Hätten Sie das gedacht? Dieses Metall schadet dem menschlichen Körper seit 2 Millionen Jahren

Nach Experimenten eines australischen Forscherteams könnte ein Metall, das auch heute noch häufig vorkommt und als gefährlich gilt, eine sehr schädliche Wirkung auf die Gesundheit der Neandertaler und anderer früher menschlicher Vorfahren gehabt haben.
Wenn der Begriff Höhlenmensch fällt, denken viele Menschen sofort an den Neandertaler. Wir wissen eine ganze Menge über diesen uralten Verwandten von uns – fossile Funde verraten viel über seine körperlichen Merkmale und seine Lebensweise. Eine aktuelle Studie hat jedoch einen überraschenden Faktor ans Licht gebracht, der zum Aussterben der Neandertaler beigetragen haben könnte: eine Substanz, die nicht nur in der modernen Welt eine Bedrohung darstellt, sondern auch vor Millionen von Jahren die menschliche Gesundheit beeinträchtigt haben könnte, berichtet Live Science.
Bleivergiftung ist nichts Neues
Nach den Erkenntnissen einer Gruppe australischer Forscher existiert Blei in seiner natürlichen Form seit mehr als zwei Millionen Jahren in der Umwelt der Menschen und ihrer Vorfahren und birgt ernsthafte Gesundheitsrisiken. In großen Mengen schädigt es das zentrale Nervensystem und andere lebenswichtige Organe. Außerdem kann es Verhaltensstörungen und Lernschwierigkeiten verursachen, insbesondere bei Kindern.
Das mag überraschen, denn Metallvergiftungen – insbesondere Bleivergiftungen, die typischerweise mit alten Farben und Baumaterialien in Verbindung gebracht werden – gelten normalerweise als ein modernes Problem. Es scheint fast schwer vorstellbar, dass solche Substanzen auch unseren alten Vorfahren geschadet haben könnten.
Laut Renaud Johannes-Boyau, einem Forscher an einer australischen Universität, haben Phänomene wie anhaltende Dürre, Nahrungs- und Wasserknappheit oder die Belastung durch Giftstoffe einen doppelten Charakter. Während sie das Überleben einer Art bedrohen, treiben sie auch die natürliche Selektion voran und verbessern die Anpassungsfähigkeit.
Sie untersuchten Zahnreste
Während ihrer Forschung verglichen die Wissenschaftler 51 verschiedene Zahnproben und suchten nach Anzeichen von Bleiverunreinigungen. Die Proben waren zwischen etwa 100.000 und fast 2 Millionen Jahre alt und stammten von verschiedenen Homininenarten – darunter Homo sapiens, Neandertaler, Australopithecus africanus und sogar die ausgestorbene Affenart Gigantopithecus blacki.
Blei wurde in mehr als 70% der Proben nachgewiesen, manchmal in geringen Mengen, manchmal in größeren Konzentrationen. Laut Johannes-Boyau könnte selbst eine minimale Exposition eine erhebliche Auswirkung auf die Entwicklung des Nervensystems und die spätere Gehirnfunktion insbesondere von Kindern gehabt haben.
Es könnte die Entwicklung der Sprache beeinflusst haben
Um ihre Hypothese zu testen, schufen die Forscher Organoide zur Gehirnmodellierung – einige davon vereinfachte Mini-Gehirne, andere komplexe Modelle in Originalgröße. Jedes Modell enthielt eine Version des NOVA1-Gens, eines Gens, dessen spezielle Variante eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Sprache spielt, das aber in einer primitiveren Form im Genom der meisten Vorfahren des Menschen vorhanden war.
Bei den Experimenten zeigte die moderne Variante des NOVA1-Gens eine viel größere Widerstandsfähigkeit, wenn sie Blei ausgesetzt wurde, als ihre früheren Versionen. Beim Homo sapiens spielt NOVA1 eine entscheidende Rolle für die Funktion eines anderen Gens, FOXP2, das direkt für die Sprachproduktion verantwortlich ist. Selbst bei einer Bleivergiftung bleibt diese Interaktion stabil und wirksam.
Bei früheren menschlichen Spezies gab es diesen Schutzmechanismus jedoch nicht – ein weiteres Beispiel für die natürliche Selektion, durch die der Homo sapiens einen biologischen Vorteil gegenüber seinen Vorgängern erlangte.
Es bleiben noch Fragen offen
Obwohl die Experimente die Wechselwirkung zwischen Blei und den beiden genannten Genen klären, bleiben viele Fragen offen. Wie Debbie Guatelli-Steinberg, Anthropologin an der Ohio State University, betont, ist immer noch unklar, wie so große Mengen an Blei in der Umwelt der Neandertaler und anderer früher Menschen vorhanden sein konnten oder wie es in so großen Mengen in ihre Körper gelangte.

