Wizz Air Krise: Dutzende Flugzeuge am Boden – ist ein Ende in Sicht?
Seit mehr als zweieinhalb Jahren kämpft Wizz Air mit anhaltenden Fehlfunktionen und Wartungsproblemen bei den Pratt & Whitney-Triebwerken von RTX, die zu einem Startverbot für Dutzende Airbus-Flugzeuge der Fluggesellschaft geführt haben. Obwohl es in den letzten Monaten Anzeichen für eine Besserung gab, betont das Management von Wizz Air, dass die Lösung nicht in seiner Hand liegt. Daher können sie nicht mit Sicherheit garantieren, dass die gesamte Flotte bis Ende 2027 wieder in Betrieb genommen werden kann.
Allmähliche Verbesserung, vorsichtiger Optimismus
Auf der ISTAT-Luftfahrtkonferenz in Prag gab der Finanzvorstand von Wizz Air, Ian Malin, bekannt, dass die Zahl der gegroundeten Flugzeuge von fast sechzig auf achtunddreißig gesunken ist, wie Reuters berichtete. In der ersten Jahreshälfte mussten einundvierzig Flugzeuge für ausgedehnte Inspektionen und Triebwerksüberholungen aus dem Verkehr gezogen werden, was die Kapazität und die finanzielle Leistung der Fluggesellschaft erheblich beeinträchtigte.
“Der Plan sieht vor, dass die gesamte Flotte bis zum Ende des Kalenderjahres 2027 aus dem Verkehr gezogen wird. Das ist das Ziel, auf das wir hinarbeiten”, sagte Malin und fügte hinzu, dass der Zeitplan des Prozesses noch vollständig von den Entscheidungen der Triebwerkshersteller abhängt.
Váradi: “Wir haben unser Schicksal hier nicht vollständig in der Hand”
Im Anschluss an die Konferenz erklärte der CEO von Wizz Air, József Váradi, vor Journalisten in Gdańsk, dass sich die Fluggesellschaft in einer prekären Lage befinde. “Wir haben unser Schicksal hier nicht vollständig unter Kontrolle. Wir sind der Gnade des Herstellers ausgeliefert”, erklärte er.
Im September sagte Váradi gegenüber Bloomberg, dass er gute Chancen für eine deutliche Verbesserung bis Mitte 2027 sieht, wobei die gesamte Flotte möglicherweise bis zum Jahresende wieder in Betrieb genommen werden könnte. Dennoch betonte er wiederholt, dass es “keine absolute Garantie” dafür gibt, dass dieser Zeitplan eingehalten werden kann.
Ernsthafter Wettbewerbs- und Finanzdruck
Durch die Triebwerksprobleme ist Wizz Air im Vergleich zu konkurrierenden europäischen Fluggesellschaften, die schneller auf Veränderungen der Nachfrage reagieren können, im Nachteil. Kapazitätsreduzierungen und gestrichene Flüge haben Wizz Air in den letzten Jahren zu zwei Gewinnwarnungen gezwungen. Die Einnahmen wurden nicht nur durch die gegroundeten Flugzeuge, sondern auch durch steigende Wartungskosten beeinträchtigt.
Ian Malin beschrieb die Situation als besonders frustrierend: “Wir haben nun schon seit zweieinhalb Jahren damit zu kämpfen. Pratt zeigt zwar eine gewisse Verfügbarkeit von Triebwerken, aber die Durchlaufzeit verbessert sich insgesamt nicht. Pratt hat gesagt, dass sich das ändern wird. Ich habe das noch nicht gesehen”.
Pratt & Whitney sagt, die Situation stabilisiert sich
Chris Calio, CEO von RTX, bestätigte im September, dass sich die Zahl der Flugzeuge, die aufgrund von Triebwerksstörungen am Boden bleiben, stabilisiert hat und voraussichtlich bald weiter zurückgehen wird. Das Unternehmen warnte jedoch, dass “wir eindeutig mehr Arbeit vor uns haben” und dass die Wartungs- und Reparaturkosten in diesem Jahr 30 % höher sein werden als im letzten Jahr.
Das Problem betrifft nicht nur Wizz Air: Der gesamte globale Luftfahrtsektor kämpft mit Unterbrechungen in der Lieferkette und Produktionskapazitätsbeschränkungen, von denen große Triebwerkshersteller betroffen sind, darunter Pratt & Whitney, das zu RTX gehört, und CFM International.
Hoffnung auf allmähliche Erholung
Das Management von Wizz Air bleibt vorsichtig optimistisch. Wenn der Hersteller seine Versprechen einhält, könnten die Flugzeuge schrittweise wieder in Betrieb genommen werden, was den finanziellen Druck verringern und die Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen würde. Das Ziel ist klar: Bis Ende 2027 soll die volle Kapazität wieder erreicht werden. Doch im Moment kann Wizz Air nur hoffen, dass der Zeitplan des Triebwerksherstellers Realität wird.