Ungarns neuer Energieplan definiert Russland stillschweigend als Risiko

Ungarns aktualisierter Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKT) unterscheidet sich deutlich von der früheren Darstellung der Regierung über russische Energieimporte.

Während in den offiziellen Mitteilungen der letzten Jahre russisches Gas und Öl als selbstverständlich beschrieben wurden – sogar als “Garantie für billige Energiepreise” – definiert das neue Dokument des Ministeriums die Abhängigkeit des Landes ausdrücklich als ein Risiko, das reduziert werden muss.

In dem überarbeiteten Plan, über den Economx zuerst berichtete, nachdem er auf der Website des Energieministeriums erschienen war, heißt es, dass Ungarns Energieversorgung nach wie vor stark von russischen Importen abhängig ist, insbesondere bei Öl, Erdgas und Kernbrennstoffen.

Dem Dokument zufolge hat der andauernde Krieg zwischen Russland und der Ukraine deutlich gemacht, dass die Risiken, die aus dieser Abhängigkeit resultieren, nun “mit einem breiteren Instrumentarium” angegangen werden müssen, da die bisherigen Versorgungsmodelle keine ausreichende Sicherheit mehr bieten.

“Nicht nur im Interesse Ungarns, sondern auch im Interesse der Region”

Der Text des Ministeriums enthält eine ungewöhnlich direkte Sprache für ein offizielles ungarisches Dokument. Eine Schlüsselpassage lautet:

“Aufgrund der regionalen Rolle des Landes bei der Verteilung von Erdölprodukten liegt es nicht nur im Interesse Ungarns, sondern auch der Region, die Risiken zu bewältigen, die sich aus der Importabhängigkeit und der Diversifizierung der Erdölversorgung ergeben – und damit die Abhängigkeit von dem dominanten Lieferanten, derzeit dem russischen Partner, zu verringern.”

Ein solcher Satz könnte leicht in einem EU-Energiestrategiepapier stehen – und doch stammt er aus einem ungarischen Regierungsdokument. In den vergangenen Jahren wurde in den Mitteilungen der Regierung die Notwendigkeit russischer Importe betont. Noch im Herbst dieses Jahres warnte Außenminister Péter Szijjártó, dass die Energiesicherheit Ungarns ohne russisches Öl und Gas “zerstört” werden würde.

Anfang dieser Woche kündigte Szijjártó an, die Regierung werde “alle politischen und rechtlichen Mittel” einsetzen, um einen neuen EU-Vorschlag zu blockieren, der auf ein Verbot russischer Energieimporte abzielt. Er argumentierte, dass die Europäische Kommission “keine Ahnung hat, welche Konsequenzen ein solcher Schritt hätte” für Länder wie Ungarn oder die Slowakei und behauptete, das Paket würde “die Energiesicherheit zerstören”.

Der Plan des Ministeriums schlägt jedoch einen deutlich anderen Ton an. Es sieht die Verringerung der Abhängigkeit nicht als politische Frage, sondern als strategische Notwendigkeit.

Russische Energie würde bleiben – aber als Risiko

Während sich die Europäische Union darauf vorbereitet, bis 2028 aus allen russischen Öl- und Gasimporten auszusteigen, schlägt der Entwurf des ungarischen Ministeriums einen schrittweiseeren Zeitplan vor. Bis 2030 soll die Importabhängigkeit Ungarns bei Erdgas auf 80 Prozent und bei Öl auf 85 Prozent reduziert werden – kein vollständiger Ausstieg, sondern eine teilweise und schrittweise Entkopplung. Dieser langsamere Ansatz steht im Großen und Ganzen im Einklang mit der langjährigen Rhetorik der Regierung, die der Versorgungssicherheit Vorrang vor einem abrupten Wandel einräumt.

Der Plan nennt mehrere Instrumente, um dies zu erreichen: die Senkung des Gasverbrauchs, die Verbesserung der Energieeffizienz und die Diversifizierung der Importrouten und -lieferanten – mit anderen Worten, es soll sichergestellt werden, dass Ungarn bei der Deckung seines Energiebedarfs nicht mehr ausschließlich von Russland abhängig ist.

Der Plan hebt auch neue oder erweiterte Infrastrukturprojekte hervor, wie das LNG-Terminal Krk in Kroatien, Verbindungen zu italienischen und slowenischen Netzen und eine geplante neue serbisch-ungarische Ölpipeline.

Der Text bricht also nicht mit der allgemeinen Energiepolitik der Regierung, aber seine Formulierungen sind stärker als zuvor auf die strategische Ausrichtung der EU in Bezug auf russische Energie abgestimmt.

Die eigentliche Neuheit liegt in der Sprache selbst. Ungewöhnlich für ein ungarisches Regierungsdokument wird die Abhängigkeit von russischen Importen formell als Risiko definiert. Allein diese Formulierung signalisiert eine subtile, aber signifikante Verschiebung unter der Oberfläche der politischen Rhetorik.

Ein vorsichtiger Schritt, keine vollständige Kehrtwende

Der Entwurf spiegelt zweifellos einen pragmatischeren Ansatz als in den vergangenen Jahren wider, bietet aber nur wenige Details zur praktischen Umsetzung. Die Regierung scheint einen Spagat zwischen zwei Prioritäten zu machen: die Aufrechterhaltung der bestehenden Beziehungen zu Moskau und die Erfüllung der EU-Erwartungen hinsichtlich der Diversifizierung.

So liest sich das Dokument weniger wie ein radikaler Politikwechsel, sondern eher wie eine maßvolle Anpassung an eine sich verändernde geopolitische Landschaft: eine vorsichtige Anpassung statt eines klaren Bruchs.

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