Die geheime Reise von Premierminister Viktor Orbán nach Saudi-Arabien: Ein neues Machtspiel im Nahen Osten?

Im Oktober 2022 stattete der ungarische Premierminister Viktor Orbán der saudischen Hauptstadt Riad einen überraschenden und faszinierenden Besuch ab. Die höchst geheime Reise beinhaltete ein persönliches Treffen mit dem neu ernannten saudischen Premierminister, Kronprinz Mohammed bin Salman, der in der internationalen Presse oft als MBS bezeichnet wird. Obwohl ein solches Treffen normalerweise als diplomatischer Erfolg gewertet würde, wurde es weder von ungarischer noch von saudischer Seite öffentlich kommuniziert – eine an sich ungewöhnliche diplomatische Praxis.
Die Geheimhaltung erstreckte sich nicht nur auf die Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der ungarischen Regierung. Es wurde kein interner Bericht erstellt, und das Außenministerium wurde nicht offiziell informiert. Laut Telex war die Reise nur einem sehr begrenzten Kreis bekannt, und an ihrer Organisation waren keine traditionellen diplomatischen Kanäle beteiligt. Der Geschäftsmann Balázs Garamvölgyi, der früher der sozialistischen Regierung angehörte und jetzt als ungarischer Honorarkonsul im Nahen Osten tätig ist, spielte eine Schlüsselrolle bei der Organisation des Treffens. Obwohl er bei dem Treffen selbst nicht anwesend war, hat er Berichten zufolge die Gespräche über sein Netzwerk von Kontakten vermittelt.

Ministerpräsident Viktor Orbán reiste am Morgen des 25. Oktober ab und kehrte noch am selben Abend nach Budapest zurück. Seinen saudischen Gesprächspartnern wurde klar gemacht, dass keine Informationen nach außen dringen, keine Fotos gemacht und keine Pressematerialien herausgegeben werden sollten. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und die Einzelheiten sind nicht bekannt. Die Anwesenheit von Leibwächtern deutet darauf hin, dass das TEK (Ungarisches Zentrum für Terrorismusbekämpfung) von der Reise gewusst haben könnte, ebenso wie einer der ältesten Vertrauten von Viktor Orbán, János Nagy.
Fußball, Geld, Prestige: eine Verbindung zum Supercup-Finale?
Eine der größten Fragen ist der Zweck des Besuchs. Laut Quellen, die das Enthüllungsportal Direkt36 zitiert, hat die ungarische Seite die Saudis ausdrücklich gebeten, keine Fotos zu machen oder eine Erklärung über das Treffen zu veröffentlichen. Es bleibt völlig unklar, ob der Besuch offiziell oder privat war – das Büro von Premier Viktor Orbán hat die Angelegenheit nicht geklärt.

Vor dem Treffen in Saudi-Arabien hatte die italienische Presse berichtet, Viktor Orbán wolle das Finale des italienischen Superpokals, das traditionell in Riad ausgetragen wird, nach Ungarn holen. Es wurde behauptet, er habe ein Gebot von 8 Millionen Euro für die Austragungsrechte abgegeben. Obwohl es keine offizielle Bestätigung gibt, spekulieren viele, dass der Besuch zum Teil mit diesem Angebot zusammenhängt. Der ungarische Fußballverband hat jedoch dementiert, eine formelle Anfrage in dieser Angelegenheit erhalten zu haben.
Eine neue Richtung? Die ungarische Diplomatie wendet sich dem Osten zu
In den letzten Jahren hat die Regierung von Viktor Orbán ihre Beziehungen zu den Ländern des Nahen Ostens deutlich verstärkt. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Saudi-Arabien sind zu wichtigen Zielen der ungarischen Regierung und Wirtschaft geworden. Mehrere Luxusimmobilien in Budapest wurden von arabischen Investoren erworben, und auch die Zusammenarbeit im Energiesektor wurde erkundet. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist Mohamed Alabbar – der Geschäftsmann hinter dem Burj Khalifa – der Berichten zufolge größere Immobilienprojekte in Budapest in Betracht zieht. Gleichzeitig hat die Regierung Orbán mehrfach versucht, LNG-Gas aus Katar zu beziehen, und hat sich um Öl- und Gasgeschäfte in den Vereinigten Arabischen Emiraten bemüht.
Diese sich vertiefenden Beziehungen beschränken sich nicht auf die offiziellen diplomatischen Kanäle. Honorarkonsuln wie Garamvölgyi sind zu einflussreichen Vermittlern in diesem Prozess geworden. Diese Personen sind keine traditionellen Diplomaten, sondern fungieren als Vermittler zwischen den wirtschaftlichen und politischen Eliten. Laut Direkt36 ist Garamvölgyi zwar nicht in Verbrechen verwickelt, aber andere Honorarkonsuln waren in verschiedene internationale Skandale verwickelt, darunter Geldwäsche und die Finanzierung terroristischer Organisationen.
Direkt36 hat eine Anfrage von öffentlichem Interesse eingereicht, um herauszufinden, welche Reisen Viktor Orbán seit 2010 in den Nahen Osten unternommen hat. Die Antwort war bruchstückhaft; das Kontaktbüro gab nicht bekannt, wer seine Gesprächspartner waren, und in vielen Fällen bleibt unklar, ob es sich um offizielle oder private Besuche handelte. Die Reise nach Riad sticht hervor: Während alle anderen in der Antwort aufgeführten Reisen öffentlich dokumentiert wurden, wurde über Orbáns Besuch in Saudi-Arabien am 25. Oktober von keiner Regierungsquelle berichtet, bis Direkt36 ihn aufdeckte.
Obwohl es sich bei dem Treffen offenbar um ein diplomatisches Engagement auf hoher Ebene handelte, gibt es kaum Hinweise auf eine substanzielle wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Außenhandelsdaten zeigen, dass der ungarisch-saudische Handel bescheiden bleibt, mit jährlichen Exporten in Höhe von etwa 50-60 Milliarden Forint und Importen von etwa 30 Milliarden Forint.
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