Arbeiter nach Lithiumleck in ungarischer Kathodenfabrik verletzt

Am späten Freitagabend ereignete sich in der Kathodenfabrik EcoPro, die sich in südkoreanischem Besitz befindet, in Debrecen ein Arbeitsunfall. Dies bestätigte das Unternehmen in einer Erklärung, die der Nachrichtenseite 444.hu zugesandt wurde. Der Erklärung zufolge wurde durch eine technische Fehlfunktion Lithiumhydroxid in die Luft freigesetzt. Das Unternehmen behauptet jedoch, dass das Leck keine Umweltschäden verursacht hat und die Anlage weiterhin sicher betrieben werden kann.
60 Kilogramm Lithiumhydroxid freigesetzt
Nach Angaben des Unternehmens traten in der Nacht des 11. Oktober etwa 60 Kilogramm Lithiumhydroxid-Pulver aus einem der Lithium-Ansaugtrichter der Fabrik aus, nachdem ein flexibler Schlauch durch Überdruck im System gerissen war. Die Hälfte der 120 Kilogramm schweren Ladung entwich in die Luft und löste das Feuermeldesystem der Fabrik aus, das die Partikelwolke fälschlicherweise für “durch Staub verursachten Rauch” hielt und automatisch die Feuerwehr alarmierte.
Die interne Brandschutzeinheit der Fabrik reagierte sofort. Als die Feuerwehr von Debrecen eintraf, wurde klar, dass es sich nicht um einen Brand, sondern um einen technischen Defekt handelte. EcoPro sagte, dass während des Einsatzes die Sicherheitsdatenblätter befolgt wurden und das Hydrantensystem ordnungsgemäß funktionierte.
Arbeiter bei Evakuierung verletzt
Während der obligatorischen Evakuierung nach dem Alarm erlitt ein Mitarbeiter eine leichte Verletzung: Beim Entfernen der Schutzausrüstung schnitt er sich mit einer Schere. Der verletzte Arbeiter erhielt sofort erste Hilfe, und Sanitäter trafen innerhalb weniger Minuten vor Ort ein. Das Unternehmen gab an, dass auch der Betriebsarzt der Fabrik benachrichtigt wurde.
EcoPro betonte, dass Lithiumhydroxid in dieser Form nicht als Gefahrenstoff eingestuft ist und daher nicht in den Anwendungsbereich der Seveso-Richtlinie der EU fällt. Das Unternehmen sagt, dass es über alle notwendigen behördlichen Genehmigungen verfügt und dass der betroffene Prozess nicht Teil der Versuchsproduktion war, sondern nur deren technologische Vorbereitung. Das ausgetretene Material wurde innerhalb weniger Stunden gereinigt und nach Angaben des Unternehmens gelangten keine gefährlichen Stoffe in die Umwelt oder in die Luft der Stadt.
Große öffentliche Aufmerksamkeit für das Werk
Die EcoPro-Fabrik in Debrecen ist der erste EcoPro-Standort außerhalb Südkoreas und soll jährlich etwa 108.000 Tonnen Kathodenmaterial für den europäischen Markt produzieren – genug für etwa 1,3 Millionen Batterien für Elektrofahrzeuge. Ende 2023 unterzeichnete das Unternehmen einen fünfjährigen Liefervertrag über 34 Mrd. USD mit Samsung SDI und sicherte sich damit den größten Teil der zukünftigen Kapazität des Werks in Debrecen im Voraus.
Das Projekt wurde zuvor von Péter Szijjártó, dem ungarischen Außen- und Handelsminister, unterstützt, der gemeinsam mit dem südkoreanischen Eigentümer den Grundstein für die Fabrik legte. Einige Monate später wurde jedoch der Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens in Südkorea wegen des Verdachts auf Wirtschaftskriminalität verhaftet.
Lokale Bedenken und Fragen der Transparenz
Nach Bekanntwerden des Unfalls meldete sich auch die lokale Umweltgruppe Mothers of Mikepércs for the Environment Association zu Wort. Sie haben bereits früher Bedenken über die Sicherheit der Batteriefabriken in Debrecen geäußert. Ein von ihnen verbreitetes Foto wurde von der Katastrophenschutzbehörde als authentisch bestätigt. Die Gruppe hat die Behörden wiederholt aufgefordert, die Betriebsdaten und Umweltberichte über die Anlage transparenter zu machen.
In der Erklärung von EcoPro heißt es, dass alle behördlichen Verfahren nun abgeschlossen sind und die Anlage “in einem völlig sicheren Zustand arbeitet”. Das Unternehmen hat bisher noch nicht bestätigt, wann die Versuchsproduktion tatsächlich beginnen wird.

