Bald sehen wir den Lohn unserer Kollegen – drohen Konflikte am Arbeitsplatz?

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das ist für viele ein vertrauter Slogan, aber die Umsetzung in die Praxis ist weitaus schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Deshalb hat der europäische Gesetzgeber einen verwaltungstechnischen Ansatz entwickelt, um dies durchzusetzen: Wenn ich sehen kann, was mein Kollege verdient, kann ich auch den gleichen Betrag verlangen oder sogar beschließen zu gehen, wenn ich nicht fair bezahlt werde.

Frauen verdienen deutlich weniger als Männer

Der Fachbegriff dafür ist Lohntransparenz, ein klares und offenes System, das festlegt, welche Gehaltsspanne für eine bestimmte Stelle oder Position fair ist und erwartet wird, unabhängig vom Geschlecht.

In Ungarn zum Beispiel zeigen Statistiken, dass Frauen für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 17% weniger verdienen als Männer. In der gesamten Europäischen Union ist die Kluft mit 13 % etwas geringer, aber von einer echten Lohngleichheit für gleiche Aufgaben ist man noch weit entfernt.

Die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz wird sowohl für private Unternehmen als auch für den öffentlichen Sektor gelten. Die Mitgliedstaaten haben bis zum nächsten Oktober Zeit, eigene Regelungen zur Förderung der Lohntransparenz zu schaffen. Von diesem Zeitpunkt an müssen die Unternehmen nachweisen, dass ihre Lohnstrukturen auf objektiven, geschlechtsneutralen Kriterien beruhen, die einen fairen Vergleich des Wertes der geleisteten Arbeit ermöglichen.

Pay transparency in Hungary
Foto: depositphotos.com

Es ist viel besser, wenn zukünftige Mitarbeiter ihr Gehalt im Voraus kennen

Die Richtlinie deckt das gesamte Vergütungssystem ab, sodass Boni, Prämien und andere Vergünstigungen nicht mehr dazu verwendet werden können, den wahren Verdienst eines Mitarbeiters zu verschleiern.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Gehälter personalisiert werden. Das Ziel ist vielmehr, dass die Bewertungs- und Zahlungsprozesse transparent und einfach sind und keinen Raum für Diskriminierung lassen.

Die jüngste Studie von PwC zeigt, dass die Arbeitnehmer nicht in erster Linie eine personalisierte Vergütung wünschen, sondern vielmehr Klarheit über die Kriterien, nach denen das Management die Gehälter festlegt. Laut Profession.hu sind Stellenanzeigen, die Gehaltsangaben enthalten, bereits um 20 % effektiver, sodass die Unternehmen ermutigt werden, diese Praxis freiwillig zu übernehmen.

Das Gesetz muss noch veröffentlicht werden

Die ungarische Gesetzgebung zu diesem Thema muss noch veröffentlicht werden. Um Unternehmen bei der Vorbereitung auf diese Änderungen zu unterstützen, haben PwC und Profession.hu ihre Kräfte gebündelt. Ihre Kampagne, die sich auf soziale Medien, Podcasts, Videos, Fachartikel und Veranstaltungen stützt, zielt darauf ab, Unternehmen einen Leitfaden für die EU-Richtlinie an die Hand zu geben – mit zahlreichen praktischen Tipps für die Einführung transparenter Vergütungspraktiken, noch bevor die Gesetze in Kraft treten.

In ihrem ersten Video erklären sie genau, welche Daten Unternehmen veröffentlichen müssen und wann sie bei der Einstellung Gehaltsinformationen zu bestimmten Positionen offenlegen müssen. Sie können sich das Video ansehen, leider ist es auf Ungarisch.

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