Wo Kompasse versagen: Was sind die ‘Blackout-Zonen’?

Jahrhundertelang war der Kompass ein unverzichtbares Hilfsmittel für Seefahrer, Entdecker und Reisende. Seine einfache Funktionsweise beruht auf dem Magnetfeld der Erde: Eine Magnetnadel dreht sich frei um einen Drehpunkt und zeigt immer nach Norden. Doch es gibt Orte auf unserem Planeten, an denen dieses System völlig versagt: Experten bezeichnen diese als “Blackout-Zonen”.
Die Pole: wo Kompasse verrückt spielen
Das Weltmagnetmodell identifiziert genau die Regionen, in denen Kompasse unzuverlässig werden. Die größten dieser Gebiete befinden sich rund um den Nord- und Südpol.
Dies ist auf das Verhalten des Erdmagnetfeldes zurückzuführen. In den mittleren Breitengraden verlaufen die Magnetfeldlinien in einem flachen Winkel, so dass die Nadel waagerecht bleibt und stets nach Norden zeigt. In der Nähe der Pole tauchen diese Linien jedoch fast senkrecht in das Erdinnere ein. Infolgedessen kann die Nadel nach unten kippen, hängen bleiben oder sich unregelmäßig drehen, was unser einst zuverlässiges Gerät unbrauchbar macht.
Unterirdische Eisenerze und magnetische Anomalien
Die Probleme sind nicht auf die Polarregionen beschränkt. Es gibt Orte, an denen Mineralien im Boden die magnetische Ausrichtung stören. Ein klassisches Beispiel ist die russische Region Kursk, in der es riesige Eisenerzvorkommen gibt. Bereits 1784 wurde beobachtet, dass die Kompasse dort von der üblichen Nordrichtung abwichen. Einem Bericht der CIA von 1949 zufolge werden solche Vorkommnisse als magnetische Anomalien eingestuft.

Eine ähnliche Diskrepanz wurde um Bangui, die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, festgestellt. In diesem Fall haben die Wissenschaftler jedoch noch keine eindeutige Erklärung gefunden. Eine Theorie besagt, dass ein uralter Meteoriteneinschlag dafür verantwortlich sein könnte, da der explosive Aufprall die lokalen Gesteinsformationen und deren magnetische Eigenschaften verändert haben könnte.

Wie sieht es im Weltraum aus?
Theoretisch könnte ein Kompass auch in der Nähe der Erde, innerhalb der so genannten Magnetosphäre, funktionieren. Diese unsichtbare magnetische “Blase” erstreckt sich auf der sonnenzugewandten Seite bis zu etwa 37.000 Kilometer und in der entgegengesetzten Richtung bis zu 370.000 Kilometer.
In der Praxis ist das Magnetfeld im Weltraum jedoch viel schwächer und wesentlich unregelmäßiger als auf der Erdoberfläche. Der Sonnenwind verzerrt und formt es ständig neu, so dass die Kompassnadel zittert und unzuverlässige Messwerte liefert. Aus diesem Grund nehmen Astronauten nie Kompasse mit, sondern verlassen sich auf fortschrittliche Navigationsinstrumente.
Im Laufe der Geschichte war der Kompass ein grundlegendes Navigationsinstrument, aber heute wissen wir, dass er in bestimmten Teilen der Welt völlig unwirksam wird. Die Polarregionen und ungewöhnliche magnetische Anomalien zeigen, dass das Magnetfeld der Erde alles andere als einheitlich ist.
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