Während die Dürre die Ernten vernichtet, versäumt es Ungarn, seine lebensrettenden Wasserreserven anzuzapfen

Während der Klimawandel Ungarn immer weiter austrocknet, hat es der Landwirtschaftssektor des Landes weitgehend versäumt, das Potenzial der Bewässerung auszuschöpfen. In den letzten Jahrzehnten sind die Dürreperioden häufiger und intensiver geworden, doch der Anteil der bewässerten Flächen ist nahezu unverändert geblieben.
Dies ist besonders auffällig, wenn man bedenkt, dass Ungarns natürliche Bedingungen im Allgemeinen für die Speicherung und Nutzung von Wasser geeignet sind. In der Praxis wird jedoch nur ein Bruchteil dieses Potenzials genutzt.
Diese Situation ist besonders besorgniserregend, denn der Wassermangel verursacht bereits jetzt schwerwiegende Schäden an der landwirtschaftlichen Produktion, und Experten warnen, dass schwere Dürrejahre in Zukunft noch häufiger auftreten werden. Die Frage ist klar: Warum bewässert Ungarn nicht, vor allem wenn der Bedarf dringender denn je ist?

Dürre ist nicht mehr nur ein Sommerthema
Die Auswirkungen des Klimawandels in Ungarn sind in den letzten Jahren immer dramatischer geworden. Trockenheit ist nicht mehr nur ein saisonales Sommerproblem – sie erstreckt sich oft auch auf andere Teile des Jahres. In den letzten Jahren hat der Mangel an Niederschlägen in den Wintermonaten zusammen mit dem Rückgang von Schnee und Schmelzwasser zu längeren Trockenperioden geführt.
Diese Trends decken sich genau mit den Warnungen, die Klimaforscher seit Jahrzehnten aussprechen. Das Klima in Ungarn verändert sich allmählich in Richtung trockener und dürreanfälligerer Bedingungen. Hinzu kommt, dass häufigere Hitzewellen die Bodenfeuchtigkeit weiter verringern.
Ironischerweise gibt es, obwohl das Land unter Wasserknappheit leidet, immer wieder Perioden, in denen große Wassermengen nach Ungarn gelangen, sei es durch Hochwasserspitzen oder durch starke Frühjahrsregen. Ein Großteil dieses Wassers fließt jedoch einfach ab, anstatt zurückgehalten und lokal genutzt zu werden.
Der Zustand der landwirtschaftlichen Bewässerung in Ungarn
Nach Angaben von Agrárszektor.hu stagniert die Größe der bewässerten landwirtschaftlichen Flächen in Ungarn im Wesentlichen, obwohl mehr als ein Jahrzehnt vergangen ist. Zwischen 2011 und 2023 bewegte sich die bewässerte Anbaufläche mit nur geringen Schwankungen konstant zwischen 100.000 und 120.000 Hektar.
Der einzige Ausreißer war das außergewöhnlich trockene Jahr 2022, in dem mehr als 133.000 Hektar zumindest einmal bewässert wurden. Selbst dann war es eine reaktive Maßnahme auf die extreme Trockenheit.
Es ist wichtig zu wissen, dass diese Zahl alle Flächen umfasst, die in dem Jahr mindestens einmal bewässert wurden. Der Anteil der Flächen, die regelmäßig bewässert werden, ist sogar noch geringer. Insgesamt werden nur etwa 2-3% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Ungarns bewässert: eine Zahl, die seit langem sowohl von inländischen als auch von internationalen Experten kritisiert wird.

Pläne zur Bekämpfung des Dürrerisikos
Die ungarische Regierung hat das Ausmaß der Dürregefahr erkannt und kürzlich mehrere Verpflichtungen zum Ausbau der Infrastruktur für die Wasserrückhaltung und Bewässerung angekündigt. Ein Vertreter des Landwirtschaftsministeriums erklärte, man wolle die bewässerbaren Flächen in den nächsten drei Jahren drastisch vergrößern.
Nach diesen Plänen könnte die derzeitige Wasserrückhaltekapazität des Landes von 200 Millionen Kubikmetern innerhalb von drei Jahren auf 3 Milliarden Kubikmeter erweitert werden. Dies würde einen Sprung der bewässerbaren Fläche von derzeit 120.000 Hektar auf 400.000 bis 500.000 Hektar ermöglichen.
Dies wäre ein bedeutender Fortschritt, vor allem wenn man bedenkt, dass in der Realität derzeit nur 80.000 bis 90.000 Hektar pro Jahr bewässert werden. Das übergeordnete Ziel ist es, den Wasserbedarf der ungarischen Landwirtschaft langfristig zu sichern.
Das Programm umfasst verschiedene Subventionen, um Landwirte zu ermutigen, sich an der Entwicklung zu beteiligen oder in ihre eigenen Bewässerungssysteme zu investieren. Die Regierung hofft, dass die geplanten Investitionen in den kommenden Jahren zu einer spürbaren Verbesserung der Bewässerungsraten führen werden.
Die Pläne sind zwar ehrgeizig, stoßen aber bei Landwirtschaftsexperten und Landwirten auf gemischte Reaktionen. Viele erinnern sich daran, dass die Versprechen, die Bewässerung in Ungarn auszubauen, seit Jahrzehnten bestehen, während die tatsächlichen Investitionen nur langsam und mit Schwierigkeiten vorankamen.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Land eine komplexe Regelung der Wasserrechte hat, die den Erhalt von Bewässerungsgenehmigungen an aufwändige Bedingungen knüpft.
Außerdem reicht es nicht aus, Stauseen und Kanalsysteme zu bauen. Eine nachhaltige landwirtschaftliche Bewässerung erfordert auch eine langfristige Strategie und ein stabiles Fördersystem, das den Landwirten echte Sicherheit bietet. Im Moment ist es noch ungewiss, ob die aktuellen Pläne dies leisten können.
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