Die Tradition des Besprühens am Ostermontag in Ungarn

Seien Sie nicht beunruhigt, wenn Sie am Ostermontag ungarische Jungen und Männer sehen, die mit Eimern oder Parfümflaschen bewaffnet hinter Mädchen herlaufen, denn dies ist Teil einer beliebten Tradition, die als Besprengen (locsolás) bekannt ist. Auch wenn es auf den ersten Blick wie Unfug aussieht, hat dieses spielerische Ritual tiefe kulturelle Wurzeln und eine lustige, poetische Seite.

Besprenkeln von Frauen am Ostermontag

In Ungarn ist der Ostermontag mit einer einzigartig erfrischenden Tradition verbunden, dem Besprengen (locsolás). In Ländern wie Polen, der Slowakei und der Ukraine werden ähnliche Feste gefeiert, allerdings mit etwas anderen Traditionen. Beim Besprengen, das auf jahrhundertealte Bräuche zurückgeht, bespritzen Männer Frauen spielerisch mit Wasser oder Parfüm, um Fruchtbarkeit, Erneuerung und Gesundheit zu fördern. Historisch gesehen waren Eimer mit kaltem Brunnenwasser die Methode der Wahl, eine eisige Überraschung, die Reinigung und Wiedergeburt symbolisierte. Während in einigen ländlichen Gegenden noch immer die ursprüngliche (und ziemlich durchnässte) Version gepflegt wird, bevorzugen städtische Feiern eher einen freundlichen Spritzer Parfüm oder Kölnisch Wasser.

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Sprühende Gedichte

Das Gießen ist nicht nur ein zufälliger Akt des Unfugs, es hat auch eine poetische Seite. Jungen und Männer rezitieren vor der Tat traditionell kleine gereimte Verse, oft humorvoll oder frech, und bitten um die Erlaubnis, “die Blumen zu gießen”. Die Frauen belohnen sie im Gegenzug mit bemalten Eiern, Süßigkeiten oder sogar einem Schuss Pálinka, einem starken Obstschnaps, der dafür sorgt, dass die Männer nicht ganz trocken bleiben. Das ganze Ritual ist eine lebhafte Mischung aus Flirt, Folklore und Festlichkeit, und es ist sowohl eine gesellschaftliche als auch eine saisonale Angelegenheit. Hier ist eines der typischsten ungarischen Sprenggedichte:

Zöld erdőben jártam,

kék ibolyát láttam.

El akart hervadni,

szabad-e locsolni?

Das heißt auf Englisch so viel wie:

Bei einem Spaziergang in einem grünen Wald

sah ich ein blaues Veilchen

Es war im Begriff zu verwelken

Darf ich es besprühen?

Andere ungarische Osterbräuche

Neben dem bekannten Besprengungsritual ist Ostern in Ungarn reich an lebendigen Bräuchen, die das tief verwurzelte christliche und volkstümliche Erbe des Landes widerspiegeln. Das Fest beginnt mit den Palmsonntagsprozessionen, setzt sich in der Karwoche mit feierlichen Gottesdiensten fort und gipfelt in den fröhlichen Feierlichkeiten am Ostersonntag.

Auf dem Ostertisch stehen traditionelle Speisen im Mittelpunkt, darunter geräucherter Backschinken, hart gekochte Eier, geflochtene Kalács (ein süßes, eiförmiges Brot) und viel Meerrettich. In vielen Dörfern, wie z. B. in Hollókő, tragen die Einheimischen Trachten, nehmen an Musik- und Tanzveranstaltungen teil und verzieren kunstvoll gemusterte Ostereier mit Wachsresistenzen, die seit Generationen weitergegeben werden.

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