Ist Ungarn sicher? Russische Drohnen könnten uns problemlos erreichen

Nach Angaben von Defence Express und dem ukrainischen Hauptnachrichtendienst (HUR) hat die weit verbreitete russische Drohne Gerany-2 – im Wesentlichen ein iranisches Shahed-Modell – eine Flugreichweite von 1.800 bis 2.500 Kilometern. Ausgehend von dieser Reichweite und den potenziellen Startplätzen könnte ein erheblicher Teil Europas in Reichweite der russischen Drohnenstreitkräfte liegen. Selbst bei der Mindestreichweite von 1.800 km könnten Skandinavien, das Baltikum, große Teile Deutschlands sowie Österreich und ganz Ungarn zu potenziellen Zielen werden. Bei einer maximalen Reichweite von 2.500 km könnten auch große Teile Frankreichs, der Schweiz, des Vereinigten Königreichs und Irlands gefährdet sein.

Abschussorte und logistische Möglichkeiten

Defence Express hebt drei Abschussgebietehervor, die sich aufgrund ihrer aktuellen oder leicht anpassbaren Infrastruktur besonders gut für Angriffe auf westliche Ziele eignen würden: der östliche Teil der Krim (um Kap Chauda), die Region Brjansk (nahe der weißrussischen Grenze) und das Gebiet um Sankt Petersburg. Der Bericht stellt auch fest, dass Russland schnell neue Startplätze einrichten könnte, insbesondere in Weißrussland oder im Kaliningrader Gebiet, wodurch die Drohnen deutlich näher an Westeuropa heranrücken und möglicherweise sogar Madrid in Reichweite rücken würden.

Taktische Überlegungen und realistische Reichweitengrenzen

Es ist wichtig zu betonen, dass die angegebenen Reichweiten von 1.800-2.500 km theoretische Maximalwerte sind. In der Praxis werden russische Drohnen während der Operationen gegen die Ukraine oft über komplexe, indirekte Routen gelenkt, um Luftverteidigungsanlagen zu umgehen, was ihre effektive Reichweite verringern kann. Dennoch zeigen die jüngsten Ereignisse, darunter nicht identifizierte Drohnen, die über großen skandinavischen Flughäfen aufgetaucht sind, und Drohnen vom Typ Gerbera, die in Polen teilweise abgeschossen wurden, dass die europäischen Luftabwehrsysteme weiterhin anfällig sind.

Europäische Antworten und Herausforderungen für die Verteidigung

Die Europäische Union hat auf die wachsende Bedrohung reagiert: Vertreter der Mitgliedsstaaten haben laut Euronews die Errichtung einer einheitlichen “Drohnenmauer” entlang der Ostgrenze der EU diskutiert. Die Initiative zielt darauf ab, die internationale Zusammenarbeit zu stärken und die Frühwarnmöglichkeiten zu verbessern. Die jüngsten Vorfälle entlang der Ostgrenze – wie der in Polen – zeigen jedoch, dass moderne, besser integrierte Luftüberwachungs- und Verteidigungssysteme auch in Mittel- und Westeuropa dringend benötigt werden.

Was dies für Ungarn bedeutet

Auf der Grundlage dieser Daten und Analysen kann Ungarn aufgrund seiner geografischen Lage nicht als sicher vor Bedrohungen durch Langstreckendrohnen angesehen werden, wenn man die derzeit bekannten Startplätze und die potenzielle Reichweite der Gerany-2 berücksichtigt. Auch wenn das tatsächliche Ausmaß des Risikos von der Lage der Startplätze, den Flugrouten der Drohnen und der Effektivität der europäischen Luftverteidigung abhängt, ist die strategische Schlussfolgerung klar: Die Risiken für Ungarn sind real und machen die Entwicklung von Verteidigungsfähigkeiten und internationaler Zusammenarbeit zu einer dringenden Priorität.

Schlussfolgerung

Aktuelle Informationen deuten darauf hin, dass der größte Teil Europas selbst unter den optimistischsten Annahmen in die Reichweite von Langstreckendrohnen vom Typ Gerany-2/Shahed fällt. Wenn Russland seine Abschusskapazitäten weiter nach Westen verlagert, könnte Lissabon die einzige EU-Hauptstadt bleiben, die vorübergehend außerhalb ihrer potenziellen Reichweite liegt. Die Dynamik dieser Bedrohung in Verbindung mit der schnell verlegbaren Startinfrastruktur bedeutet, dass die Verstärkung der Abwehrmaßnahmen keinen Aufschub duldet und wirksame Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch auf Bündnisebene erforderlich sind.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *