Ungarns erster lernender Roboter wurde 1957 gebaut – und sah aus wie ein Marienkäfer!

Im Jahr 1957 entwickelte Dr. Dániel Muszka in der ungarischen Stadt Szeged etwas Außergewöhnliches: einen Roboter, der auf Licht reagierte, aus Geräuschen lernte und die Zuschauer mit seinen Bewegungen faszinierte. Dies war der Szeged Ladybug, Ungarns erster lernender Roboter.
Der Erfinder
Der Roboter wurde 1957 von Dr. Dániel Muszka, einem Forscher an der Universität von Szeged, entwickelt. Sein Ziel war es, zu demonstrieren, dass Maschinen lernen und Entscheidungen auf der Grundlage von Reflexen treffen können, oder zumindest so tun, als ob sie das könnten.

Sein Design ähnelte tatsächlich einem Marienkäfer – mit einem roten Körper, schwarzen Flecken und Rädern anstelle von Beinen. Er war nicht größer als eine mittelgroße Kiste, aber was er konnte, schien damals wie Science Fiction.
Was konnte er tun?
Auf den ersten Blick sah der Szegediner Marienkäfer wie ein Spielzeug aus, aber er verfügte über erstaunlich ausgeklügelte Fähigkeiten. Er verfügte über drei sensorische Funktionen: Er konnte sehen, hören und auf Berührungen reagieren und er konnte sogar bestimmte Verhaltensweisen lernen.
- Lichterkennung: Ausgestattet mit drei Fotozellen, konnte der Roboter die Richtung des Lichts erkennen. Wenn das Licht in die Mitte fiel, bewegte er sich vorwärts, wenn es auf eine Seite fiel, drehte er sich in diese Richtung. Zwei umfunktionierte Scheibenwischermotoren trieben seine Bewegung an.
- Geräuscherkennung: Ein eingebautes Mikrofon ermöglichte es dem Roboter, auf Geräusche zu reagieren, z. B. auf einen Pfiff. Anfänglich löste dies nur das Blinken der Lichter um seine “Augen” herum aus, aber mit der Zeit begann er, Geräusche mit Bewegungsbefehlen zu verknüpfen.
- Berührung und Verhalten: Der Druck auf einen seiner Punkte löste eine “Schmerz”-Reaktion aus – er gab einen Piepton von sich und gehorchte nicht mehr. Wenn er jedoch über einen speziellen Sensor auf seinem Rücken “gestreichelt” wurde, nahm er schließlich die Zusammenarbeit wieder auf.
- Lernen: Die vielleicht bemerkenswerteste Eigenschaft des Tieres war das assoziative Lernen. Wenn ein Geräusch immer wieder mit einem Lichtzeichen kombiniert wurde, reagierte der Roboter schließlich nur noch auf das Geräusch, so als hätte er den Befehl “gelernt”.
Warum war das so besonders?
Der Szegediner Marienkäfer war eines der frühesten und eindrucksvollsten Beispiele für die Kybernetik in Ungarn. Zu dieser Zeit war die Kybernetik – die Wissenschaft der Steuerung und Rückkopplung – bahnbrechend, und der Roboter demonstrierte diese Konzepte in der Praxis. Seine Funktionsweise basierte auf dem Pawlowschen Reflexmodell, d.h. die Maschine konnte einen neuen Reiz (z.B. ein Geräusch) mit einem alten (z.B. Licht) assoziieren und entsprechend reagieren.

Der Ladybug basierte auf Relais, Fotozellen und einer einfachen Logikschaltung. Er kann als ein früher, analoger Vorläufer der modernen künstlichen Intelligenz oder des maschinellen Lernens angesehen werden. Er “dachte” zwar nicht in dem Sinne, wie wir es heute verstehen, aber sein Verhalten ahmte das Lernen nach, was ihn für seine Zeit revolutionär machte.
Wo ist der Ladybug jetzt?
Der Szegediner Marienkäfer war nicht nur ein technisches Wunderwerk, er war auch ein Publikumsliebling. In den 1960er Jahren war er auf verschiedenen Ausstellungen und wissenschaftlichen Veranstaltungen zu sehen und trat sogar im ungarischen Fernsehen auf. Der kleine Roboter wurde schnell Teil der ungarischen “wissenschaftlichen Popkultur”.
Das Originalmodell ist heute noch zu sehen: Es wird von der Ausstellung zur Geschichte der Informatik in Szeged sorgfältig aufbewahrt, wo es manchmal sogar in Aktion vorgeführt wird. Es wurden auch mehrere funktionsfähige Repliken hergestellt. Eine davon wurde 2011 im Londoner Science Museum im Rahmen der Ausstellung “Robotville” ausgestellt – eine beeindruckende Anerkennung für einen in Ungarn gebauten Roboter, der mehr als 60 Jahre alt ist.
Erbe und Bedeutung
Auch wenn der Roboter nach heutigen Maßstäben einfach erscheinen mag, kann seine Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Szegediner Marienkäfer entstand zu einer Zeit, als Computer ganze Räume füllten und die Vorstellung von “lernenden Maschinen” zur Science-Fiction gehörte. Dániel Muszka, der 2018 verstarb, war nicht nur ein begnadeter Ingenieur, sondern auch einer der Pioniere der ungarischen Kybernetik. Mit seiner Arbeit war er seiner Zeit weit voraus und brachte der Öffentlichkeit die Wissenschaft des maschinellen Verhaltens auf ansprechende und zugängliche Weise näher.
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