Ehemaliger moldawischer Spionagechef traf belarussische Geheimdienstler in Budapest

Behörden in Rumänien, Ungarn und Tschechien haben in Zusammenarbeit mit der Agentur der Europäischen Union für strafrechtliche Zusammenarbeit (Eurojust) einen ehemaligen moldawischen Geheimdienstmitarbeiter verhaftet, der des Verrats verdächtigt wird. Der Mann soll Staatsgeheimnisse an den belarussischen Geheimdienst weitergegeben haben, unter anderem während zweier verdeckter Treffen in Budapest in den Jahren 2024 und 2025.

Die internationale Zusammenarbeit deckte den Fall auf

Laut der Eurojust-Erklärung übermittelte der Verdächtige regelmäßig sensible Informationen an Beamte des weißrussischen Staatssicherheitskomitees (KGB) und stellte damit eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Rumäniens dar. Diese Treffen dienten nicht nur der Übergabe von Geheimdienstinformationen, sondern auch dem Erhalt zusätzlicher Anweisungen und Zahlungen.

Die Ermittlungen wurden durch koordinierte Bemühungen mehrerer europäischer Strafverfolgungsbehörden ermöglicht. Staatsanwälte, Polizisten und Nachrichtendienste aus Rumänien, Ungarn und der Tschechischen Republik tauschten Beweise aus und führten schnell mehrere europäische Ermittlungsanordnungen aus. Als Ergebnis der Operation wurde der Verdächtige am 8. September in Rumänien gestellt und in Gewahrsam genommen.

Eurojust betonte, dass dieser Fall die entscheidende Bedeutung der Zusammenarbeit auf EU-Ebene bei der Aufdeckung grenzüberschreitender Spionage verdeutlicht. Der Verdächtige nutzte die Freizügigkeit innerhalb des Schengen-Raums, um Kontakte zu ausländischen Geheimdienstagenten in mehreren Ländern zu unterhalten.

Alexandru Balan, ehemaliger stellvertretender Leiter des SIS

Obwohl in der Erklärung der Name des Verdächtigen nicht genannt wurde, berichtet Telex, dass es sich bei dem Mann um Alexandru Balan, den ehemaligen stellvertretenden Direktor des moldawischen Geheimdienstes (SIS), handelt. Balan trat im Jahr 2000 in den moldawischen Geheimdienst ein und war von 2016 bis 2019 stellvertretender Direktor, der für die Spionageabwehr zuständig war.

Er wurde 2019 von seinem Posten abberufen und als Verbindungsoffizier in die Ukraine versetzt, wo er offiziell die Beziehungen zwischen dem moldauischen und dem ukrainischen Geheimdienst koordinierte. Als seine Amtszeit 2021 endete, wurde er nach Moldawien zurückgerufen. Allerdings widersetzte er sich dem Befehl und blieb weitere acht Monate in Kiew. Nach seiner Rückkehr verursachte Balan einen Unfall unter Alkoholeinfluss, was zu seiner Entlassung und dem Verlust seiner Pensionsansprüche führte.

Später wechselte er in den zivilen Sektor und trat in den Medien und in den sozialen Medien als Experte für Sicherheitspolitik auf. Er kritisierte den SIS häufig und bezeichnete ihn als schwach und inkompetent, insbesondere nach dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges im Jahr 2022, in dem Moldawien einer verstärkten Bedrohung durch Russland ausgesetzt war.

Im Schatten von Belarus und Russland

Die Beziehungen zwischen Moldawien und Weißrussland waren früher stabil, haben sich aber nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine stark verschlechtert, da Weißrussland die russische Aggression offen unterstützt hat. Im Jahr 2022 berief das moldawische Außenministerium den weißrussischen Botschafter ein, nachdem Präsident Alexander Lukaschenko behauptet hatte, westliche Mächte drängten Europa zu einer militärischen Konfrontation, was Moldawien zu einem Ziel machen könnte.

Seit der Invasion hat sich die Außenpolitik Moldawiens entscheidend verändert. Moldawien kritisiert den Übergriff Russlands und hat seine Bemühungen um die EU-Integration beschleunigt. Als Vergeltung verhängte Moskau Wirtschaftssanktionen, verbot die Einfuhr mehrerer moldauischer Agrarprodukte und startete umfangreiche Desinformationskampagnen.

Die moldawischen Behörden schätzen, dass Russland Hunderte von Millionen Euro ausgegeben hat, um pro-russische politische Gruppen zu unterstützen, Cyberangriffe durchzuführen, wirtschaftlichen Druck auszuüben und die Medien zu manipulieren, um die Wahlen zu beeinflussen.

Geheime Treffen in Budapest

Durchgesickerte Informationen enthüllen, dass Balan zweimal, im Frühjahr letzten Jahres und in diesem Jahr, nach Budapest gereist ist, um sich mit belarussischen Geheimdienstmitarbeitern zu treffen. Bei diesen Treffen hat er angeblich geheime staatliche Informationen weitergegeben und Anweisungen für zukünftige Aktivitäten erhalten.

Die Ermittlungen haben auch einen in Polen lebenden Weißrussen identifiziert, der als Taxifahrer in der Nähe der polnisch-weißrussischen Grenze arbeitet. Die Behörden vermuten, dass er Verbindungen zum weißrussischen Geheimdienst hatte, obwohl sich die Ermittlungen in erster Linie auf die Aktivitäten von Balan konzentrieren.

Laufende Ermittlungen

Das Gerichtsverfahren gegen Balan wurde in Rumänien eingeleitet, aber die Ermittlungen werden in internationaler Zusammenarbeit fortgesetzt. Die Behörden sammeln weitere Beweise und prüfen, welche Staatsgeheimnisse bei den Budapester Treffen möglicherweise nach Weißrussland gelangt sind. Der Fall ist besonders heikel, da Balan früher eine hochrangige Rolle spielte und privilegierten Zugang zu geheimen Informationen hatte.

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