Fluggesellschaften unzufrieden: Europäisches Parlament stärkt die Rechte der Passagiere – größeres Handgepäck und höhere Entschädigungen

Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments hat eine neue Front zum Schutz der Rechte von Fluggästen eröffnet, indem er einen Vorschlag angenommen hat, der umfassendere Entschädigungen und größeres, kostenloses Handgepäck für alle Passagiere vorsieht, einschließlich derer, die mit Billigfluggesellschaften fliegen. Der Vorschlag wurde mit 34 Ja-Stimmen, keiner Gegenstimme und nur zwei Enthaltungen angenommen.
Was würde sich für die Fluggäste ändern?
Nach dem Standpunkt des Ausschusses hätte jeder Fluggast das Recht, ein Handgepäckstück mit einem Gewicht von bis zu 7 Kilogramm und einer maximalen Größe von 100 Zentimetern (Länge + Breite + Höhe) sowie eine kleinere Tasche, die unter den Sitz passt, kostenlos mit an Bord zu nehmen. Dies wäre eine erhebliche Erleichterung gegenüber der derzeitigen Praxis, da viele Fluggesellschaften, insbesondere Billigfluggesellschaften, derzeit nur ein viel kleineres persönliches Gepäckstück kostenlos zulassen.
Im Gegensatz dazu würden der Europäische Rat und die Europäische Kommission dieses Recht enger fassen und nur eine Tasche unter dem Sitz mit den Maßen bis zu 40×30×15 Zentimetern kostenlos zulassen, berichtet Politico.
Die Position des Ausschusses würde auch die Mindestentschädigung für Flugverspätungen oder -annullierungen anheben. Nach dem bestehenden System erhalten Fluggäste bei Verspätungen von mindestens drei Stunden zwischen 250 und 600 Euro; der neue Vorschlag würde die untere Schwelle auf 300 Euro anheben.

Drei-Stunden-Schwelle für Entschädigung bleibt
Während die Europäische Kommission bereits 2013 vorgeschlagen hat, dass Entschädigungen nur bei Verspätungen von mehr als fünf Stunden gezahlt werden sollten und der Rat nun Schwellenwerte von vier und sechs Stunden je nach Streckenlänge befürwortet, hat das Parlament solche Änderungen abgelehnt, schreibt 444.hu.
Die Mitglieder des Europäischen Parlaments halten die Drei-Stunden-Regel für eine “rote Linie”, die sie nicht überschreiten wollen. Sie argumentieren, dass eine Anhebung der Schwelle einen großen Teil der Passagiere ihres Rechts auf Entschädigung berauben würde. Die Fluggesellschaften hingegen befürworten die höheren Grenzwerte, da diese weniger Verspätungszuschläge und geringere Kosten für die Fluggesellschaften bedeuten würden.

Spannungen zwischen Institutionen und Fluggesellschaften
Die neuen Vorschläge haben eine hitzige Debatte ausgelöst. Airlines for Europe, die Organisation, die die großen Fluggesellschaften und Muttergesellschaften vertritt, bezeichnete die Haltung des Parlaments als unrealistisch. Sie argumentieren, dass “politische Forderungen nach kostenlosem Handgepäck in völligem Widerspruch zu den tatsächlichen Präferenzen der Fluggäste stehen”. Sie behaupten, dass viele Reisende billigere Basistarife mit optionalen Zusatzleistungen teureren Tickets mit zusätzlichen Leistungen vorziehen.
Das Parlament bleibt jedoch geeint. “Drei Stunden sind unsere rote Linie”, betonte Andrey Novakov, Mitglied der Europäischen Volkspartei, und fügte hinzu, dass diese Regel den meisten Passagieren erlauben würde, ihre derzeitigen Rechte zu behalten.

Wie geht es weiter?
Es wird erwartet, dass die bevorstehenden Trilog-Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission angespannt sein werden. Die endgültige Entscheidung steht auch unter Zeitdruck, da der Rat eine ungewöhnlich strenge Frist von sechs bis acht Monaten für eine Einigung gesetzt hat. Dennoch haben die Passagiere Grund zum Optimismus, denn das Europäische Parlament verteidigt entschlossen ihre Interessen und lehnt es ab, bestehende Rechte zu schwächen.

