Die Ungarische Staatsbahn lässt ihre Fahrgäste in der Sommerhitze im Stich

Eine Lokomotivpanne ließ MÁV-Passagiere ohne Klimaanlage zwischen Szeged und Budapest stranden, während die Bahngesellschaft ihr beliebtes Vonatinfó-Tracking-System still und heimlich abschaltete. Die Reisenden müssen nun versuchen, die Zugfahrpläne auf einer weit weniger benutzerfreundlichen neuen Plattform zu verfolgen – wenn sie es überhaupt schaffen.
Defekte Lokomotive, keine Klimaanlage während stundenlanger Verspätung
Ein Leser aus Szeged teilte seine Erfahrungen mit Magyar Hang und machte damit auf die anhaltenden Schwierigkeiten im ungarischen Bahnverkehr aufmerksam. Der Intercity-Zug, der um 11:44 Uhr in Szeged auf dem Weg nach Budapest abfuhr, kam um 12:11 Uhr in Balástya zum Stehen – nach gerade einmal 20 Kilometern Fahrt. Die Unterbrechung erfolgte, weil die MÁV die Lokomotive des Personenzuges zum Abschleppen eines liegengebliebenen Güterzuges abgestellt hatte. Während des außerplanmäßigen Stopps gab es weder Strom noch eine Klimaanlage an Bord, und mehrere Fahrgäste entschieden sich, ein Taxi zu rufen, um ihren Flug nicht zu verpassen.

Die Verspätung wurde noch schlimmer: Obwohl der Zug etwa 50 Minuten später wieder anfuhr, warnte der Schaffner vor weiteren Störungen in der Nähe von Kecskemét und teilte den Fahrgästen mit, dass sie schließlich in Cegléd aussteigen müssten. Von dort aus waren sie auf sich allein gestellt, um ihre Weiterreise nach Budapest zu organisieren. Der einzige Rat des Schaffners:
“Bitte bleiben Sie geduldig, Beschwerden können bei der MÁV eingereicht werden.”
Der Vorfall ist ein weiteres Beispiel dafür, wie unberechenbar das Bahnfahren in Ungarn ist.
Abschied von Vonatinfó der Ungarischen Staatsbahn
Wie Telex berichtete, hat die MÁV ihren kartengestützten Ortungsdienst Vonatinfó eingestellt, der Hunderttausende von Nutzern hatte und die Echtzeitüberwachung von Zugpositionen und Verspätungen ermöglichte. An seine Stelle tritt eine neue Plattform namens EMMA, die nach Angaben der Bahngesellschaft Teil eines umfassenderen Projekts zur Vereinheitlichung der Informationsdienste für Reisende ist. Der Ankündigung von MÁV zufolge wird die neue Schnittstelle sowohl Bahn- als auch Busrouten anzeigen, farblich gekennzeichnete Karten der Haltestellen bieten und bald zusätzliche Funktionen wie Verspätungsüberwachung und Benachrichtigungen über Ersatzbusse enthalten.

“Völlig unbrauchbare” neue Plattform
Trotz der Zusicherungen der MÁV hat der Schritt Kritik hervorgerufen. Der ehemalige Staatssekretär für Verkehr, Dávid Vitézy, nannte die neue EMMA-Schnittstelle “völlig unbrauchbar” und bezeichnete sie eher als Rückschritt denn als Fortschritt. Er behauptet, die Abschaltung von Vonatinfó sei kein geplantes Upgrade gewesen, sondern eine politische Entscheidung, um Verzögerungen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Vitézy zufolge war das alte System transparent und benutzerfreundlich, während es der neuen Plattform an einer umfassenden Karte fehlt und keine farblich gekennzeichneten Verspätungsanzeigen vorhanden sind. MÁV und das Ministerium für Bau und Verkehr haben es abgelehnt, weitere Erklärungen für die Änderung abzugeben.
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