Ungarn fängt ein russisches Flugzeug nach dem anderen ab: Ungarischer Oberstleutnant enthüllt Insiderwissen – Fotos

Die ungarischen Gripen-Kampfjets haben in den letzten dreieinhalb Monaten 20 reale Einsätze absolviert, bei denen sie hauptsächlich russische Flugzeuge, Drohnen und weißrussische Ballons im Rahmen der NATO-Operation Baltic Air Policing (BAP) zur Sicherung des baltischen Luftraums abfingen. Die meisten Scramble-Alarme wurden durch russische Il-20-Aufklärungsflugzeuge sowie SU- und MIG-Kampf- und Militärtransportflugzeuge ausgelöst. Diese tauchten unerkannt vor allem entlang des engen Luftkorridors zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Sankt Petersburg auf.

Ungarische Piloten haben bereits 20 Live-Abfangmissionen durchgeführt

Vom 1. August bis zum 1. Dezember schützen die ungarischen Verteidigungskräfte den Luftraum der baltischen Staaten mit vier JAS-39C Gripen-Kampfflugzeugen und etwa 80 Mitarbeitern. Dies ist notwendig, weil Estland, Lettland und Litauen keine eigenen Luftstreitkräfte haben, so dass die NATO-Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um ihren Luftraum zu schützen.

Nach früheren Rotationen in den Jahren 2015, 2019 und 2022 leitet Ungarn diese Mission nun an der Seite der spanischen und italienischen Luftwaffe. Bislang haben die ungarischen Piloten 300 Einsätze geflogen und dabei über 365 Flugstunden gesammelt. Dazu gehören 20 echte ALFA-Alarme, 76 TANGO-Abfangübungen und 53 Trainingsflüge.

Hungarians catch Russian aircraft one after the other
Foto: MTI/Róbert Hegedüs

Die NATO-Mitgliedstaaten haben die BAP-Mission seit 2004 im Rotationsverfahren durchgeführt. Dies ist das vierte Mal, dass ungarische Gripens daran beteiligt sind, und das zweite Mal seit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts, schreibt die ungarische Nachrichtenagentur.

Ungarn sichert das Baltikum gegen nicht identifizierte russische Flugzeuge

Das ungarische Kontingent erfüllt hauptsächlich Quick Reaction Alert-Aufgaben, d.h. die Gripens steigen innerhalb von 15 Minuten auf, um unbekannte Flugzeuge zu identifizieren, erklärte Péter Tősér, Leiter der Luftverteidigungsbereitschaft der ungarischen Streitkräfte, während einer Pressetour. Dabei handelt es sich in der Regel um russische Kampfflugzeuge, Transportflugzeuge oder Aufklärungsflugzeuge, die unerkannt in der Nähe des baltischen Luftraums fliegen.

Das bedeutet, dass sie entweder keine Flugpläne eingereicht haben, keinen Funkkontakt mit den Fluglotsen herstellen oder die Transponder an Bord ausschalten. Dazu ist eine physische Identifizierung erforderlich, die Kampfjets aus der Ferne vornehmen – sie erkennen ein Kampfflugzeug aus einer Entfernung von 40 Meilen und können seinen Typ innerhalb von 10 Meilen genau bestimmen.

Hungarians catch Russian aircraft one after the other
Foto: MTI/Róbert Hegedüs

Welche Flugzeuge wurden abgefangen? Neben den russischen Il-20-Aufklärungsflugzeugen sind ungarische Piloten auf SU-24, SU-30, SU-35 und MIG-31 Jagdflugzeuge gestoßen.

Nicht nur russische Flugzeuge lösen echte Scramble-Warnungen aus

Das ungarische Geschwader nimmt auch an Drohnenabfangübungen teil, eskortiert amerikanische strategische Bomber und übt Luftkämpfe mit anderen NATO-Verbündeten. Die strategische Bedeutung des Baltikums, die durch den Russland-Ukraine-Krieg und die russische Exklave Kaliningrad noch verstärkt wird, macht eine kontinuierliche Luftüberwachung unabdingbar. Häufig kommt es zu Navigationsfehlern und illegalen Aktivitäten, wie z.B. von Weißrussland aus gestarteten Schmuggelballons.

Hungarians catch Russian aircraft one after the other
Foto: MTI/Róbert Hegedüs

Einer der schwerwiegendsten Vorfälle ereignete sich am 9. September, als 20-30 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eindrangen. Die NATO ergriff eine beispiellose Aktion und schoss mehrere von ihnen ab. Darüber hinaus stellt die russische Öltanker-Schattenflotte eine ständige Herausforderung dar. Dies zeigte sich, als ein SU-30-Kampfflugzeug einen Hubschrauber der estnischen Behörden an der Landung auf einem Schiff hinderte.

Laut Navigationskapitän Pál Farkas kam es am 22. September zu kritischen Zwischenfällen, als drei MIG-31-Kampfbomber den estnischen Luftraum verletzten. Acht Tage später drangen ein Tankflugzeug und ein SU-30-Kampfflugzeug beim Auftanken aus der Luft versehentlich in den litauischen Luftraum ein.

Hungarians catch Russian aircraft one after the other
Foto: MTI/Róbert Hegedüs

Ungarn kehren mit dem Weihnachtsmann zurück

Die logistische Unterstützung war eine große Herausforderung. Über 60 Tonnen Ausrüstung wurden mit Militärflugzeugen nach Litauen geflogen. Das Kontingent wird voraussichtlich Anfang Dezember nach Hause zurückkehren.

Neben den militärischen Aufgaben beteiligt sich das ungarische Team auch an zivilen Initiativen wie Wohltätigkeitsveranstaltungen und Sportevents. Von den beiden baltischen Stützpunkten sind die ungarischen und spanischen Luftstreitkräfte in Šiauliai stationiert, während die Italiener in Amari, Estland, Dienst tun.

Hungarians catch Russian aircraft one after the other
Foto: MTI/Róbert Hegedüs

Gegenwärtig ist die ungarische Luftwaffe an der Luftpolizei für sieben NATO-Länder beteiligt, darunter Kroatien, die Slowakei und Slowenien, wo aufgrund des laufenden Austauschs oder Mangels an Kampfjets internationale Unterstützung unerlässlich bleibt.

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