Wir haben Karabach besucht – so sieht das Nachkriegs-Aserbaidschan heute aus

Dank einer kürzlich durchgeführten Pressereise von Shusha nach Agdam konnten wir uns ein umfassendes Bild davon machen, wie Aserbaidschan sowohl seine Vergangenheit als auch seine Zukunft wieder aufbaut. Im Mittelpunkt des Besuchs stand das 3. Shusha Global Media Forum, das vom 19. bis 21. Juli 2025 unter dem Motto “Digital Pathways: Stärkung der Informations- und Medienresilienz im Zeitalter der KI”.
Aserbaidschan und die Region Nagorno-Karabach
Die Region Berg-Karabach ist nach wie vor Gegenstand intensiver Debatten, wie alle ehemaligen Konfliktgebiete. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und während des ersten Berg-Karabach-Krieges übernahmen armenische Streitkräfte die Kontrolle über das Gebiet und vertrieben schätzungsweise 800.000 Aserbaidschaner. Im Krieg von 2020 konnte Aserbaidschan das Gebiet schnell zurückerobern. In den fast fünf Jahren seither hat Aserbaidschan eine ehrgeizige Wiederaufbauphase in einer lange vernachlässigten und unterentwickelten Region eingeleitet. Es werden enorme Summen investiert, um das Gebiet wieder lebenswert zu machen – eine Parallele zu Ostdeutschland nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, das von der gesamten deutschen Nation unterstützt wird.

Das an Energieressourcen reiche Aserbaidschan konzentriert sich nun auf dieses Gebiet und steht vor der kolossalen Herausforderung, ein riesiges Gebiet fast von Grund auf neu aufzubauen – es gibt keine Anleitung für ein solches Unterfangen. Für den Transport werden Straßen, Autobahnen und Eisenbahnen benötigt, während die grundlegende Infrastruktur wie Strom, Wasser, Abwasser und Internet für das tägliche Leben entscheidend ist. Krankenhäuser, Schulen und öffentliche Einrichtungen müssen ebenfalls gebaut werden, um Zehntausende von Aserbaidschanern zur Rückkehr zu bewegen. Derzeit leben 50.000 Menschen in der Region, aber diese Zahl dürfte in den kommenden Jahren stark ansteigen, wenn sich die Lebensbedingungen verbessern.



Religiöses Erbe verwalten
Auch die Kultur spielt beim Wiederaufbau eine wichtige Rolle. Verlassene Moscheen wurden in den letzten dreißig Jahren restauriert, und während unserer Reise trafen wir auf drei christliche Kirchen – darunter eine in Shusha, die wir aus der Nähe besichtigten. Ihre Außenrenovierung ist bereits abgeschlossen, und sie soll nächstes Jahr für Besucher geöffnet werden.
Ich werde nicht näher darauf eingehen, wer welcher Kirche oder Moschee was angetan hat. Der Krieg betrifft Menschen auf allen Seiten, und leider begehen einige Soldaten unmenschliche Taten, wenn sie unkontrollierte Macht haben. Während dieser Kriege hat es wahrscheinlich auf beiden Seiten Gräueltaten gegeben, und ich vertraue darauf, dass die Gerichte die Täter zur Rechenschaft gezogen haben.






Nach unserer Erfahrung achten die aserbaidschanischen Behörden auf den Erhalt und die Pflege der christlichen Kirchen – eine Priorität nicht nur für christliche Nationen wie Ungarn, sondern auch für internationale Beobachter und Organisationen, die sich mit dem Schutz des kulturellen Erbes befassen.
Über einen wiederaufgebauten Flughafen ins Herz des Kaukasus
Eine internationale Delegation aus aller Welt kam mit einem Sonderflug von Baku zum neu gebauten Flughafen in Fuzuli. Diese Einrichtung dient als Tor zu den aserbaidschanischen Gebieten, die derzeit in der Post-Konflikt-Phase wieder aufgebaut werden. Von dort aus reisten wir über eine nagelneue Autobahn nach Shusha, wo wir als Gäste des Forums – dem Hauptaustragungsort der Veranstaltung – untergebracht waren.




