Viktor Orbáns kühne Behauptungen über die Sicherheit Ungarns stehen im Widerspruch zu Kriminalstatistiken

Seit Jahren behauptet Ministerpräsident Viktor Orbán, dass Sicherheit ein Markenzeichen Ungarns sei, und positioniert es als eines der sichersten, wenn nicht sogar als das sicherste Land Europas. In einer kürzlichen Rede in Italien behauptete Orbán erneut, dass “Ungarn das sicherste Land Europas ist” Ein genauerer Blick auf die verfügbaren Statistiken zeichnet jedoch ein differenzierteres Bild.

Orbán hat bereits ähnliche Aussagen gemacht, nämlich einschließlich im Jahr 2022, als er Ungarn als “eines der sichersten Länder Europas” und Budapest als “eine der sichersten Hauptstädte” bezeichnete Dennoch hat er nie konkrete Daten zur Untermauerung dieser Behauptungen vorgelegt Als er von Lakmusz, sein Pressechef Havasi Bertalan antwortete nicht auf Bitten um Klarstellung.
Ungarns Sicherheit: Ein Blick auf die Zahlen
Um Orbáns Behauptung zu bewerten, wandte sich Lakmusz an Eurostat-Daten, die europaweit 21 Arten von Straftaten verfolgen, darunter schwere Straftaten wie Mord, Raub, sexuelle Gewalt und Korruption Die jüngsten Daten aus dem Jahr 2022 zeigen, dass Ungarn nur in einer Kategorie gut abschneidet: Raub Das Land verzeichnete mit nur 5,5 Vorfällen pro 100.000 Einwohner die niedrigste Rate an Raubüberfällen in Europa.
Weitaus weniger beeindruckend ist allerdings die Leistung Ungarns in anderen Kriminalitätskategorien, bei den vorsätzlichen Tötungsdelikten liegt Ungarn mit 0,88 Tötungsdelikten pro 100.000 Menschen im Mittelfeld, bei den Tötungsversuchen liegt Ungarn an achter Stelle, hinter Ländern wie Polen und Irland.
Bei Straftaten wie Menschenhandel und sexueller Ausbeutung rangiert Ungarn erneut nicht an der Spitze, so meldete Ungarn im Jahr 2022 beispielsweise 4,77 Fälle sexueller Ausbeutung pro 100.000 Einwohner und belegte damit den 10. Platz in Europa.
Sexuelle Gewalt: Ein komplexes Bild
Die Situation bei Sexualverbrechen wird durch Unterschiede in den Definitionen und der Berichterstattung zwischen Ungarn und anderen europäischen Ländern erschwert Während Eurostat zwischen sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen und sexueller Gewalt unterscheidet, bezieht sich das ungarische Strafgesetzbuch nur auf “sexuelle Gewalt” Daher ist es schwierig, einen direkten Vergleich zwischen Ungarn und seinen europäischen Pendants anzustellen.
Dennoch ist Ungarns gemeldete Rate sexueller Gewalt (6,06 pro 100.000) im Jahr 2022 bei weitem nicht die niedrigste in Europa Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderungen beim Vergleich der Kriminalitätsraten in Ländern mit unterschiedlichen Rechtssystemen und Meldepraktiken.
Wahrnehmung vs. Realität
Auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Ungarn erzählt eine andere Geschichte In einer Umfrage der ungarischen Statistisches Zentralamt (KSH) wurden die Bewohner gefragt, wie sicher sie sich nach Einbruch der Dunkelheit beim Alleingehen in ihrer Nachbarschaft fühlten. Während viele Befragte angaben, sich sicher zu fühlen, ist Ungarns Rang in umfassenderen Europastudien in den letzten Jahren gesunken.
Ungarn hat beispielsweise auf einer EU-weiten Liste zur Messung der öffentlichen Wahrnehmung von Kriminalität, Vandalismus und Gewalt vier Plätze zurückgelegt und ist von Platz 5 im Jahr 2020 auf Platz 9 im Jahr 2023 gefallen. Der Prozentsatz der Personen, die Sicherheitsbedenken melden, stieg im gleichen Zeitraum von 5,3% auf 6,1%.
Das globale Bild
Zusätzlich zur Komplexität belegte Ungarn auf dem Global Peace Index (GPI) 2024, der Sicherheit und Gefahrenabwehr auf globaler Ebene misst, Platz 14. Während dies positiv erscheint, ist anzumerken, dass mehrere europäische Länder Ungarn übertreffen Auf der europäischen Liste belegt Ungarn nur Platz 10, nicht den höchsten, wie Orbáns Aussagen vermuten lassen.
Schlussfolgerung
Ungarn hat zwar Fortschritte bei der Reduzierung bestimmter Arten von Kriminalität, insbesondere von Raubüberfällen, gemacht, ist aber bei weitem nicht das sicherste Land Europas, wie Viktor Orbán häufig behauptet, ob absichtlich oder nicht, diese Aussagen übersehen zentrale Datenpunkte, die ein ausgewogeneres, wenn auch weniger leuchtendes Bild der Sicherheit des Landes zeichnen.
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