Ungarn ist in hohem Maße von Energie aus Russland abhängig, aber die Unkenntnis der Öffentlichkeit über dieses Thema ist immens

Wie abhängig ist Ungarn von Energie aus Russland? In jüngster Zeit haben die zunehmend harschen antirussischen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump die Aufmerksamkeit erneut auf Ungarns Energieimporte aus Russland gelenkt, insbesondere auf die Abhängigkeit von Öl und Gas. Anfang Oktober führte Europion eine landesweit repräsentative Umfrage unter 1.300 Befragten durch, um zu ermitteln, wie die ungarische Öffentlichkeit dieses Thema wahrnimmt. Die Ergebnisse zeigen eine schlecht informierte und tief gespaltene öffentliche Meinung.
Mangelndes Bewusstsein dominiert die Wahrnehmung der russischen Energieabhängigkeit
Laut der Studie weiß nur etwa ein Viertel der Ungarn (24%) richtig, dass mehr als 80% der ungarischen Energieimporte aus Russland stammen. Dagegen schätzen 30 % der Befragten diesen Anteil auf 60-80 %, ein Drittel (33 %) auf unter 60 % und 13 % wagen keine Schätzung. Der Anteil der gut informierten Befragten ist etwas höher bei älteren Menschen und bei denjenigen, die mindestens eine Stunde pro Tag mit dem Konsum von Nachrichten verbringen, aber selbst in diesen Gruppen erreicht er nicht einmal ein Drittel der Bevölkerung.

Wenn es um die Wahrnehmung von Veränderungen in der Energieabhängigkeit geht, glauben 32% der Befragten, dass die Abhängigkeit Ungarns von russischer Energie in den Jahren des Krieges in der Ukraine zugenommen hat, während 16% glauben, dass sie abgenommen hat, und 51% sagen, dass sie sich nicht wesentlich verändert hat. Die politischen Unterschiede sind offensichtlich: Unter den Wählern der Opposition, insbesondere den Anhängern der Theiß-Partei, glauben mehr Menschen, dass die Abhängigkeit zugenommen hat.
Die Gesellschaft scheint relativ optimistisch zu sein, was die Möglichkeit angeht, die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern: Fast die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass eine deutliche Verringerung entweder bereits jetzt möglich ist (23%) oder innerhalb der nächsten 5-10 Jahre geschehen könnte (25%).
Uneinigkeit über das Dilemma von billiger Energie und Unabhängigkeit
Die Meinungen darüber, ob billige Energie oder Energieunabhängigkeit Vorrang haben sollte, sind geteilt. Eine Mehrheit von 54% befürwortet billige Energie, auch wenn sie aus Russland kommt, während 46% die Energieunabhängigkeit bevorzugen würden, auch wenn sie teurer wäre. Bewohner kleinerer Siedlungen und Menschen, die weniger Nachrichten verbrauchen, sind eher für billige Energie. Politisch gesehen bevorzugen die Anhänger der Regierung erschwingliche Energie, während die Sympathisanten der Opposition der Unabhängigkeit größere Bedeutung beimessen.

Auch bei der Bewertung der russischen Energieimporte im Zusammenhang mit dem Krieg gehen die Meinungen weit auseinander: 38% befürworten, dass Ungarn während des Krieges Energie aus Russland bezieht, während 36% dies ablehnen. Eine der deutlichsten Meinungsverschiedenheiten gibt es bei der Anpassung an die EU-Sanktionen. Die Mehrheit der Hochschulabsolventen befürwortet die Anpassung an die EU-Maßnahmen, aber die politische Zugehörigkeit wiegt noch schwerer: Die Anhänger der Theiß-Partei unterstützen die Sanktionen, während die Mehrheit der Regierungsanhänger sie ablehnt.
Erhebliche Abhängigkeit, weit verbreitete Unkenntnis
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die ungarische Gesellschaft in einer Situation befindet, in der die Abhängigkeit von russischer Energie nach wie vor beträchtlich ist, das öffentliche Bewusstsein jedoch gering ist und die Meinungen entlang politischer Linien stark polarisiert sind. Die Entscheidung zwischen Energieunabhängigkeit und preiswerter Energie spaltet weiterhin die öffentliche Meinung, während die langfristigen Lösungen und die Auswirkungen der EU-Sanktionen ungewiss bleiben.

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