Schon im alten Mesopotamien lebten die Menschen in Angst vor Vampiren

Die Angst vor Vampiren begann nicht erst mit Dracula; bereits mehrere tausend Jahre zuvor hatten die alten Mesopotamier eine Reihe von vampirähnlichen Geschichten aufgezeichnet. Den frühesten Zivilisationen der Welt zufolge wurden Geister besonders gefährlich, wenn ein Leben plötzlich oder unvollendet endete – vor allem, wenn der Verstorbene eine junge Frau war.
Die Vampire der modernen Popkultur – von Bram Stokers Dracula bis zu Edward Cullen aus der Twilight-Serie – sind heute alltägliche Figuren des Horrorgenres. Doch die Angst vor der Rückkehr der Toten in die Welt der Lebenden reicht viel weiter zurück als die Wurzeln der gotischen Literatur.
Schon die ersten Zivilisationen der Welt, darunter die des alten Mesopotamien, hatten ihren Glauben an gefährliche Geister schriftlich festgehalten, wie History Extra berichtet.
Vampirmythen haben uralte Ursprünge
Archäologische Funde zeigen, dass schon prähistorische Menschen die Rückkehr der Toten fürchteten. Prähistorische Gräber offenbaren Bestattungspraktiken, die offenbar verhindern sollten, dass Leichen wieder auferstehen – mit Steinen festgenagelte Skelette, eng gefesselte Leichen und sogar enthauptete Überreste wurden im Laufe der Zeit gefunden.
Die Glaubenssysteme der verschiedenen Völker wurden jedoch erst mit dem Aufkommen der Schrift bekannt. Die frühesten Dokumente stammen aus Mesopotamien – im heutigen Irak und in Teilen Syriens, der Türkei und des Irans – wo die Städte Uruk, Ur und Babylon einst blühten. Hier entstand die Keilschrift, zusammen mit Texten, die bereits Hinweise auf Untote und blutgierige Wesen enthalten.
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus Mesopotamien
Im 7. Jahrhundert v. Chr., zur Zeit des neuassyrischen Reiches, gab es detaillierte Aufzeichnungen darüber, was zu tun ist, wenn man glaubt, dass die Toten wieder unter den Lebenden wandeln. Diese Texte boten den Priestern eine Anleitung für Fälle, in denen ein Leichnam eine spirituelle Bedrohung darstellte – was bedeutet, dass die Angst vor den Untoten nicht nur ein Mythos war, sondern Teil der religiösen Praxis.
Die alten Mesopotamier glaubten, dass ein friedlicher Tod im hohen Alter es der Lebenskraft ermöglicht, sich richtig zu verteilen. Ein plötzlicher, vorzeitiger Tod hingegen ließ die Dinge unvollendet und hielt die Lebenskraft im Körper gefangen. Diese Vorstellung nährte spätere Vampirtraditionen, die oft davon ausgingen, dass diejenigen, die auf unnatürliche Weise starben, ruhelos bleiben würden.

Junge Frauen galten als besonders gefährliche Geister
Im mesopotamischen Glauben – wie auch in vielen anderen Kulturen – galten junge Frauen als die gefährlichsten Toten. Das Leben von Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren endete oft früh: Sie konnten bei der Geburt sterben oder hatten geringere Chancen, eine schwere Krankheit zu überleben. Diese unvollendeten Schicksale machten es wahrscheinlicher, so glaubten die Menschen, dass sie als böse Geister zurückkehren würden.
Einige Kulturen lehrten, dass junge Frauen eine besonders starke spirituelle Energie besaßen, die, wenn sie vorzeitig starben, im Körper gefangen blieb, was die Furcht vor ihrer Rückkehr noch verstärkte.
Auch die weiblichen Dämonen der mesopotamischen Mythologie folgen diesem Muster. Lilitu war kinderlos und machte Jagd auf die Kinder anderer, während Lamashtu Säuglinge und schwangere Frauen angriff. Obwohl sie keine Vampire sind, fügen sich diese Figuren in die breitere Tradition gefährlicher weiblicher Geister ein.
Warum hat sich dieser Glaube so weit verbreitet?
Mesopotamien war das kulturelle Herz des Nahen Ostens und sein Glaube reiste weit und ging über Jahrhunderte in neuere Kulturen über. Griechische Mythen, hellenistische magische Texte, römische Erzählungen über wiederbelebte Tote und frühchristliche Warnungen vor unsachgemäßen Bestattungen enthalten alle ähnliche Elemente.
Das mesopotamische Erbe ging also nie verloren: Es überdauerte, wandelte sich und gipfelte schließlich in der Vampirliteratur und den modernen Horrorfilmen.

