Ernsthafte Folgen nach Raffineriebrand in Ungarn erwartet: Einem Nachbarland könnte die schlimmste Energiekrise drohen

Das Feuer, das am Montagabend in der MOL-Raffinerie in Százhalombatta ausbrach, könnte nicht nur die ungarische, sondern die gesamte Energieversorgung der Region erschüttern. Nach einer Analyse von Erste könnten etwa 40% der Destillationskapazität der Raffinerie für mehrere Monate ausfallen, was die Herstellung von Ölprodukten und den Export des Unternehmens erheblich behindern würde.

Der größte Schaden ist in der Anlage AV3 entstanden, die eine jährliche Verarbeitungskapazität von drei Millionen Tonnen hat und der größte Teil der Raffinerie ist. MOL hat nun zwei Möglichkeiten: entweder die Kraftstoffimporte zu erhöhen oder vorübergehend auf strategische Reserven zurückzugreifen, um die inländische Versorgung aufrechtzuerhalten. Das österreichische Unternehmen OMV war nach dem Unfall in seiner Raffinerie in Schwechat einst gezwungen, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen.

Nach Ansicht von Tamás Pletser, Analyst für die Öl- und Gasindustrie bei Erste, wird der Zwischenfall von Százhalombatta überschaubare Auswirkungen auf den ungarischen Markt haben. In der weiteren Region könnte jedoch ein Land in eine besonders schwierige Lage geraten: Serbien.

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Foto: MOL Gruppe

Serbiens Energieversorgung unter doppeltem Druck

Das serbische Energiesystem befindet sich bereits in einem kritischen Zustand: Am 8. Oktober traten die US-Sanktionen gegen das einzige Energieunternehmen des Landes, das Raffinerien besitzt, NIS, in Kraft, da es sich in russischem Besitz befindet: Gazprom Neft kontrolliert einen Anteil von 45%. Infolgedessen ist NIS nicht in der Lage, Rohöl zu importieren und wenn die Situation nicht bald gelöst wird, muss die Raffinerie in Pančevo möglicherweise innerhalb von eineinhalb Monaten geschlossen werden.

Da MOL aufgrund des Brandes nun voraussichtlich nicht mehr in der Lage sein wird, ausreichende Mengen an Ölprodukten zu exportieren, könnte Serbien in noch größere Schwierigkeiten geraten. Die Stilllegung der Raffinerie in Pančevo könnte die gesamte Kraftstoffversorgung des Landes praktisch lahmlegen.

Belgrad steht auch an der Gasfront unter Druck

Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass Gazprom den dreijährigen Erdgasliefervertrag Serbiens nicht verlängert hat und nur noch bis Ende des Jahres Gas liefern wird. Da es keine praktikablen alternativen Lieferquellen gibt, stellt dies eine ernsthafte Bedrohung für die Energiesicherheit Serbiens dar.

Unterdessen üben die Vereinigten Staaten starken Druck auf die Regierung von Aleksandar Vučić aus, NIS und die Gazprom-eigenen Transportanlagen unter staatliche Kontrolle zu stellen. Wenn dies geschieht, würde Washington die Sanktionen aufheben und Serbien Zugang zu alternativen Versorgungsquellen gewähren. Dem Analysten der Erste zufolge ist die Belgrader Führung jedoch aus politischen, emotionalen und rechtlichen Gründen noch nicht bereit, sich von Russland zu distanzieren.

Pletser warnt, dass Serbien daher vor einer schwerwiegenden Entscheidung steht: Wenn es weiterhin zu Russland steht, könnte seine Energieversorgung zusammenbrechen – wendet es sich jedoch von Moskau ab, wird sich Vučić mit seiner eigenen ultranationalistischen Wählerbasis auseinandersetzen müssen.

Auch MOL-Aktien sinken

Nach der Nachricht über den Brand und seine möglichen Folgen fielen die Aktien von MOL um anderthalb Prozent und brachten den Aktienkurs des Ölkonzerns auf das Niveau vom Jahresanfang zurück, berichtete Világgazdaság. Die Wiederherstellungsarbeiten und die Sicherstellung der Versorgung könnten mehrere Monate dauern.

Hungarian oil refinery blaze
Foto: Facebook/Miklós Szánthó

Der Vorfall in der Raffinerie Százhalombatta

Wie bereits heute Morgen berichtet, brach am Montagabend in der Ölraffinerie von MOL in Százhalombatta ein Feuer aus. Das Feuer brach in der Nacht in der AV3-Einheit der Donau-Raffinerie aus und war bald lokalisiert. Glücklicherweise gab es keine Verletzten und die genaue Ursache des Unfalls wird noch untersucht. Fotos und Videos können Sie sich in diesem Artikel ansehen.

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