Geheime Pläne werden innerhalb des Fidesz geschmiedet: Viktor Orbán im Jahr 2026 raus?

Nach den jüngsten Prognosen liegen Péter Magyár und die Theiß-Partei jetzt komfortabel vor der Regierungspartei. Analysten zufolge mehren sich die Anzeichen, dass innerhalb der Fidesz-Führung eine lange undenkbare Möglichkeit aufgetaucht ist: bei den Wahlen 2026 einen anderen Kandidaten als Viktor Orbán aufzustellen, so ein Artikel des investigativen Journalisten Szabolcs Panyi in VSquare.
Plan B im Hintergrund: Orbán raus?
Fidesz kam 2010 an die Macht, und Orbáns Regierung verfügt seit 15 Jahren über eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Durch eine komplette Neufassung des Wahlgesetzes haben sie sich eine so komfortable Situation geschaffen, dass Orbán nun seine vierte Amtszeit antritt.
Im vergangenen Jahr hat sich die politische Landschaft in Ungarn jedoch mit dem Auftauchen von Péter Magyar und der Theiß-Partei, die mehreren Meinungsumfragen zufolge beliebter ist als Orbán und die Fidesz, deutlich verändert. Der Fidesz hat versucht, auf die neue Situation mit Rufmord, Verleumdungskampagnen und Versprechungen von Mehreinnahmen für die Wähler (wie z.B. Einkommenssteuerbefreiungen für Mütter) zu reagieren, aber das scheint nicht zu wirken.
Laut VSquare haben mehrere regierungsnahe Quellen bestätigt, dass seit Monaten intern über ein Szenario diskutiert wird, das nur als Backup-Plan existiert, und dass die Nachfolge Orbáns zur Debatte steht. Orbáns Regierung hat sich bei zahlreichen Entscheidungen auf geheime Meinungsumfragen verlassen, und es scheint, dass die Ergebnisse dieser Umfragen auch dieses Mal die endgültige Entscheidung beeinflussen könnten.
Der politische Analyst Gábor Török war der erste, der öffentlich die Idee äußerte, dass ein Rücktritt Orbáns nicht auszuschließen sei. Quellen zufolge könnte ein neuer Kandidat eine Niederlage vermeiden, die Orbáns politische Karriere überschatten würde und sogar den Nachteil gegenüber der Theiß-Partei und Péter Magyar verringern.
Der Name von János Lázár wird am häufigsten als möglicher Nachfolger genannt. Nach Ansicht von Gábor Török und Szabolcs Panyi könnte er eine der realistischen Optionen sein. Lázár hat in letzter Zeit aktiv seine politische Präsenz ausgebaut: Er veranstaltet nicht nur Straßenforen, sondern hat auch ein zentrales Kommunikationsteam in seinem Ministerium eingerichtet, das praktisch als unabhängige Wahlkampfmaschine fungiert.
Zugegeben, dank einer Reihe von Fehlentscheidungen ist der Verkehrsminister nicht gerade der beliebteste Politiker des Fidesz. Obwohl Lázár bestreitet, Ambitionen auf das Amt des Premierministers zu haben, wird er laut Panyis Quellen innerhalb der Fidesz bereits als eine reale Möglichkeit gehandelt.
Viktor Orbán selbst sagte in dem Öt-Podcast, dass das System auch ohne ihn weiter funktionieren würde. “Wenn ich morgen von einer Straßenbahn überfahren würde, würde die Regierungsmaschine nach ein paar Tränen weiter funktionieren”, sagte der Premierminister. Er fügte hinzu, dass innerhalb der Fidesz bereits ein bedeutender Generationswechsel stattgefunden habe und dass sie nun von einer Generation erfahrener, gut ausgebildeter Politiker in ihren 40er und 50er Jahren geführt werde.
Orbán hat schon früher überraschende Andeutungen über seine Zukunft gemacht. So schloss er auf einer internationalen Pressekonferenz Ende 2023 eine Fortsetzung seiner Karriere als Abgeordneter nicht aus. “Ich kann dem öffentlichen Interesse als Abgeordneter dienen. Ich habe eine Frau, fünf Kinder, sechs Enkelkinder – was will ich mehr? Danke, mir geht es gut”, sagte er.
Viktor Orbán hat sich auch als Politiker mit außergewöhnlichen Fähigkeiten erwiesen, denn es ist ihm gelungen, die verschiedenen mächtigen Figuren in seiner stark erweiterten Regierungspartei als Team zusammenzuhalten. Sollte er jedoch von der Bildfläche verschwinden, könnten Machtkämpfe ausbrechen, was für die Wiederwahl von Fidesz noch weniger förderlich wäre. Interne Bewegungen haben bereits begonnen. Der Fidesz-nahe Mandiner reagierte scharf auf Lázárs Spekulationen und nannte die Idee geradezu lächerlich.
Eines ist sicher: Zum ersten Mal seit 16 Jahren sieht es so aus, als würde der Fidesz die nächsten Parlamentswahlen verlieren, und das könnte die Partei zu einem völlig neuen Schritt veranlassen. Es besteht kein Zweifel, dass bei den Wahlen 2026 extrem viel auf dem Spiel steht. Nachdem sie ihren Höhepunkt erreicht hatten, befinden sie sich nun in einer Phase sinkender Popularität, wie die internen Umfragen des Fidesz zeigen.
Die Unterstützung der Partei ist im Abwärtstrend, während die Theiß-Partei und Péter Magyar an Schwung gewinnen und schlecht auf die von Magyar aufgeworfenen Themen reagieren. Ein neues Gesicht und ein neuer Kandidat könnten einen taktischen Vorteil bieten und neue Energie in den Wahlkampf bringen. Natürlich stellt sich die Frage, ob Orbán in der Lage ist, zu erkennen, dass er sich nicht auf ein Zweipersonenrennen einlassen sollte. Und ist Orbán in der Lage, die Macht nach insgesamt 20 Jahren als Premierminister abzugeben?
Auch interessant: PM Orbán könnte in echten Schwierigkeiten stecken: Péter Magyar führt alle Umfragen an; Minister Lázár kann anstelle von Orbán kandidieren
Lesen Sie auch:
Premier Viktor Orbán nimmt EU-Artikel 7 ernst, Ungarns Souveränitätsgesetze lösen Alarm aus

