Orbán: Wenn Putin nach Ungarn kommt, wird er mit allen Ehren empfangen werden – INTERVIEW

Der ungarische Premierminister Viktor Orbán sprach in einem seltenen und offenen Interview mit dem französischen Fernsehsender LCI offen über den Krieg in der Ukraine, die Zukunft der Europäischen Union, seine Ansichten über Donald Trump, Marine Le Pen und Emmanuel Macron – sowie über innenpolitische Themen wie das Verbot des Budapester Pride-Marsches. Er erklärte, dass der russische Präsident Wladimir Putin, sollte er Ungarn besuchen wollen, gemäß dem diplomatischen Protokoll als offizieller Staatsgast empfangen würde.
In einem Gespräch mit dem Journalisten Darius Rochebin am Sonntag sagte Orbán, dass Russland seiner Meinung nach zu schwach sei, um einen Weltkrieg zu beginnen – und dass es sogar Schwierigkeiten habe, die Ukraine zu besiegen. Er wies die Idee einer NATO-Offensive zurück und betonte, dass die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO oder der EU nicht im Interesse Europas sei. Seiner Meinung nach kann nur ein Abkommen zwischen den USA und Russland den Krieg beenden, während die derzeitigen Sanktionen Europa mehr schaden als Moskau.
Lob für Trump, Kritik an Macron, Unterstützung für Le Pen
Orbán lobte erneut den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und nannte ihn einen “harten, aber effektiven Verhandlungsführer”. Er glaubt, dass Trump der einzige westliche Führer ist, der genügend Druck auf Kiew und Moskau ausüben kann, um einen Waffenstillstand zu erzwingen. Orbán räumte zwar ein, dass Trumps Handelspolitik, einschließlich der Zölle, eine Herausforderung gewesen sei, sagte aber, dass eine erneute Zusammenarbeit mit ihm von Vorteil wäre.
Zur französischen Politik erklärte Orbán, Marine Le Pen sei seine einzige verbliebene Verbündete in Frankreich. Er sagte, er würde “die Sektkorken knallen lassen”, wenn Le Pen die Präsidentschaftswahlen 2027 gewinnt und lobte ihre konsequente Unterstützung für souveräne Nationalstaaten. Orbán glaubt, dass sie im Falle ihrer Wahl dazu beitragen würde, den EU-Haushalt so umzugestalten, dass er sich auf die Zukunft konzentriert, anstatt Kriege zu finanzieren, und sich gegen die Brüsseler Bürokratie zu wehren.
Im Gegensatz dazu übte Orbán scharfe Kritik an Emmanuel Macron und sagte, die beiden Politiker hätten grundlegend unterschiedliche Visionen für die Zukunft Europas.
EU-Stagnation und strategische Partnerschaften
Laut Orbán stagniert die EU aufgrund der übermäßigen Zentralisierung in Brüssel. Er glaubt zwar immer noch an das europäische Ideal, betonte aber, dass die Befugnisse an die Mitgliedsstaaten zurückgegeben werden müssen. Jede Nation müsse durch die Linse ihrer eigenen Kultur und Ideologie verstanden werden, sagte er. Deshalb strebe Ungarn stärkere Beziehungen zu Ländern wie China, Russland und der Türkei an.
Budapest Pride Verbot und LGBTQ+ Rechte
In dem Interview wurde auch das Verbot des Budapester Pride-Marsches 2025 angesprochen. Orbán verteidigte die Entscheidung damit, dass “Veranstaltungen, die ganze Städte stören und als schädlich für Kinder angesehen werden”, nicht erlaubt werden sollten. Diese Haltung sowie frühere Gesetze, die die Rechte von LGBTQ+ einschränken, wurden von mehreren europäischen Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert.
Putin und Netanjahu: offen für die Aufnahme umstrittener Führer
Einer der bemerkenswertesten Teile des Interviews war Orbáns Aussage, dass Präsident Wladimir Putin als offizieller Gast willkommen wäre, wenn er Ungarn besuchen wollte. “Wenn der russische Präsident beschließt, nach Ungarn zu kommen, werden wir ihn empfangen, wie es das Protokoll verlangt”, sagte er.
Orbán traf sich zuletzt im Juli 2024 mit Putin in Moskau, wo sie über den Krieg und die Möglichkeit der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen sprachen. Zuvor hatten sie sich im Oktober 2023 in Peking auf dem Belt and Road Forum getroffen, wo der Krieg ebenfalls auf der Tagesordnung stand. Bei beiden Treffen betonte Orbán das Interesse Ungarns an der Aufrechterhaltung der bilateralen Beziehungen und sprach sich für einen sofortigen Waffenstillstand aus.
Er zog auch eine Parallele zum israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, der trotz eines aktiven Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs in Ungarn empfangen wurde. Orbán wies den IStGH als “zu politisch” in seinen Aktionen zurück.
Ähnlicher Artikel: Warum hat Ungarn Netanjahu nicht verhaftet? ICC will Antworten
VIDEO
🗣️"C’est seulement le langage de la force que les Russes comprennent, et l’Europe doit être forte" souligne @PM_ViktorOrban
LCI (@LCI) June 8, 2025
▶️ @DariusRochebin pic.twitter.com/vQWjQcLXqA-
Demografie und Migration
Zum Abschluss des Interviews sprach Orbán die demografischen Herausforderungen an und erklärte, dass “Migration nicht die Antwort ist”. Er argumentierte, dass die Zukunft Europas von seinen eigenen Traditionen, seiner Kultur und seiner Geschichte geprägt sein sollte – und nicht von externem Bevölkerungsaustausch. Vollständiges Interview.
Wie wir vor einer Woche geschrieben haben, zeigen neue Eurostat-Daten, dass sich die Zahl der Russen, die die ungarische Staatsbürgerschaft erhalten haben, seit der Zeit vor dem Krieg in der Ukraine verdoppelt hat. Lesen Sie HIER mehr.
Lesen Sie hier weitere Nachrichten über die Beziehungen zwischen Russland und Ungarn