Debatte über das Schicksal von Ungarns berühmter Basilika-Ruine

Eine der berühmtesten mittelalterlichen Ruinen Ungarns, die Zsámbék-Basilika, könnte schon bald wiederauferstehen: Doch nicht alle sind sich einig darüber, was das bedeuten soll. Die Vorbereitungen für den Wiederaufbau sind im Gange, aber die Frage, ob die Kirche restauriert oder als Ruine erhalten werden soll, spaltet Experten und Einheimische gleichermaßen.

Neues Kloster und Besucherzentrum geplant

Im Frühjahr 2023 schrieb die Stadtverwaltung von Zsámbék einen Designwettbewerb mit dem Titel “Revitalisierung der Alten Kirche von Zsámbék und ihrer Umgebung” aus. Zweiundzwanzig Einsendungen gingen ein, und der Siegerentwurf kam von KÖZTI Zrt.

Nach Angaben von Magyar Építők wird das Unternehmen detaillierte Pläne für rund 1,1 Milliarden Forint erstellen, während die Gesamtinvestition 10 Milliarden Forint erreichen könnte.

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Die Ruinen der Basilika von Zsámbék aus der Vogelperspektive. Foto: Wikimedia Commons / Civertan

Nach dem vorgeschlagenen Konzept könnte der Prämonstratenserorden wieder in der Nähe der historischen Kirche leben. Über oder neben den Ruinen der mittelalterlichen Abtei würde ein neues Kloster mit Mönchsunterkünften, Arbeitsräumen und Gästezimmern gebaut werden. Ein Teil des Komplexes würde als klösterliche Klausur abgeriegelt werden.

Auch der Tourismus spielt in den Plänen eine wichtige Rolle. Es ist ein modernes Besucherzentrum mit einer interaktiven Ausstellung über den Prämonstratenserorden und die Geschichte der Basilika vorgesehen. Teile der derzeitigen Steinsammlung sollen hierher verlegt werden und die Einrichtung soll einen Konferenzsaal für 120-180 Personen umfassen. Die Entwickler rechnen mit etwa 60.000 Besuchern pro Jahr, sobald das Projekt abgeschlossen ist.

Nicht jeder begrüßt den Wiederaufbau

Die Pläne für den Wiederaufbau und die Erweiterung der Stätte haben zahlreiche Bedenken hervorgerufen. Laut Szemlélek befürchten sowohl Fachleute als auch Mitglieder der örtlichen Gemeinde, dass das Projekt die einzigartige Identität der Stätte als erhaltene Ruine zerstören könnte.

Das Ungarische Nationalkomitee von ICOMOS, das der internationalen Organisation zur Erhaltung des kulturellen Erbes angehört, argumentiert, dass die Zsámbék-Basilika ein ikonisches Denkmal ist, das als Ruine erhalten werden sollte, ähnlich wie das Kolosseum in Rom oder die Pont d’Avignon in Frankreich.

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Die Ruinen der Zsámbék-Basilika sind derzeit von einem Zaun umgeben, aber das Gelände bleibt für Besucher geöffnet und kann umrundet werden. Foto: HellóMagyar

Die Archäologin Ilona Valter, die einst an Ausgrabungen an der Stätte teilnahm, äußerte ebenfalls starke Vorbehalte. Sie warnte, dass der Bau eines neuen Klosters nur durch den teilweisen Abriss der ursprünglichen mittelalterlichen Mauern möglich sei.

“Ich persönlich bin erschüttert von der Vorstellung, dass der Prämonstratenserorden mit Hilfe eines ehemaligen Architekten ein modernes Kloster auf den mittelalterlichen Ruinen errichten will und daneben ein Besucherzentrum”, sagte sie gegenüber Szemlélek.

Andere Experten argumentieren jedoch, dass die Basilika aus weichem Sandstein gebaut wurde, der immer weiter verfällt. Ohne irgendeine Form des Eingreifens könnte das Bauwerk schließlich zusammenbrechen.

Gemeindepfarrer: Eine Entscheidung muss bald getroffen werden

Nach Ansicht von Pater Dénes Márton Holnapy, dem Prämonstratenserpfarrer von Zsámbék, wäre es unverantwortlich, die Entscheidung hinauszuzögern.

“Wir können nicht zulassen, dass die Kirche zusammenbricht, während wir uns streiten. Wenn das passiert, haben wir Jahre der Gelegenheit vergeudet. Es muss etwas getan werden – die Frage ist nur, was”, sagte er in einem
sagte er in einem Interview.

Pater Holnapy, der auch einen Abschluss in Architektur hat, beobachtet den allmählichen Verfall der Basilika seit Jahrzehnten. Er glaubt, dass das Projekt nur dann erfolgreich sein kann, wenn sich die lokale Gemeinschaft einbezogen fühlt – wenn der neue Komplex nicht nur den Touristen, sondern auch den Einwohnern von Zsámbék dient.

Die Zukunft der Basilika bleibt ungewiss

Obwohl die Planung offiziell begonnen hat, bleibt der Zeitpunkt des Baubeginns unklar. Die zerstörte Basilika ist nach wie vor ein Symbol für Zsámbék, was die Debatte über ihr Schicksal zu einer Angelegenheit von nationaler kultureller Bedeutung macht.

Pater Holnapy gibt zu, dass sie im Moment “auf ein kleines Wunder warten”. Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Die Rettung der Kirche kann nicht länger aufgeschoben werden. Die nächsten Jahre werden über die Zukunft der Basilika entscheiden, ob sie nun wieder aufgebaut oder erhalten wird.

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