Der mysteriöse Grabstein im Budapester Stadtpark: Wer wurde unter dem Wort ‘FUIT’ begraben?

Zwischen der Statue der ‘Lesenden Frauen’ und dem Verkehrsmuseum im Budapester Stadtpark liegt ein Grabstein mit einem einzigen Wort: FUIT. Aber wer wurde dort beigesetzt und was bedeutet die Inschrift?
Jahrzehntelang kursierten Gerüchte über die Herkunft des Grabes. Einige glaubten, es sei die letzte Ruhestätte eines Selbstmörders. Andere spekulierten, es gehöre einem Spender, der der Stadt einen Teil des Parks geschenkt hatte, einem desillusionierten Dichter oder einem ungarischen Adligen, dessen Romanze mit einer jungen Gräfin in einem Liebeskummer endete.
Ein Grabmal, auf dem nur “FUIT” steht: Wem gehört es?
In den 1950er Jahren kursierten mehrere Geschichten über den mysteriösen Bewohner des Grabes, so BudAPPest. Eine Theorie besagt, dass das Grab die Überreste eines gequälten Dichters beherbergt, eine andere, dass es eine tragische Liebesgeschichte zwischen einem Adligen und einer Gräfin darstellt. Aber wie viele Mythen waren auch diese Geschichten weit von der Wahrheit entfernt.
Archivrecherchen ergaben, dass es sich bei dem unter dem Stein begrabenen Mann um den 1806 verstorbenen Rechtsanwalt Jakab Horváth handelte. In seinem Testament stiftete er der Stadt Pest 700 Forint mit der Auflage, dass er in dem damals als “Ökördűlő” oder “Battyány-Wald” bekannten Gebiet – dem heutigen Stadtpark – begraben werden sollte und dass sein Grabstein nur das Wort “Fuit” tragen sollte. Die Grabstätte wurde von Zitterbach Mátyás eingemauert, und der Grabstein wurde von János Okenfusz angefertigt.

Das exzentrische Leben von Jakab Horváth
Der 1738 in dem Dorf Toporcz geborene Horváth wurde ein erfolgreicher Anwalt. Doch trotz seiner Erfolge mied er die irdischen Freuden – er heiratete nie, verbrachte die meiste Zeit in seiner Bibliothek, zeigte wenig religiöses Interesse und führte ein strenges Leben. Er war jedoch ein Jakobiner, der die Angeklagten in dem berühmten Martinovics-Verschwörungsprozess verteidigte. Horváth arbeitete als Gutsverwalter für Fürst Grassalkovich und wurde von Zeitgenossen als “philosophischer, etwas exzentrischer, aber angesehener Bürger von Pest” beschrieben, so Dívány.
Bei seinem Tod vermachte er sein gesamtes Vermögen wohltätigen Zwecken, mit einer einzigen Bitte an den Stadtrat von Pest: Er wollte in einem ruhigen Garten unter einem bescheidenen oder philosophischen Grabstein mit der Inschrift “Fuit” begraben werden. Die Wahl fiel auf ein Grundstück in der Nähe der heutigen Hermina-Kapelle in Zugló: damals ein abgelegenes, sumpfiges Gebiet, das seinem letzten Wunsch entsprach.
Was bedeutet “FUIT”?
Auf dem Grabstein stehen weder Name noch Datum – nur vier Buchstaben: FUIT. Man könnte es für ein Akronym halten, aber eigentlich ist es ein lateinisches Wort, das “war” oder “war” bedeutet.

Kulturelle Bedeutung des Grabes
Horváths Ruhestätte wurde 1955 restauriert, nachdem sich eine lokale Bürgergruppe, der Herminamező Bürgerkreis, für ihren Erhalt eingesetzt hatte. Nach Angaben von Köztérkép meldete sich der Steinmetz Sándor Antal freiwillig, um den Grabstein zu renovieren. Unter der Leitung des Forschers Péter Buza begann eine lange Untersuchung, um die genaue Lage des Grabes zu bestimmen, die in früheren Aufzeichnungen nicht identifiziert worden war. Mit modernen Geräten wurde das Grab schließlich am 30. August 1995 wiederentdeckt.
Jahrelang wussten die Parkwächter nicht einmal, dass sich unter dem Stein eine Gruft befand. Doch 1955 legten Arbeiter beim Pflanzen von Sträuchern zufällig die Grabkammer frei und sahen den verwesenden Sarg durch die Oberfläche lugen. Der Verstorbene wurde in einem doppellagigen Sarg gefunden, der mit zeitgenössischer Kleidung bekleidet war.
Der Bürgerkreis Herminamező ließ die Gruft restaurieren, gab eine neue Nachbildung des beschädigten Steins in Auftrag und die Gartenbaufirma der Stadt zäunte das Gelände zum Schutz ein. Seitdem ist es zur Tradition geworden, dass lokale Bürgergruppen – darunter der Budapester Stadtschutzverband, der Herminamező-Zivilkreis und die Liget-Republik – die jährliche Parksaison am Ostersonntag mit einer Kranzniederlegung zum Gedenken eröffnen.
Das Leben und Vermächtnis von Jakab Horváth sowie die Geschichte seines Grabes werden sogar von dem Dichter János Arany in seinem Werk “Lied des Pester Parks” erwähnt. Arany reiste oft mit dem Staatsmann Ferenc Deák im Omnibus in den Stadtpark, und sein Gedicht aus dem Jahr 1877 schildert die Atmosphäre des Parks sehr anschaulich. In den letzten Zeilen verweist er sogar auf den mysteriösen Grabstein.
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