Tragische Aussichten: Schnee könnte bis zum Ende des Jahrhunderts aus Ungarn verschwinden

Ungarn sieht sich mit einer zunehmend alarmierenden klimatischen Realität konfrontiert: Der Schneefall könnte bis zum Ende des Jahrhunderts weitgehend aus dem Land verschwinden, während lang anhaltende Dürren und Wasserknappheit die kommenden Jahre prägen werden. Jüngste meteorologische Daten deuten darauf hin, dass das, was einst als extreme Anomalie galt, sich nun zu einem dauerhaften Muster entwickelt.
Nach einem außergewöhnlich trockenen Frühjahr und Sommer hat sich die Lage in Ungarn im Herbst und im ersten Wintermonat kaum verbessert. Wie Telex in seinem Bericht schreibt, ist der anhaltende Niederschlagsmangel nach Ansicht von Experten kein einmaliges Ereignis mehr, sondern Teil eines längerfristigen Trends. Fünf der letzten zehn Jahre wurden bereits als extrem trocken eingestuft, was ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Wassersicherheit, der Landwirtschaft und der Ökosysteme aufkommen lässt.
Ein wärmerer und trockenerer Herbst als üblich
HungaroMet, der nationale meteorologische Dienst Ungarns, bestätigte, dass der Herbst 2025 sowohl wärmer als auch trockener war als der langfristige Durchschnitt. Die nationale Durchschnittstemperatur erreichte 11,5°C und übertraf damit die Klimanorm für 1991-2020 um 0,8°C. Der September war besonders warm und war der achtwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1901.
Die Niederschlagszahlen zeichnen ein noch düstereres Bild. Das Land erhielt im Herbst nur 130,1 mm Niederschlag, etwa 18% weniger als im langjährigen Durchschnitt. Besonders trocken waren die Monate September und Oktober, in denen die Niederschlagsmenge 31% bzw. 40% unter dem Normalwert lag. Obwohl der November leicht überdurchschnittliche Niederschläge brachte, reichte dies nicht aus, um die früheren Defizite auszugleichen.
Die Situation war landesweit sehr unterschiedlich. Während Teile des nordungarischen Gebirges und der westlichen Grenzregionen mehr als 200 mm Regen verzeichneten, fielen in weiten Teilen der südlichen Tiefebene während der gesamten Herbstsaison weniger als 70 mm.

Bodenfeuchtigkeit auf kritischem Niveau
Der Mangel an Niederschlägen hat die Bodenfeuchtigkeit auf ein gefährlich niedriges Niveau sinken lassen. In den meisten Teilen des Landes hält die Trockenheit bis in eine Tiefe von einem Meter an, die für das Pflanzenwachstum entscheidend ist. In den südlichen Regionen nahe der serbischen Grenze fehlen dem Boden zwischen 130 und 147 Millimeter Wasser pro Quadratmeter: das entspricht fast drei Monaten durchschnittlicher Herbstniederschläge.
Diese Bedingungen stellen eine ernste Gefahr für die Land- und Forstwirtschaft und die natürlichen Lebensräume dar und erhöhen die Wahrscheinlichkeit weiterer Hitzewellen und Ernteausfälle in den kommenden Jahren.
Flüsse unter Druck: Donau und Theiß in Gefahr
Ungarns Wasserkrise wird durch die Bedingungen jenseits der Landesgrenzen verschärft. Die Schneedecke, die die Einzugsgebiete von Donau und Theiß speist, befindet sich derzeit in der Nähe eines Rekordtiefs, so die von Időkép zitierten Daten der Nationalen Wasserdirektion.
Obwohl zwei Wirbelstürme Ende November Schneefall brachten, war etwa die Hälfte des Schnees bereits Mitte Dezember geschmolzen. Normalerweise nimmt die Schneeanhäufung im Winter zu und bildet eine wichtige Reserve für die Flussläufe im Frühjahr und Sommer. In diesem Jahr versagt dieses natürliche Speichersystem.
Besonders besorgniserregend sind die Aussichten für die Theiß (Tisza). In ihrem oberen Einzugsgebiet oberhalb von Szeged ist das im Schnee gespeicherte Wasser bereits nahe an den historischen Mindestwerten. Experten warnen, dass die Auffüllung der Speicher im Winter zunehmend von einzelnen Wetterereignissen abhängt und nicht mehr von vorhersehbaren saisonalen Mustern.
Wenn die Trockenheit in den ersten Monaten des nächsten Jahres anhält, könnten die Wasserstände sowohl in der Donau als auch in der Theiß bis zum Sommer auf ein kritisch niedriges Niveau sinken und die Schifffahrt, die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung beeinträchtigen.

Eine Zukunft mit wenig oder gar keinem Schnee?
Langfristige Klimaforschung legt nahe, dass die Aussichten für den Schneefall ebenso beunruhigend sind. Laut einer Studie von Forschern der Eötvös Loránd Universität ist der durchschnittliche Schneefall im Winter in weiten Teilen Europas bereits stark zurückgegangen. In Ungarn bedeutet dies einen jährlichen Rückgang von etwa 10 Zentimetern im Vergleich zu früheren Klimaperioden.
In einem optimistischen Szenario (unter der Annahme, dass die globale Erwärmung gemäß dem Pariser Abkommen bis 2100 auf unter 2°C begrenzt wird) könnte der Schneefall in Ungarn bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 20 Zentimeter zurückgehen. Bei einem pessimistischen Szenario, bei dem die Treibhausgasemissionen auf dem derzeitigen Niveau bleiben, könnte der Rückgang 30-50 Zentimeter betragen.
In der Praxis würde dies bedeuten, dass es in Ungarn in den meisten Jahren wenig bis gar nicht schneien würde. Nur in Nordeuropa, einschließlich Teilen Skandinaviens, wird mit mehr Schneefall im Winter gerechnet.
Eine Warnung für die kommenden Jahrzehnte
Experten betonen, dass sich der Mangel an winterlichen Niederschlägen vielleicht nicht sofort dramatisch anfühlt, aber seine Folgen sind verzögert und kumulativ. Das Fehlen von Schnee und Regen im Winter wird sich im Frühjahr und Sommer am stärksten bemerkbar machen, wenn Flüsse, Böden und Ökosysteme auf das gespeicherte Wasser angewiesen sind.
Ohne signifikante Änderungen der globalen Emissionen und der Wassermanagementstrategien könnte Ungarn auf eine Zukunft zusteuern, die nicht durch schneereiche Winter, sondern durch chronische Dürre und zunehmend unvorhersehbare Wettermuster gekennzeichnet ist.

