Vor einem Jahrhundert: Die ersten Busse überquerten die Kettenbrücke in Budapest

Am 1. Oktober 2024 feiern wir den Jahrestag eines Meilensteins: Die ersten Busse überquerten die Kettenbrücke und eröffneten damit den regulären Verkehr auf der Budaer Seite. Während es heute Routine ist, dass Fahrzeuge problemlos zwischen Pest und Buda verkehren, war dies im frühen 20. Jahrhundert eine große technische und infrastrukturelle Herausforderung. Selbst die leichte Neigung der Brücke stellte ein großes Hindernis für die damalige Technik dar.

Obwohl der Busverkehr in Budapest nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1921 wieder aufgenommen wurde, war er zunächst auf die Pester Seite beschränkt. Schwache Motoren und strukturelle Einschränkungen der Brücken erschwerten die Überfahrt. Die Kettenbrücke, deren Deck in der Mitte ansteigt, erwies sich als besonders problematisch. In früheren Jahren mussten sogar zusätzliche Pferde vor die Pferdebahnen gespannt werden, um sie bis zur Mitte der Brücke zu ziehen. Die Busse, die in den frühen 1920er Jahren im Einsatz waren, hatten einfach nicht genug Kraft für diese Aufgabe, so PestBuda.

Erst im August 1924 wurde ein ernsthafter Test durchgeführt: Zwei Busse fuhren gleichzeitig auf die Kettenbrücke, um festzustellen, ob das Bauwerk ihr Gewicht aushalten würde – und um zu sehen, ob sie sich gegenseitig überholen konnten. Die Zeitungen der damaligen Zeit, wie z.B. Ujság, beschrieben das Ereignis mit dramatischem Flair und schrieben, dass die Brücke unter dem Gewicht der Busse “weinte und heulte”. Obwohl der Test letztendlich erfolgreich war, zeigte er eine Einschränkung auf: Die Fahrzeuge konnten einander nicht unter den Brückenpfeilern passieren – einer musste immer warten, bis der andere zuerst fuhr.

Aufnahme des Linienverkehrs und Enttäuschung in Buda

Am 27. September 1924 wurde schließlich die erste reguläre Buslinie nach Buda eröffnet, die zwischen dem Krisztina-Platz und der Vilmos Császár-Straße (heute Bajcsy-Zsilinszky-Straße) auf der Pester Seite verkehrte. Doch die Einwohner von Buda waren enttäuscht: Die alten Omnibusse fuhren bis zum Stadtpark, während die neue Linie weit vor dem beliebten Ziel endete. Einem Artikel in der Magyarország zufolge war die versprochene Verbindung “nur ein theoretisches Recht”, da die Busse überfüllt waren und das Umsteigen zu einem erheblichen Zeitverlust führte.

Technische Herausforderungen und Bustypen

Nicht alle Busse durften die Kettenbrücke überqueren. Nur benzinbetriebene Fahrzeuge waren dazu in der Lage; die damals verwendeten elektrisch betriebenen Doppeldecker konnten die Steigung nicht bewältigen. 1926 kommentierte Károly Wolff, ein Mitglied des städtischen Gesetzgebungsausschusses, die Belastung der Brücke:

“Jedes Mal, wenn ich über die Kettenbrücke zum Parlament gehe und ein Bus mit seinen Luftreifen vorbeirumpelt, beginnt die ganze Brücke zu wackeln. Zweimal habe ich gesehen, wie die großen Lampen von ihren Pfosten gefallen sind.”

Der Beginn einer neuen Ära

Die Aufnahme des Busverkehrs über die Kettenbrücke und die Eröffnung der ersten Linien in Buda markierten einen Wendepunkt in der Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Budapest. Die Fortschritte, die vor einem Jahrhundert gemacht wurden, ebneten den Weg für die moderne Mobilität – und heute kann man sich die Hauptstadt ohne direkte Verbindungen zwischen ihren beiden Seiten nur schwer vorstellen.

Die Geschichte von Budas ersten Bussen erinnert uns daran, dass Fortschritt immer mit Herausforderungen, Innovation und Ausdauer einhergeht – und dass selbst die “weinende Kettenbrücke” es geschafft hat, sich an eine neue Ära anzupassen.

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