Ungarisches Energieunternehmen auf Abkehr von russischem Gas vorbereitet: Verbraucher müssen mit Preiserhöhungen rechnen

Laut MVM wäre Ungarn in der Lage, die Gasversorgung in Zukunft auch dann zu gewährleisten, wenn die russischen Gasimporte reduziert würden. Das Management des Unternehmens ist der Ansicht, dass die Versorgungssicherheit zwar längerfristig aufrechterhalten werden kann, die Umstellung aber auch für die Verbraucher spürbar sein wird.

Das ungarische Energiesystem ist in hohem Maße von russischen Gaslieferungen abhängig, daher könnte der von der EU geplante Importstopp bis Ende 2027 das Land besonders empfindlich treffen.

Nach der Entscheidung könnten bereits ab Juni 2026 Einschränkungen für kurzfristige Pipeline-Gasverträge gelten, was bedeutet, dass Ungarn gezwungen sein könnte, seine Beschaffungsstrategie innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums umzustrukturieren. Die ungarische Regierung hat jedoch heftige Kritik geäußert und angekündigt, dass sie die Maßnahme vor dem Gerichtshof der Europäischen Union anfechten wird.

Das Management der MVM Group argumentiert jedoch, dass das staatliche Energieunternehmen auch dann noch in der Lage sein wird, die heimischen Verbraucher mit Erdgas zu versorgen, wenn die russischen Importe aufgrund der von der EU angekündigten regulatorischen Änderungen eingestellt werden.

Károly Mátrai, CEO von MVM, betonte im Gespräch mit Reuters, dass die Entkopplung nicht ohne Folgen bleiben werde und dass die Verbraucher in Zukunft sicherlich mit höheren Preisen rechnen müssten.

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Neue Lieferanten könnten russisches Gas ersetzen

Nach dem derzeitigen System verbraucht Ungarn jährlich etwa 8 Milliarden Kubikmeter Erdgas, das zum Teil im Rahmen eines langfristigen russischen Vertrags und zum Teil auf dem regionalen Spotmarkt gekauft wird.

Laut Mátrai ist der europäische Markt jedoch bereits in der Lage, ausreichende alternative Mengen bereitzustellen, um das verlorene russische Gas zu ersetzen. Er erklärte, dass das Unternehmen mit mehreren Lieferanten verhandelt, obwohl keine konkreten Namen bekannt gegeben wurden.

Darüber hinaus hat sich MVM bereits Kapazitäten am LNG-Terminal Krk in Kroatien gesichert, wo das Unternehmen rund eine Milliarde Kubikmeter Gas pro Jahr buchen kann. Darüber hinaus hat das Unternehmen Vereinbarungen mit mehreren internationalen Energieunternehmen geschlossen, darunter Shell und das französische Unternehmen Engie.

Diese Verträge werden es ermöglichen, ab 2026 jährlich einige hundert Millionen Kubikmeter zu importieren und damit einen erheblichen Teil des ungarischen Bedarfs zu decken.

Die Umstellung auf alternative Quellen ist jedoch nicht nur eine technische, sondern auch eine wirtschaftliche Angelegenheit. Der CEO wies darauf hin, dass die Lieferungen von LNG-Terminals und die Verlängerung der Transportwege letztlich den Gaspreis erhöhen können.

Was wird mit dem langfristigen russischen Vertrag geschehen?

Ungarn importiert derzeit jedes Jahr etwa 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland. Das Schicksal dieses Volumens ist ungewiss geworden, da die EU-Verordnungen voraussichtlich auch für den langfristigen bilateralen Vertrag gelten werden.

Laut Mátrai ist MVM auch auf diese Möglichkeit vorbereitet, und die notwendige Infrastruktur ist bereits vorhanden, damit das Gasnetz des Landes Haushalte und Industriekunden aus mehreren Quellen versorgen kann.

Das Unternehmen ist der Ansicht, dass die Versorgungssicherheit Ungarns längerfristig nicht gefährdet ist, aber höhere Stromrechnungen müssen in jedem Fall berücksichtigt werden. Im Rahmen des derzeitigen subventionierten Preisbildungssystems für den Einzelhandel werden sich die steigenden internationalen Beschaffungskosten früher oder später in den Verbraucherpreisen niederschlagen müssen.

Investitionen, Kraftwerke, Kernenergie

MVM bereitet sich nicht nur auf der Beschaffungsseite vor, sondern auch durch die Entwicklung von Kraftwerken. Derzeit sind drei neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1.590 MW in Planung, die voraussichtlich 2029 in Betrieb gehen werden.

Darüber hinaus beabsichtigt das Unternehmen, zwischen 400 und 600 Milliarden Forint in die Verlängerung der Lebensdauer von Block 1 des Kernkraftwerks Paks zu investieren, der nach seiner Abschaltung zwischen 2032 und 2037 um weitere zwanzig Jahre verlängert werden soll.

Die Beibehaltung der Energieerzeugung auf der Basis von Kernenergie und Erdgas zeigt deutlich, dass Ungarn in der Übergangszeit weiterhin auf fossile Brennstoffe setzen wird, wobei der Schwerpunkt zunehmend auf der Diversifizierung liegt.

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