Kirgisistan und Ungarn schlagen in Budapest ein neues wirtschaftliches Kapitel auf

Kirgisistan und Ungarn haben am 21. November 2025 in Budapest wichtige Schritte zur Vertiefung ihrer Wirtschaftspartnerschaft unternommen und dabei hochrangige Regierungsgespräche mit einem gezielten Wirtschaftsforum und konkreten Investitionsvereinbarungen kombiniert. Die Veranstaltungen signalisierten, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern von der symbolischen Diplomatie zu konkreten Projekten in den Bereichen Energie, Landwirtschaft, Tourismus und Bildung entwickeln. Sie können unseren Bericht vor Ort lesen:

Viertes Treffen der Regierungskommission: Vom Handel zur Energie

In Budapest fand das 4. Treffen der kirgisisch-ungarischen Regierungskommission für Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit unter dem gemeinsamen Vorsitz von Bakyt Sydykov, Minister für Wirtschaft und Handel der Kirgisischen Republik, und Boglárka Illés, Staatssekretärin für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen im ungarischen Außen- und Handelsministerium, statt.

Die Sitzung diente als wichtige Plattform, um den Stand der bilateralen Beziehungen zu überprüfen und die praktische Zusammenarbeit zu stärken. Die beiden Seiten diskutierten eine breite wirtschaftliche Agenda, darunter:

  • Handel und Investitionszusammenarbeit,
  • landwirtschaftliche und industrielle Partnerschaften,
  • Digitalisierung und Innovation,
  • Luftfahrt und Verkehr,
  • Energieprojekte,
  • sowie humanitärer und bildungspolitischer Austausch.

Am Ende des Treffens unterzeichneten die Parteien das Protokoll der 4. Sitzung der Kommission sowie ein Memorandum of Understanding (MoU) zwischen dem Ministerium für Wasserressourcen, Landwirtschaft und verarbeitende Industrie der Kirgisischen Republik und dem ungarischen Landwirtschaftsministerium im Bereich der Veterinärdienste und Veterinärkontrolle. Es wird erwartet, dass das Abkommen neue Möglichkeiten in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheitsstandards und exportorientierte landwirtschaftliche Produktion eröffnen wird.

Wirtschaftsforum Ungarn-Kirgisische Republik im Kimpton BEM Budapest

Die Regierungsgespräche wurden durch ein ungarisch-kirgisisches Wirtschaftsforum ergänzt, das am selben Tag im Kimpton BEM Budapest stattfand. Die Veranstaltung wurde auf Englisch, Russisch und Ungarisch abgehalten, was die internationale und regionale Ausrichtung der Zusammenarbeit widerspiegelt. Das Forum wurde von Attila Német moderiert, der die HEPA – Hungarian Export Promotion Agency vertrat.

Kyrgyzstan and Hungary open a new economic chapter in Budapest
Kirgisistan und Ungarn schlagen in Budapest ein neues wirtschaftliches Kapitel auf. Foto: Helló Magyar/Daily News Hungary

Das Programm begann mit der Registrierung, gefolgt von den Begrüßungsworten:

  • S.E. Boglárka Illés, Staatssekretärin für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen, betonte Ungarns Engagement für die Stärkung der Beziehungen zu Zentralasien und hob die strategische Rolle Kirgisistans in der Region hervor.
  • S.E. Bakyt Tolomushevich Sydykov, Minister für Wirtschaft und Handel der Kirgisischen Republik, betonte, dass zwischen den beiden Ländern eine solide Grundlage des Vertrauens, des gegenseitigen Respekts und der langfristigen Partnerschaft geschaffen wurde und dass Kirgisistan bereit ist, die Zusammenarbeit im Bereich Handel und Investitionen weiter auszubauen.
Kyrgyzstan and Hungary open a new economic chapter in Budapest
Kirgisistan und Ungarn schlagen in Budapest ein neues wirtschaftliches Kapitel auf. Foto: Helló Magyar/Daily News Hungary

Unterzeichnung der Absichtserklärung: Landwirtschaft und verarbeitende Industrie

Im Anschluss an die Eröffnungsrede fand die feierliche Unterzeichnung eines MoU zwischen dem Ministerium für Wasserressourcen, Landwirtschaft und Verarbeitungsindustrie der Kirgisischen Republik und dem ungarischen Unternehmen Art Work Design Kft. statt. Die Vereinbarung zielt darauf ab, die Zusammenarbeit bei landwirtschaftlichen Projekten, der Entwicklung der verarbeitenden Industrie und Lösungen für das Wassermanagement zu unterstützen und dabei kirgisische Bedürfnisse mit ungarischer Expertise und Technologie zu verbinden.

