswerten handelt. Nach Ansicht von Péter Magyar, dem Vorsitzenden der Theiß-Partei, handelt es sich um einen orchestrierten Vermögenstransfer, der dazu führen könnte, dass diese hochwertigen Immobilien in den Händen von István Tiborcz und seinen Partnern landen. Magyar besteht darauf, dass es sich nicht um eine traditionelle Privatisierung, sondern um eine regelrechte “Ausplünderung” handelt, die durch privates Kapital, das mit öffentlichen Geldern aufgebläht wurde, erleichtert wird. Er weist darauf hin, dass die Regierung unter der Führung von János Lázár den Unternehmen von Tiborcz überteuerte Bürogebäude für rund 700 Milliarden Forint abgekauft hat – und jetzt könnte dasselbe Geld für den Kauf der wertvollsten staatlichen Paläste in Budapest verwendet werden.

Eine Wolke von unbeantworteten Fragen

Dieses Problem geht über die wirtschaftlichen Aspekte hinaus: Es stellt eine der größten Bedrohungen für das kulturelle Erbe Budapests in der jüngeren Vergangenheit dar. Das historische Stadtzentrum steht unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes, und wie Dávid Vitézy betonte, wäre eine solch bedeutende Entscheidung, die ohne Konsultation und fast im Geheimen getroffen wird, in Europa beispiellos.

Die Situation wirft nicht nur fachliche Bedenken auf, sondern auch ernste Fragen zur demokratischen Rechenschaftspflicht. “Wo ist Alexandra Szentkirályi, die für Budapest zuständige Regierungsvertreterin?” fragte Vitézy und erinnerte daran, dass der Fidesz während einer früheren Kontroverse im Rathaus lautstark protestierte – während er jetzt schweigt.

Bis heute hat die Regierung keine offizielle Erklärung abgegeben, warum diese wichtigen Immobilien verkauft werden oder was das eigentliche Ziel ist. In der Zwischenzeit hat Péter Magyar klargestellt: Sollten die Theiß-Partei oder andere Oppositionskräfte an die Macht kommen, würde ein neues Amt für die Wiedererlangung und den Schutz des nationalen Vermögens alle derartigen Transaktionen untersuchen und das verschwendete öffentliche Eigentum zurückfordern.

Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte: Budapests historischer Charakter, sein kulturelles Erbe und seine gemeinsame Identität stehen auf dem Spiel. Die Einwohner der Stadt sowie Berufs- und Bürgerorganisationen verlangen zu Recht Antworten auf die Frage, wer davon profitiert – und warum – wenn die letzten Juwelen des Budapester Staatseigentums übergeben werden.

Lesen Sie weitere Nachrichten zum Thema Immobilien auf Daily News Hungary.

Lesen Sie auch:

Um diesen Artikel auf Ungarisch zu lesen oder zu teilen, klicken Sie hier: Helló Magyar

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *