Heftige Debatte im EP zu Ungarn: ‘Autoritärer Polizeistaat’

Am 2. April 2025 führte das Europäische Parlament in Straßburg eine kontroverse Debatte über die jüngsten gesetzgeberischen Entwicklungen Ungarns, einschließlich des Verbots des Budapest Pride-Marsches und umfassenderer Bedenken hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit. Die Debatte verdeutlichte tiefe Spaltungen zwischen der ungarischen Regierung und den EU-Institutionen.

Wichtige Probleme angesprochen

Anlass für die Diskussion war das neue Gesetz Ungarns, das Pride-Märsche verbietet, begründet von der Regierung mit ihrer umstrittenen “Kinderschutz” – Gesetzgebung von 2021. Gem IndexKritiker argumentieren, dass dieses Gesetz grundlegende EU-Werte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit verletzt. Darüber hinaus hat ein vorgeschlagenes ungarisches Gesetz, das Abgeordneten wegen unvollständiger Vermögenserklärungen ihre Mandate entziehen könnte, der Debatte neuen Auftrieb gegeben.

Adam Szlapka, Vertreter der polnischen EU-Ratspräsidentschaft, betonte, dass Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte zentrale europäische Werte seien. Er kündigte an, dass die rechtsstaatliche Situation Ungarns während der polnischen Präsidentschaft zweimal überprüft werde, unter anderem im Rahmen von Verfahren nach Artikel 7.

Michael McGrath, der EU-Kommissar für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, kritisierte die Nutzung des „Kinderschutzgesetzes“durch Ungarn zur Einschränkung friedlicher Versammlungen. Er argumentierte, dass solche Maßnahmen mit den EU-Standards unvereinbar seien und wies auf die anhaltenden Herausforderungen hin, mit denen die Zivilgesellschaft und die Medien in Ungarn konfrontiert seien.

Spaltende Aussagen

Mehrere Abgeordnete verurteilten die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán Tineke Strik von den Grünen nannte Ungarn einen “autoritären Polizeistaat” und warf ihm vor, Technologie zur Unterdrückung abweichender Meinungen einzusetzen. Der Sozialdemokrat Csaba Molnár bezeichnete das Pride-Verbot als “scheine Homophobie”, die als Kinderschutz getarnt sei, während der griechische Europaabgeordnete Konstantinos Arvanitis forderte, die EU-Mittel für Ungarn wegen seines angeblichen demokratischen Rückfalls zu kürzen.

Im Gegensatz dazu wies der ungarische Fidesz-Europaabgeordnete Tamás Deutsch die Debatte als “politischen Zirkus” zurück. Er verteidigte die Politik Ungarns als Schutz der Kinder und der nationalen Souveränität und behauptete, sie spiegelten den Willen der ungarischen Bürger wider. Ähnlich unterstützte Jacek Ozdoba von der polnischen PiS-Partei die Haltung Ungarns mit dem Argument, dass sie das Recht der Eltern respektiere, ihre Kinder nach ihren Werten zu erziehen.

Handlungsaufforderungen

Mehrere liberale und linke Europaabgeordnete forderten stärkere Maßnahmen gegen Ungarn, darunter die Aussetzung seines Stimmrechts im Rat. Fabienne Keller von Renew Europe lud Kollegen ein, als Akt der Solidarität am verbotenen Pride-Marsch in Budapest teilzunehmen.

Während ungarische Beamte ihre Handlungen als Verteidigung der Souveränität und traditioneller Werte bezeichneten, betrachteten viele Abgeordnete sie als direkte Verstöße gegen gemeinsame europäische Grundsätze.

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