Erschütternde Armut: So leben die Menschen in den ärmsten Dörfern Ungarns

Die Kluft zwischen den reichsten und den ärmsten Siedlungen Ungarns ist frappierend. Während in einigen Städten das durchschnittliche steuerpflichtige Jahreseinkommen pro Person 3 Millionen Forint übersteigt, müssen die Einwohner in den ärmsten Dörfern mit einem Bruchteil davon auskommen. Laut Daten des Nationalen Informationssystems für Regionalentwicklung und Raumplanung (TeIR) aus dem Jahr 2023 bleibt Csenyéte die ärmste Siedlung des Landes.
Durchschnittslöhne vs. Realität
Die Daten des Ungarischen Statistischen Zentralamtes (KSH) zeigen, dass der durchschnittliche Nettolohn im Mai 2023 bei 483.000 HUF lag, während der Median 391.200 HUF betrug. Diese Zahlen spiegeln jedoch nur die Verdienste von Vollzeitbeschäftigten in größeren Unternehmen wider und erfassen daher nicht die Realität für einen erheblichen Teil der Bevölkerung. Angestellte im öffentlichen Dienst, Teilzeitbeschäftigte und Menschen, die in kleinen Dörfern leben, verdienen in der Regel viel weniger.

Außerdem können die Durchschnittszahlen leicht durch einige wenige außergewöhnlich hohe Gehälter verzerrt werden, weshalb der Median ein genaueres Bild davon vermittelt, wie viel ein “durchschnittlicher” Ungar wirklich verdient.
Die zehn ärmsten Siedlungen
Einem Bericht von Pénzcentrum zufolge, der auf Daten der persönlichen Einkommenssteuer basiert, waren dies die ärmsten Siedlungen Ungarns im Jahr 2023:
- 10. Tiszabő (Komitat Jász-Nagykun-Szolnok) – 524.201 HUF pro Kopf jährlich (ca. 43.683 HUF oder 110 EUR/Monat)
Hohe Arbeitslosigkeit, viele Einwohner sind auf öffentliche Arbeiten und Sozialhilfe angewiesen. - 9. Rajka (Komitat Győr-Moson-Sopron) – HUF 489.015 (HUF 40.751 oder EUR 102/Monat)
Obwohl viele im Ausland arbeiten, sind die offiziellen lokalen Einkommen niedrig, da die Steuern anderswo gezahlt werden. - 8. Somogyacsa (Komitat Somogy) – HUF 467.607 (HUF 38.967 oder EUR 98/Monat)
Ein winziges, überaltertes Dorf mit sehr begrenzten Lebensunterhaltsmöglichkeiten. - 7. Gadna (Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén) – HUF 438.918 (HUF 36.576 oder EUR 92/Monat)
Durch die Schließung von Minen und Industrien gibt es in dem Dorf fast keine Arbeitsplätze mehr. - 6. Rinyaújnép (Komitat Somogy) – HUF 434.609 (HUF 36.217 oder EUR 91/Monat)
Eine isolierte Siedlung in der Nähe der kroatischen Grenze, in der öffentliche Arbeiten die Haupteinnahmequelle sind. - 5. Bódvalenke (Kreis Borsod-Abaúj-Zemplén) – HUF 414.074 (HUF 34.506 oder EUR 87/Monat)
Bekannt als das “Freskendorf”, aber der Tourismus hat seine Wirtschaft nicht wesentlich verbessert. - 4. Szentkatalin (Komitat Baranya) – HUF 396.481 (HUF 33.040 oder EUR 83/Monat)
Nur ein paar Dutzend Einwohner, keine Einrichtungen oder Geschäfte und eine alternde Bevölkerung. - 3. Szakácsi (Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén) – HUF 364.511 (HUF 30.375 oder EUR 76/Monat)
In der Region Cserehát gelegen, schreckt die schlechte Infrastruktur von Investitionen und der Schaffung von Arbeitsplätzen ab. - 2. Tornanádaska (Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén) – HUF 320.496 (HUF 26.708 oder EUR 67/Monat)
Ein abgelegenes Grenzdorf, in dem die meisten Menschen von Sozialhilfe und öffentlichen Arbeiten leben. - 1. Csenyéte (Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén) – HUF 235.101 (HUF 19.591 oder EUR 49/Monat)
Das ärmste Dorf Ungarns. Da die Arbeitslosigkeit fast vollständig ist und die meisten jungen Leute weggezogen sind, leben die Verbliebenen in großer Armut und sind größtenteils auf Sozialleistungen angewiesen.

Ein geteiltes Ungarn
Diese Statistiken verdeutlichen die krasse Kluft: Während Menschen in einigen Städten jährlich Millionen Forint zur Verfügung haben, müssen Familien in anderen Städten mit nur einigen zehntausend Forint pro Monat auskommen. Diese wachsende Kluft schürt nicht nur die soziale Ungleichheit, sondern kann auch ernste langfristige Folgen für die wirtschaftliche und demographische Zukunft Ungarns haben.
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