Papst Leo XIV. empfängt den ungarischen PM Orbán und seine Familie im Vatikan

Papst Leo XIV. hat am Montagmorgen den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Das fast einstündige Treffen fand im Arbeitszimmer des Papstes statt. Anschließend wurden die Familie und die Delegation Orbáns vorgestellt und die Geschenke feierlich ausgetauscht.
Der Vatikan gab später am Tag ein offizielles Kommuniqué heraus, in dem er bestätigte, dass die Gespräche in einer “herzlichen Atmosphäre” stattfanden und sich auf die bilateralen Beziehungen, die christlichen Werte und die globalen Herausforderungen, einschließlich der anhaltenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, konzentrierten.
Viktor Orbán hat Papst Franziskus viermal getroffen
Viktor Orbán hat Papst Franziskus im Laufe der Jahre fünfmal offiziell im Vatikan oder anderswo getroffen:
1. September 2021 – erstes Treffen mit Papst Franziskus in Budapest, während des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses.
2. April 2022 – offizielles Treffen im Vatikan.
3. April 2023 – Papst Franziskus’ apostolischer Besuch in Ungarn, Treffen mit Orbán in Budapest.
4. 3. Dezember 2024 – persönliche Audienz im Vatikan.
Weitere offizielle Treffen und Konsultationen, bei denen sich Orbán mit anderen führenden Persönlichkeiten des Vatikans traf, darunter Kardinal Pietro Parolin. Die vier Treffen fanden in vier aufeinanderfolgenden Jahren statt, und die Gespräche drehten sich regelmäßig um die Themen Frieden, Schutz der Familien und gemeinsame christliche Werte.
Starke bilaterale Beziehungen und gemeinsame christliche Prioritäten
Nach Angaben des Pressebüros des Heiligen Stuhls betonten Papst Leo XIV. und Ministerpräsident Orbán die Stärke der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Ungarn und äußerten ihre Wertschätzung für die Rolle der katholischen Kirche in der ungarischen Gesellschaft.
“In den Gesprächen wurde der Beitrag der Kirche zur sozialen Entwicklung und zum Wohlergehen der ungarischen Gemeinschaft hervorgehoben”, so die Erklärung des Vatikans, “insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Familie, die Bildung und die Zukunft der jungen Menschen.”
Beide Seiten betonten auch die Bedeutung des Schutzes der am meisten gefährdeten christlichen Gemeinschaften auf der ganzen Welt – ein wiederkehrendes Thema in der internationalen Politik Ungarns in den letzten Jahren.
Treffen mit hochrangigen Vertretern des Vatikans
Nach seiner Audienz beim Heiligen Vater traf Premierminister Orbán mit Kardinal Pietro Parolin, dem Staatssekretär des Vatikans und Erzbischof Paul Richard Gallagher, dem Sekretär für die Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen, zusammen.
Bei den Treffen wurde das gemeinsame Engagement für christliche Solidarität, Dialog und Frieden bekräftigt, mit besonderem Augenmerk auf die humanitären und geopolitischen Krisen in Europa und der Welt.
“Die Gespräche betrafen auch wichtige europäische Themen”, heißt es in der Erklärung weiter, “mit besonderem Augenmerk auf den Krieg in der Ukraine und die Lage im Nahen Osten.”
Zu der Delegation, die in den Vatikan reiste, gehörten János Nagy, Staatssekretär an der Spitze des Büros des Premierministers, sowie Zsolt Semjén, Vorsitzender der KDNP und stellvertretender Premierminister.
Orbán: Ungarn sucht die Unterstützung des Vatikans für den Frieden
Auf seinen offiziellen Social-Media-Accounts teilte Viktor Orbán mit, dass er den Papst gebeten habe, die ungarischen Friedensinitiativen und Bemühungen zur Förderung des Dialogs inmitten der anhaltenden internationalen Konflikte zu unterstützen.
Orbán hat Ungarn wiederholt als “Pro-Friedens-Stimme” in Europa positioniert. Er weicht oft vom EU-Mainstream ab, indem er sich gegen eine weitere Eskalation ausspricht und für diplomatische Lösungen in der Ukraine und darüber hinaus plädiert.
Der Besuch des Premierministers hatte auch eine persönliche Dimension – er wurde von seiner Frau Anikó Lévai und mehreren seiner Enkelkinder begleitet. Die von der ungarischen Regierung veröffentlichten Fotos zeigen die Familie bei der Begrüßung von Papst Leo XIV. nach dem privaten Treffen.
Der Kontext: Ungarns Diplomatie zwischen Glaube und Politik
Die Audienz im Vatikan spiegelt Ungarns langjährige Betonung der christlichen Werte in seiner Außenpolitik wider. Budapest hat versucht, sich als Verteidiger traditioneller Familienmodelle und als Beschützer verfolgter Christen zu präsentieren, Themen, die oft in Orbáns Rhetorik und internationalen Initiativen auftauchen.
Das 2016 eingerichtete ungarische Staatssekretariat für die Hilfe verfolgter Christen ist nach wie vor eine der wenigen Regierungsstellen weltweit, die sich speziell dieser Aufgabe widmet.
Der Vatikan hat unter Papst Leo XIV. ebenfalls ein wachsendes Interesse an religiöser Koexistenz, Bildung und sozialem Zusammenhalt gezeigt, insbesondere in Mittel- und Osteuropa.
Austausch von Geschenken und ein Familientreffen
Zum Abschluss des Treffens stellte Orbán dem Papst seine Familie vor und überreichte mehrere symbolische Geschenke, während Papst Leo XIV. im Gegenzug päpstliche Medaillons und Bücher anbot. Der Vatikan bezeichnete den Austausch als “ein Zeichen des gegenseitigen Respekts und der gemeinsamen geistigen Werte”.
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