Expertenvorträge: Investitionsklima, Exporte, Dürreprävention und Tourismus

Den Kern des Forums bildete eine Präsentationssitzung, in der wichtige Institutionen und Unternehmen konkrete Kooperationsmöglichkeiten vorstellten:

  • Damirbek Zhanturayevich Bikulov, stellvertretender Direktor der Nationalen Investitionsagentur beim Präsidenten der Kirgisischen Republik, stellte das Investitionsklima in Kirgisistan vor. Er erläuterte Steueranreize, freie Wirtschaftszonen und Garantien, die ausländischen Investoren zur Verfügung stehen, und betonte die Offenheit des Landes für langfristige strategische Partnerschaften.
  • Dr. Gábor Péter Artner, stellvertretender Geschäftsführer der HEPA – Hungarian Export Promotion Agency, gab einen Überblick über Ungarns Exportförderungsinstrumente und -programme, die ungarische Unternehmen bei der Erschließung von Märkten in Zentralasien, einschließlich Kirgisistan, unterstützen.
  • Frau Nazgul Zharkynbekovna Malabaeva, Vorsitzende des Kirgisisch-Ungarischen Wirtschaftsrats und Vertreterin der Industrie- und Handelskammer der Kirgisischen Republik in Ungarn, sprach über Plattformen, die die Geschäftswelt beider Länder miteinander verbinden, und hob Schlüsselsektoren für die Zusammenarbeit hervor.
  • Herr László Örlős, PhD, Betriebsdirektor und Vorstandsmitglied des Instituts für Dürreprävention der Organisation Türkischer Staaten, sprach über die Herausforderungen des Wassermanagements und der Dürreprävention und stellte regionale Erfahrungen vor, die für Zentralasien von großer Bedeutung sind.
  • Frau Malika Moltoeva, stellvertretende Direktorin der Tourismusabteilung der IEC der Kirgisischen Republik, stellte das touristische Potenzial Kirgisistans vor, von Berg- und Ökotourismus bis hin zu Kulturrouten und Abenteuerreisen. Sie wies auch auf die World Nomad Games 2026 hin, die in Kirgisistan stattfinden werden, und an denen auch ungarische Athleten teilnehmen sollen.
  • Ein Vertreter von Visit Hungary stellte Ungarn als sicheres, leicht zugängliches und erlebnisreiches Reiseziel vor und wies auf mögliche neue Tourismusströme und gemeinsame Pakete für den kirgisischen und regionalen Markt hin.
  • Kanat Kurmanov, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Ungarisch-Kirgisischen Entwicklungsfonds, stellte die Finanzierungsinstrumente, Darlehen und Investitionsprogramme des Fonds vor, mit denen gemeinsame ungarisch-kirgisische Projekte unterstützt werden sollen.

Nach den Präsentationen setzten die Teilnehmer ihre Diskussionen bei einem Networking-Mittagessen fort, gefolgt von B2B- und B2G-Gesprächen. Diese Einzelgespräche ermöglichten ungarischen und kirgisischen Unternehmen sowie öffentlichen Einrichtungen, konkrete Projekte und Partnerschaften zu vertiefen.

Flaggschiff-Energieprojekt: bis zu 300 MW Solarkapazität

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Besuchs in Budapest wurde im Energiesektor erzielt. Im Rahmen des Wirtschaftsprogramms besuchte eine Delegation der Nationalen Investitionsagentur der Kirgisischen Republik unter der Leitung des stellvertretenden Direktors Damir Bikulov die Electron Holding, eines der größten Energieunternehmen Ungarns.

Im Anschluss an die Verhandlungen unterzeichneten Electron Holding und die Nationale Investitionsagentur eine Kooperationsvereinbarung zur Entwicklung von Solarkraftwerken mit einer Gesamtkapazität von bis zu 300 MW in Kirgisistan. Die geplanten Investitionen werden voraussichtlich 300 Millionen US-Dollar übersteigen.

Das Projekt hat das Potenzial,:

  • den Sektor der erneuerbaren Energien in Kirgisistan erheblich zu stärken,
  • die Energiesicherheit und Unabhängigkeit des Landes zu verbessern,
  • und einen neuen Markt für die ungarische Energietechnologie und das ungarische Ingenieurwissen zu erschließen.

Kirgisistan stützt sich heute stark auf die Wasserkraft. Das Land hat sich jedoch das nationale Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Energien – ohne große Wasserkraft – bis 2040 auf 10 Prozent der gesamten Energieversorgung zu erhöhen. Die neue ungarisch-kirgisische Solarkooperation unterstützt diese Strategie direkt.

Tourismus, Bildung und Industrie ebenfalls auf der Tagesordnung

Neben dem Energiebereich besuchte die kirgisische Wirtschaftsdelegation ungarische Unternehmen in den Bereichen Tourismus, Bildung und Industrie und traf sich mit ihren ungarischen Gesprächspartnern. Im Mittelpunkt der Gespräche standen folgende Themen:

  • die Steigerung der gegenseitigen Touristenströme und die Entwicklung neuer Reiseprodukte,
  • die Ausweitung der Zusammenarbeit im Bereich der Hochschulbildung, der Ausbildung und des Studentenaustauschs,
  • und den Start von Industrie- und Verarbeitungsprojekten, die von kirgisischen Ressourcen und ungarischem Know-how profitieren können.

Die Budapester Treffen zeigen deutlich, dass die Beziehungen zwischen Kirgisistan und Ungarn in eine neue Phase eintreten, die von konkreten Geschäftsprojekten und institutioneller Zusammenarbeit geprägt ist. Von Landwirtschaft und Energie bis hin zu Tourismus und Bildung bauen die beiden Länder eine breitere, diversifizierte Partnerschaft auf – eine Partnerschaft, die Unternehmen und Bürgern auf beiden Seiten greifbare Vorteile bringen könnte.

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