Warum sich der Westen weigerte, Ungarn während der ungarischen Revolution von 1956 zu helfen

Die ungarische Revolution von 1956 ist eines der heroischsten und zugleich tragischsten Kapitel in der Geschichte des Landes. Bis heute fragen sich viele: Warum hat der Westen nicht eingegriffen? Warum sind die Vereinigten Staaten oder Großbritannien Ungarn nicht zu Hilfe gekommen, als sich das ungarische Volk gegen die sowjetischen Panzer erhob und für seine Freiheit kämpfte?
Die Antwort ist nicht so einfach

Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten die Vereinbarungen von Jalta Europa effektiv in Einflusssphären auf. Der Kontinent wurde in zwei Teile geteilt: der Westen unter der NATO und der Osten unter sowjetischer Kontrolle. Ungarn gehörte zur sowjetischen Sphäre, und dieser Status quo wurde von der internationalen Diplomatie stillschweigend akzeptiert, schreibt numizmatikamagyarorszag.hu.
Obwohl die westlichen Staats- und Regierungschefs von einer Politik der “Befreiung” sprachen, waren sie sich völlig im Klaren darüber, dass jede militärische Aktion innerhalb des Ostblocks die Gefahr eines nuklearen Weltkriegs mit sich bringen würde. Bereits 1956 hatten die Vereinigten Staaten eine Politik der Eindämmung beschlossen, die darauf abzielte, die Ausbreitung des Kommunismus zu stoppen und ihn nicht dort zurückzudrängen, wo er bereits Fuß gefasst hatte.
Die ganze Welt hat auf Ungarn geachtet

Im Oktober 1956 erhob sich Ungarn gegen die stalinistische Diktatur. Was als Studentenprotest begann, entwickelte sich schnell zu einem nationalen Kampf für die Unabhängigkeit. Die Forderungen der Demonstranten – der Abzug der sowjetischen Truppen, Pressefreiheit und die Wiedereinführung eines Mehrparteiensystems – liefen auf nichts Geringeres hinaus als auf eine Ablehnung des kommunistischen Regimes selbst. Die Welt sah mit Erstaunen zu, wie eine kleine mitteleuropäische Nation die Waffen gegen eine Supermacht ergriff.
Westliche Zeitungen feierten die ungarischen Kämpfer als Helden, und Sendungen von Radio Free Europe nährten die Hoffnung, dass eine westliche Intervention unmittelbar bevorstehen könnte. In Wirklichkeit konnte jedoch keine einzige NATO-Division den Eisernen Vorhang überwinden, ohne die Sowjetunion direkt anzugreifen.
Es gab andere Konflikte, in denen sie stattdessen Schritte unternahmen

Das Schicksal der Revolution wurde nicht nur durch die Entscheidungen Moskaus besiegelt, sondern auch durch die geteilte Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft. Im Herbst 1956 brach die Suez-Krise aus: Israel, Großbritannien und Frankreich starteten militärische Operationen gegen Ägypten, nachdem Präsident Nasser den Suezkanal verstaatlicht hatte. Die weltweite Diplomatie wurde ins Chaos gestürzt.
Die Vereinigten Staaten konzentrierten sich auf die Aufrechterhaltung der Stabilität im Nahen Osten und der Einheit innerhalb der NATO, anstatt einen Aufstand in Osteuropa zu unterstützen. Präsident Eisenhower, der sich um seine Wiederwahl bemühte, war nicht bereit, einen Krieg zu riskieren. Als die sowjetische Armee am 4. November ihre überwältigende zweite Offensive gegen Ungarn startete, sahen Washington und London schweigend zu – und die Revolution wurde niedergeschlagen.
Der Westen konnte nur bei der Schadensbegrenzung helfen
Die Folgen waren verheerend. Mehr als 2.500 Ungarn wurden getötet, Zehntausende verwundet, und fast 200.000 flohen aus dem Land. Der Westen griff zwar nicht militärisch ein, aber er zeigte eine bemerkenswerte humanitäre Solidarität. Österreich, die Schweiz, Frankreich, Kanada und die Vereinigten Staaten nahmen Zehntausende von Flüchtlingen auf.
Über 35.000 Ungarn fanden eine neue Heimat in Amerika, wo die Regierung 30 Millionen Dollar für die Ausbildung ungarischer Studenten ausgab. In Camp Kilmer begannen Tausende von Flüchtlingen ein neues Leben – viele wurden später Wissenschaftler, Ingenieure und Künstler, die die Kultur und Wirtschaft ihrer Gastländer bereicherten.
Das Schweigen des Westens war also kein Verrat, sondern eine Notwendigkeit. In einer Welt, die von Atomwaffen überschattet wird, hätte ein Eingreifen die globale Vernichtung bedeutet. Doch die moralische Kraft der ungarischen Revolution wirkte weit über ihre Niederlage hinaus. Wie der französische Schriftsteller Albert Camus schrieb:
Das zermalmte und in Ketten gelegte Ungarn hat in den letzten zwanzig Jahren mehr für Freiheit und Gerechtigkeit getan als jede andere Nation der Welt.

