Propagandavideo der Regierung auf dem renovierten Keleti Bahnhof in Budapest

Am Montagabend wurde ein Propagandavideo der Regierung auf die Fassade des kürzlich renovierten Keleti Bahnhofs in Budapest projiziert, in dem die Gefahren der Migration und der Flüchtlingskrise hervorgehoben wurden. Als Teil der Lichtshow erschienen Minarett-Türme auf dem Hauptgebäude, begleitet vom Klang der Kirchenglocken und dem Gebetsruf eines Muezzins. An den Seitenflügeln des Bahnhofs wurden Bilder von der Flüchtlingskrise 2015, einer Sitzung des Europäischen Parlaments sowie Fotos von europäischen und ungarischen Politikern gezeigt.
“Nur eine falsche Entscheidung…”
Laut dem Text des Videos ist Ungarns Sicherheit fragil und “nur eine falsche Entscheidung” könnte das Land in eine “Nation von Einwanderern” verwandeln. Das Filmmaterial wirbt auch für die Website rosszvalasztas.hu (“falsche Wahl”), die von Jogállam és Igazság Nonprofit Ltd. unter der Leitung von Miklós Szánthó, Direktor des Zentrums für Grundrechte, betrieben wird. Szánthó teilte das Video auch auf Facebook und schrieb: “Der Westen ist bereits gefallen, lasst uns nicht seinem Beispiel folgen.”
Das Video erinnert an die Zusammenstöße in Röszke im Jahr 2015 und stellt die Flüchtlinge als “Migrantenhorden” dar, die “nicht mit Dokumenten und Anträgen, sondern mit Steinen und Stöcken ankamen.” Der Sprecher behauptet, die ungarischen Grenzschützer hätten das Land verteidigt, aber “der Kampf ist noch nicht vorbei”, da Brüssel Ungarn jeden Tag mit einer Geldstrafe von fast 400 Millionen Forint (1 Million Euro) für seine Migrationspolitik belegt.
Nicht genehmigte Projektion bei Keleti?
Das Budapester Rathaus teilte Telex mit, dass für die Projektion keine Genehmigung für die Nutzung des öffentlichen Raums erteilt worden sei. Die Eisenbahngesellschaft MÁV betonte, dass die Lichtshow nicht von ihr veranstaltet wurde und sie keine Verantwortung für den Inhalt trägt. Aus Gründen der Sicherheit der Bahn haben die Organisatoren jedoch den Zeitpunkt im Voraus mit der Polizei abgestimmt, um sicherzustellen, dass keine Gefahr für die Zugführer besteht.
Laut einer Erklärung des Budapester Polizeipräsidiums meldeten die Organisatoren die Projektion offiziell mit dem erklärten Ziel, “das Bewusstsein für die negativen Folgen der illegalen Migration zu schärfen.”
Nach einer 4,5 Milliarden HUF teuren Renovierung
Der Bahnhof Keleti wurde ab dem 25. August für vier Wochen wegen einer 4,5 Milliarden HUF (11,5 Millionen Euro) teuren Renovierung der Eisenbahninfrastruktur geschlossen. Obwohl der Bahnhof ursprünglich am Morgen des 22. September wiedereröffnet werden sollte, wurden die Züge erst am Nachmittag wieder in Betrieb genommen.
Die feierliche Wiedereröffnung wurde jedoch von der Projektion am Montagabend überschattet, die eindeutig eine politische Botschaft vermittelte – ohne offizielle Genehmigung der Stadt.

