Der Handel mit Kryptowährungen kann bereits ein Verbrechen sein: ein neues ungarisches Gesetz ist in Kraft getreten

Seit Juli ist der unerlaubte Handel mit Kryptowährungen in Ungarn offiziell eine Straftat. Als Teil eines größeren Gesetzespakets wurden zwei neue Straftatbestände in das Strafgesetzbuch aufgenommen, die den Austausch und Vertrieb von Kryptowährungen streng regeln. Die Änderungen könnten nicht nur Dienstleister, sondern auch normale Nutzer ernsthaft betreffen.
Gesetz ohne Vollstreckung
Einem ausführlichen Bericht von Telex zufolge hat das ungarische Parlament Mitte Juni den umfassenden Gesetzesentwurf verabschiedet, der die neuen Anti-Krypto-Maßnahmen beinhaltet. Das Gesetz führt zwei neue Straftatbestände ein: das Anbieten von nicht genehmigten Krypto-Tauschdiensten und die Nutzung solcher Dienste. Beide werden als kriminelle Aktivitäten betrachtet und können zu schweren Gefängnisstrafen führen.
Das Hauptproblem mit dem Gesetzentwurf T/11922/13, der am 17. Juni 2025 verabschiedet wurde, ist, dass das Gesetz zwar in Kraft getreten ist, aber die für seine Umsetzung erforderlichen Details – wie z.B. welche spezifischen Lizenzen für den legalen Handel mit Kryptowährungen erforderlich sind und wie man sie erhält – noch immer nicht vorliegen. Mit anderen Worten, das Gesetz kriminalisiert eine Aktivität, die derzeit nicht legal ausgeübt werden kann.
Freiheitsstrafen von bis zu 8 Jahren
Nach der Gesetzesänderung kann das Betreiben einer Kryptobörse ohne Lizenz mit einer Gefängnisstrafe von bis zu acht Jahren bestraft werden. Aber nicht nur den Anbietern drohen Strafen – auch die Nutzerdieser Dienste können strafrechtlich verfolgt werden. So kann beispielsweise jemand, der seinen Bitcoin über eine nicht lizenzierte Plattform verkauft, je nach Höhe des Betrags zu 2 bis 5 Jahren Gefängnis verurteilt werden.
Für besonders große Transaktionen (über 50 Millionen Forint) kann eine Strafe von 3 Jahren verhängt werden; bei Beträgen von mehr als 500 Millionen Forint kann die Strafe bis zu 5 Jahren betragen.

Eine halbe Million Ungarn in rechtlicher Gefahr
Schätzungsweise 500.000 Menschen in Ungarn besitzen irgendeine Form von Krypto-Vermögenswerten, von denen viele sie legal mit versteuertem Einkommen erworben haben. Diese Personen befinden sich nun in einer rechtlichen Grauzone: Der Besitz von Kryptowährungen ist zwar nicht verboten, aber der Verkauf oder Tausch ist nicht mehr legal. Da es keine lizenzierten ungarischen Börsen gibt, würde praktisch jeder, der versucht, Kryptowährung in Fiat-Währung umzutauschen, eine Straftat begehen.

Kollision mit EU-Vorschriften
Viele glauben, dass hinter der neuen Gesetzgebung politische Motive stehen. Der Zeitpunkt, das Fehlen von Durchführungsbestimmungen und die Härte der Strafen deuten darauf hin, dass die Regierung möglicherweise ein politisches Signal aussendet, dass das “Spielen mit Kryptowährungen” nicht mehr willkommen ist.
In der Praxis weiß jedoch niemand, was legal ist und was nicht. Die ungarische Aufsichtsbehörde für regulierte Aktivitäten (SZTFH), die Krypto-Dienstleister lizenzieren soll, hat noch keine Verfahrensrichtlinien veröffentlicht. Infolgedessen existiert das Gesetz zwar, aber die Einhaltung ist nahezu unmöglich.
Was kommt als nächstes?
Krypto-Dienstleister – wie das ungarische Unternehmen CoinCash und globale Plattformen wie Binance – warten erst einmal ab. Viele hoffen, dass künftige Durchführungsbestimmungen die strengen Beschränkungen abmildern oder zumindest einen Weg zu einem legalen Betrieb bieten werden.
In der Zwischenzeit wird der ungarische Kryptosektor von Angst und Unsicherheit überschattet. Die Frage ist nicht mehr, was die Zukunft für die Kryptowährung bereithält, sondern ob die bloße Berührung mit ihr eine Gefängnisstrafe riskiert.
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