Ungarischer Wein in Gefahr? Eine neue Rebenkrankheit bedroht das Land – vielleicht ist es schon zu spät

Dieses Jahr hat eine der schwersten Krisen in der Geschichte des ungarischen Weinbaus gebracht: Flavescence dorée, eine durch ein Phytoplasma verursachte Krankheit, vernichtet die Weinberge im ganzen Land in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Von den 22 ungarischen Weinregionen sind bereits 15 betroffen, wobei Tausende von Hektar potenziell infiziert sind. Sogar ikonische Weinlagen wie Somló und Szentgyörgyhegy sind jetzt bedroht.

Was ist die Ursache des Ausbruchs?

Laut Agroinform wird die Krankheit durch einen Phytoplasma-Erreger ausgelöst, der durch die Amerikanische Rebzikade verbreitet wird. Sobald eine Rebe infiziert ist, vergilben die Blätter, verwelken und schließlich stirbt die gesamte Pflanze ab. Da es derzeit kein Heilmittel gibt, ist die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen, die Kontrolle der Heuschreckenpopulation. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Krankheit schnell ausbreitet: Wo heute ein einziger infizierter Rebstock steht, kann die Zahl in zwei oder drei Jahren auf Hunderte anschwellen.

Das erste große Opfer: Weingut Bussay

Das Weingut Bussay in Csörnyeföld, Komitat Zala, ist ein dramatisches Beispiel für die Verwüstung, die diese Epidemie anrichtet. Jahrelang hatten Dorottya Bussay und Tamás Kis den Ruf von Zala mit ihren Weinen verbessert, aber heute ist fast nichts mehr von ihren Weinbergen übrig. Ihre Traminec-Parzelle war die erste, die verloren ging, gefolgt von Pinot Noir und anderen Rebsorten, so dass nur ihr Merlot und einige wenige Olaszrizling-Rebstöcke länger durchhielten.

bussay winery grape disease
Foto: Facebook/Bussay Pincészet

“Im Jahr 2025 sind die meisten Weinberge in der Siedlung zusammengebrochen. Ab dem nächsten Jahr werden wir keinen einzigen Rebstock mehr haben; wir werden alles entwurzeln müssen”, schrieb Dorottya Bussay in einem Brief an ihre Winzerkollegen von der Pannon Bormíves Gilde. Ihr zufolge hat das Weingut trotz wiederholter Warnungen vor dem wachsenden Problem weder eine Entschädigung noch ausreichende Unterstützung erhalten.

Eine landesweite Reaktion

Das Landwirtschaftsministerium und das Nationale Amt für die Sicherheit der Lebensmittelkette (Nébih) haben den Ernst der Lage erkannt (wenn auch recht spät) und einen landesweiten Aktionsplan gestartet. Das Programm soll die Ausbreitung der Infektion verlangsamen und die Weinberge schützen.

Die Maßnahmen umfassen:

  • landesweite Überwachung durch Inspektionsteams und Drohnenüberwachung,
  • Schädlingsbekämpfung gegen den Überträger des Blatthüpfers, einschließlich Sprühen aus der Luft in stark betroffenen Gebieten,
  • Labortests und der Einsatz von mobilen Diagnoseeinheiten,
  • Förderung der Verwendung von zertifiziertem, virusfreiem Vermehrungsmaterial,
  • die obligatorische Beseitigung aufgegebener, infizierter Weinberge.

Die Behörden räumen auch der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln Vorrang ein, um sicherzustellen, dass die Erzeuger schneller Zugang zu den notwendigen Mitteln erhalten.

Die Zukunft des ungarischen Weins steht auf dem Spiel

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Foto: Facebook/Bussay Pincészet

Die Winzer warnen, dass es sich nicht nur um eine Pflanzenkrankheit handelt, sondern um eine Krise, die die Zukunft des ungarischen Weinbaus und der ländlichen Entwicklung bedroht. Wenn keine wirksame Strategie zur Eindämmung des Ausbruchs gefunden wird, könnten ganze Weinregionen in Ungarn innerhalb weniger Jahre ihre Weinberge verlieren.

Einige Winzer erwägen widerwillig experimentelle Alternativen, wie die Anpflanzung von Olivenhainen. Doch diese können weder die wirtschaftliche noch die kulturelle Bedeutung der Weinberge ersetzen.

Fachleute drängen daher auf ein koordiniertes, landesweites Vorgehen anstelle von zersplitterten lokalen Bemühungen. Wenn rechtzeitig eingegriffen wird, können Ungarns Weinberge und Weinregionen noch gerettet werden. Wenn nicht, könnte die heutige Krise ein dunkles Kapitel in der Geschichte des ungarischen Weinbaus für die nächsten Jahrzehnte markieren.

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