Tausende demonstrieren in Budapest gegen die Hasspolitik in Ungarn

Am Sonntagabend füllte sich der Budapester Heldenplatz mit Tausenden von Demonstranten, die gegen die Hasskampagnen der Orbán-Regierung und die wachsende Feindseligkeit im öffentlichen Diskurs protestierten. Die Veranstaltung mit dem Titel “Air!” wurde von der Loupe Theatre Company organisiert und hatte zum Ziel, Solidarität, Frieden und ein saubereres öffentliches Leben zu fördern.
Petition gegen Hassplakate gewinnt an Schwung
Die Organisatoren, darunter die Schauspieler Rozi Lovas, Tamás Lengyel, Áron Molnár und János Antal Horváth, hatten zuvor eine Petition gestartet, in der sie die Entfernung der vom Steuerzahler finanzierten Hassplakate von öffentlichen Plätzen forderten. Nach Angaben von Népszava haben bereits mehr als 230.000 Menschen die Petition unterzeichnet. Die Initiative steht auch im Zusammenhang mit einem Referendumsvorschlag, der politische Kampagnen, die auf Angst und Feindseligkeit aufbauen, verbieten würde.
Botschaften der Solidarität statt der Angst
Während der Demonstration lasen Organisatoren und Zivilisten alternative Plakatideen vor, die die hasserfüllte Propaganda ersetzen sollten. Diese riefen zu Solidarität, Mitgefühl und Verantwortung anstelle von Spaltung auf.
Die Botschaften betonten Themen wie den Schutz von Kindern, die Bedeutung von Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen, den Kampf gegen Obdachlosigkeit und häusliche Gewalt.
Die Hintalovon Foundation betonte, dass “der Schutz von Kindern eine gemeinsame Verantwortung ist”.
Starke Worte von der Bühne
Mehrere bekannte Schauspieler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens betraten die Bühne. Nóra Rainer-Micsinyei schlug vor, eine “alternative nationale Konsultation” einzuleiten, die sich mit den wirklichen sozialen Problemen befassen würde, vom jüngsten Begnadigungsskandal bis zum Zustand des Eisenbahnverkehrs. Orsolya Tapasztó warnte, dass Hasskampagnen Kindern ernsthaft schaden, indem sie ihnen Angst einflößen.
Edina Pottyondy verglich die Regierungspropaganda mit einem “Nervengift”, das absichtlich den öffentlichen Diskurs vergiftet. Mit Blick auf den jüngsten Selbstmord eines Polizeichefs in Hódmezővásárhely erklärte sie, dass Hetzkampagnen verheerende Folgen haben können. Sie forderte die Menge auf, ruhig, aber entschlossen zu bleiben und bei den kommenden Wahlen für einen Wandel zu stimmen.
Rozi Lovas, die als christliche Mutter sprach, sagte, dass die Kampagnen und das neu aufkommende, von der KI generierte Propagandamaterial Angst und Furcht verbreiten. Áron Molnár betonte, dass “Propaganda töten kann” und rief die Menschen dazu auf, auf sich selbst und aufeinander aufzupassen. Tamás Lengyel betonte, dass Ungarn nur stark sein kann, wenn es eine Gemeinschaft von Verbündeten und nicht von Feinden ist.
Kultur und Einigkeit im Mittelpunkt
Der Abend war auch von kulturellen Darbietungen geprägt. Das ikonische Gedicht “Air!” von József Attila wurde vorgelesen und der Liedermacher János Bródy trat live auf. Am Ende der Veranstaltung stimmte die Menge in ein gemeinsames Lied ein und erleuchtete den Platz mit ihren Handy-Taschenlampen. Die Botschaft der Einheit wurde durch eine Videobotschaft von Judit Halász unterstrichen, die die Teilnehmer daran erinnerte, dass “Hass nur zu mehr Hass führt”, und die Gesellschaft aufforderte, künftigen Generationen die Werte der Liebe und Akzeptanz zu vermitteln.
Politische Reaktionen
Die Organisatoren betonten, dass die Demonstration in keiner Verbindung zu einer politischen Partei stand, so dass auch keine Parteifahnen oder -symbole zu sehen waren. Die Regierungspartei Fidesz hat jedoch reagiert. Ihr Kommunikationsdirektor, Tamás Menczer, spottete in einem Facebook-Post über die Veranstaltung und die teilnehmenden Akteure.
Schlussfolgerung
Die Proteste auf dem Heldenplatz haben eine starke Botschaft vermittelt: Ungarn braucht Solidarität, Mitgefühl und Ehrlichkeit im öffentlichen Leben und keine von Hass getriebene Propaganda. Indem sie sich zu Tausenden versammelten, zeigten die Teilnehmer, dass viele Ungarn öffentliche Räume von spaltenden politischen Kampagnen zurückerobern und eine geeintere Gemeinschaft aufbauen wollen.
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