Ungarn verabschiedet sein erstes Gesetz über künstliche Intelligenz

Das ungarische Parlament hat das erste Gesetz über künstliche Intelligenz in Ungarn verabschiedet. Nach Angaben der Regierung soll damit sichergestellt werden, dass ungarische Unternehmen und alltägliche Nutzer auf sichere und transparente Weise mit KI arbeiten können – und im globalen Technologiewettlauf nicht ins Hintertreffen geraten.
Die Gesetzgebung wurde vom Ministerium für Nationale Wirtschaft ausgearbeitet, das argumentiert, dass dem Schutz kleiner und mittlerer Unternehmen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Beamte sagen, dass die neuen Regeln darauf abzielen, vorhersehbare Bedingungen für Unternehmen zu schaffen und nicht zusätzliche Bürokratie.
Ungarn passt sich dem neuen KI-Rahmen der EU an
Ungarns neues Gesetz lehnt sich eng an das KI-Gesetz der Europäischen Union an, das 2024 in Kraft tritt und für alle Mitgliedstaaten gilt. Die EU-Vorschriften beschränken den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Bereichen, in denen sie das Leben der Menschen erheblich beeinflussen kann – zum Beispiel bei der Kreditwürdigkeitsprüfung oder bei medizinischen Entscheidungen.
Systeme in diesen Kategorien werden als “hochriskant” eingestuft und dürfen nur verwendet werden, wenn sie transparent und gut dokumentiert sind und einer menschlichen Aufsicht unterliegen. Mit anderen Worten: Eine Bank oder ein Versicherer kann sich nicht auf einen “Blackbox”-Algorithmus verlassen, dessen Entscheidungen niemand erklären kann.
Die ungarische Gesetzgebung setzt diesen Rahmen in die nationale Praxis um. Sie benennt die Stellen, die KI-Systeme genehmigen und überwachen und Beschwerden bearbeiten werden. Außerdem wird ein One-Stop-Shop-Modell eingeführt, das nach Angaben der Regierung den Verwaltungsaufwand gering hält und gleichzeitig eine angemessene Aufsicht gewährleistet.
Neuer ungarischer KI-Rat
Das Gesetz schafft auch den Ungarischen Rat für künstliche Intelligenz, ein Gremium, das professionelle Beratung bieten, Technologietrends überwachen und sich mit der Industrie, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft abstimmen soll. Nach Angaben der Regierung wird der Rat als ständiges Beratungsforum für diejenigen fungieren, die sich in der Praxis auf künstliche Intelligenz einstellen müssen.
Was wird sich in der Praxis ändern?
Größere Unternehmen müssen einen KI-Beauftragten ernennen, der für die Überwachung ihrer KI-Systeme und den Kontakt zu den Behörden zuständig ist. Die Unternehmen werden auch Aufzeichnungen über die KI-Tools führen müssen, die sie im Kundenservice oder bei Entscheidungsprozessen einsetzen.
Diese Anforderungen gelten in erster Linie für Banken, Versicherer, staatliche Institutionen und große Dienstleistungsunternehmen. Eines der erklärten Ziele ist es, den unvorsichtigen Einsatz von KI-Tools zu verhindern, die das menschliche Urteilsvermögen ersetzen – oder die Nutzer ohne deren Wissen beeinflussen.
Politik und Bildung bleiben Grauzonen
Während das Gesetz die Nutzung von KI durch Unternehmen und Verbraucher klar regelt, geht es noch nicht im Detail auf politische oder bildungspolitische Zusammenhänge ein.
In den letzten Monaten gab es in Ungarn bereits Fälle, in denen Politiker behaupteten, sie seien mit KI-generierten, irreführenden Videos angegriffen worden – ein Beweis dafür, dass politische Manipulation nicht nur ein theoretisches Problem ist. Die neue Gesetzgebung legt jedoch nicht fest, welche Behörde solche Inhalte untersuchen würde oder welche Verfahren während einer Wahlperiode gelten würden.
Auch für Schulen und Universitäten gibt es keine konkreten Vorgaben, so dass sich die Frage stellt, wie und nach welchen Regeln KI-Tools im Unterricht eingesetzt werden können. Die Frage der KI in Politik und Bildung bleibt also vorerst ungelöst und wird wahrscheinlich später wieder auf die politische Agenda kommen.

