Während Ungarn auf Frieden drängt, kaufen wir mehr Öl aus Russland als je zuvor

Während die Europäische Union das Ziel verfolgt, ihre Abhängigkeit von russischer Energie bis Ende 2027 zu beenden, bewegt sich Ungarn in die entgegengesetzte Richtung.
Hilft die ungarische Regierung bei der Finanzierung des Krieges?
In der ersten Hälfte dieses Jahres kamen 92 Prozent der Ölimporte des Landes aus Russland – ein dramatischer Anstieg gegenüber 61 Prozent im Jahr 2021. Die neuen Zahlen zeigen, dass Ungarn seine Energieabhängigkeit von einer Nation, die sich im Krieg befindet, nicht verringert, sondern sie stetig erhöht.
Dieser Trend ist sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch besorgniserregend, da die nach Russland fließenden Gelder den Haushalt des Kremls aufbessern – und das zu einer Zeit, in der Moskau seine Militärausgaben erhöht. Analysten gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der russischen Staatseinnahmen in die Finanzierung des Krieges fließt. Damit sind die Zahlungen Ungarns ein wichtiger Beitrag zu Wladimir Putins Bemühungen.
Eine zwielichtige Firma mit Verbindungen zum Kreml
Einem Bericht der G7 zufolge spielt ein wenig bekannter Mittelsmann namens Normeston eine zentrale Rolle bei den Ölgeschäften des Landes mit Russland. Die Firma operiert über ein Labyrinth von Unternehmen mit Sitz in Zypern, Belize, der Schweiz und Dubai.
Russische Enthüllungsjournalisten haben jedoch ihre Verbindungen zu Personen aus dem Umfeld von Präsident Putin aufgedeckt. Die Ermittlungen haben Normeston mit Gennady Timchenko in Verbindung gebracht, einem der engsten Vertrauten Putins, der früher hinter dem russischen Ölhandelsriesen Gunvor stand.
Der ungarische Geschäftsmann Imre Fazakas, ehemaliger Leiter des Moskauer Handelsbüros von Videoton und Miteigentümer des Unternehmens, wurde mit Normestons Aktivitäten in Ungarn in Verbindung gebracht. Auf russischer Seite umfasst das Netzwerk ehemalige Lukoil-Führungskräfte, Rallyefahrer, die zu Geschäftsleuten wurden, und Personen, die mit Putins Geheimdienst in Verbindung stehen.

Die symbiotische Beziehung zwischen MOL und Normeston
Daten zeigen, dass Normeston fast ausschließlich Öl an die MOL-Gruppe in Ungarn und der Slowakei liefert, wo MOL auch die Raffinerie in Bratislava besitzt. Zwischen 2012 und 2023 wurde ein Fünftel aller russischen Rohölimporte nach Ungarn über Normeston abgewickelt, was einem Umsatz von etwa 1,55 Billionen Forint entspricht. Die Partnerschaft florierte vor allem Mitte der 2010er Jahre und erlebte nach dem Ausbruch des Krieges im Jahr 2022 einen neuen Aufschwung.
Umgehung der EU-Sanktionen
Experten sagen, dass Vermittlungsfirmen wie Normeston den Interessen Russlands dienen, indem sie es ihm ermöglichen, trotz der Sanktionen Milliarden von Dollar und Euro durch das europäische Finanzsystem zu schleusen. Als in der Schweiz registriertes Unternehmen ermöglicht Normeston Moskau einen leichteren Zugang zu Kapital, das andernfalls blockiert würde – und hilft möglicherweise sogar bei der Finanzierung von Geheimdienstoperationen mit Verbindungen zum Kreml.
Wie lange kann Ungarn seine abweichende Strategie beibehalten?
Ungarns einzigartiger Ansatz wird zunehmend unhaltbar: Die EU drängt weiterhin auf eine striktere Trennung von russischer Energie, doch Ungarn steigert seine Abhängigkeit auf ein Rekordniveau. Angesichts der Bedrohung der Druschba-Pipeline, des zunehmenden Drucks der EU und der zweifelhaften Verbindungen von Normeston stellt sich die Frage, wie lange dieser Weg noch aufrechterhalten werden kann.
Eines ist sicher: Eine 92-prozentige Abhängigkeit von russischem Öl setzt Ungarn nicht nur einem wirtschaftlichen Risiko aus, sondern macht das Land auch politisch angreifbar – vor allem, wenn sich der Großteil Europas in die entgegengesetzte Richtung bewegt.
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