Im Rampenlicht: Die Pressekonferenz von Präsident Ilham Aliyev
Am Eröffnungstag des Forums empfing der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev Vertreter der internationalen Presse in Xankəndi (auch bekannt als Stepanakert) zu einer hochkarätigen, live übertragenen Pressekonferenz. Die schlagzeilenträchtigste Ankündigung war die Absicht Aserbaidschans, eine Klage gegen Russland wegen des Abschusses eines aserbaidschanischen Militärflugzeugs einzureichen – eine Erklärung, die große politische Auswirkungen auf die gesamte Region hatte. Weitere Einzelheiten finden Sie hier: “Niemals aufgeben” – Alijew sendet eine Botschaft an die Ukraine und versetzt Moskau einen Schlag



Das Forum: Das Zeitalter der KI und der Desinformation bewältigen
Das 3. Shusha Global Media Forum begrüßte mehr als 140 internationale Gäste aus 52 Ländern, darunter Vertreter von 30 Nachrichtenagenturen, sieben internationalen Organisationen und fast 80 Medienunternehmen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Themen künstliche Intelligenz (KI), Informationssicherheit, Medienkompetenz und der Kampf gegen Desinformation.
Das Ziel: die Zukunft der digitalen Medien zu gestalten, das Vertrauen der Gesellschaft wiederherzustellen und die Widerstandsfähigkeit der Journalisten gegenüber den Herausforderungen der digitalen Welt zu stärken.









Agdam: Eine Stadt erhebt sich aus der Asche
Im Rahmen des Forums besuchten wir Agdam, eine der am meisten zerstörten Städte des Berg-Karabach-Krieges. Drei Jahrzehnte lang stand sie unter armenischer Kontrolle und war praktisch unbewohnt. Jetzt verfolgt die aserbaidschanische Regierung massive Wiederaufbaupläne: eine Eisenbahnlinie, eine Autobahn, Wohnviertel und öffentliche Dienstleistungen werden mit dem Ziel entwickelt, Agdam in wenigen Jahren in eine Stadt mit Hunderttausenden von Einwohnern zu verwandeln.
Wir besichtigten einen brandneuen Verkehrsknotenpunkt, der noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist und in dem Zug- und Busbahnhöfe sowie Restaurants, Bibliotheken und Geschäfte untergebracht sind. Bald wird eine Zugfahrt von Baku nach Agdam nur noch ein paar Stunden dauern – ein weiterer Eckpfeiler in Aserbaidschans Sanierungsbemühungen.





In der Nähe, in Xidili Kendi, besuchten wir auch eine neu gebaute Stadt, die aus dem Nichts entstanden ist. Neben Wohnhäusern wurden auch Schulen und Gemeindezentren gebaut, damit sich die zurückkehrenden Bewohner wie zu Hause fühlen. Die Schule ist mit modernster Technik ausgestattet, und die Häuser mit zwei Schlafzimmern verfügen über gepflegte Gärten und moderne Ausstattungen.





Diese bahnbrechenden Projekte könnten eine Blaupause für den Wiederaufbau von vom Krieg zerstörten Städten in anderen Teilen der Welt sein, beispielsweise in der Nachkriegs-Ukraine.
@dailynewshungary Wir haben #Karabach besucht – so sieht #Aserbaidschan nach dem Krieg aus Hegyi-Karabahban jártunk – így néz ki most a háború utáni #Azerbajdzsán @shushamediaforum #agdam #shusha #presstrip #hellomagyar #dailynewshungary ♬ eredeti hang – Daily News Hungary – Daily News Hungary
Letzter Halt: Baku, das moderne Herz der Region
Die Pressereise endete in Baku, wo wir einen Nachmittag und Abend mit der Erkundung der Stadt verbrachten. Der Jungfrauenturm, die gepflasterten Straßen der Altstadt und die Promenade am Kaspischen Meer verstärkten meinen Eindruck von Baku als eine der inspirierendsten und sich schnell entwickelnden Städte der Region. Ich war schon einmal dort, aber die Stadt hat immer wieder etwas Neues zu bieten.














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