Rumänien: Ungarisches Mehrheitsunternehmen mit rechtsextremer AUR-Kampagne in Verbindung gebracht

Ein ungarisches Unternehmen, das sich mehrheitlich in ungarischem Besitz befindet, war auch an der Wahlkampagne der rumänischen Partei AUR beteiligt. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Wahlkampfbriefe, die der Parteivorsitzende George Simion an Millionen von Wählern verschickt hat. Doch die Verbindungen gehen zurück nach Ungarn und zur RMDSZ, und es wurden auch ernste Fragen zum Datenschutz aufgeworfen.

Nach Angaben von Transtelex wurde der Druck der Wahlkampfbriefe von einer Firma namens Zipper Services SRL durchgeführt, die ihren Sitz in Rumänien hat, aber in ungarischem Besitz ist. Einer der beiden Gründer des Unternehmens ist die in Budapest ansässige ANY Security Printing Company PLC (ANY Biztonsági Nyomda), früher bekannt als Staatsdruckerei, die unter anderem für die Herstellung ungarischer Personalausweise und Reisepässe verantwortlich ist. Der andere Gründer ist die Tipoholding SA, die von Gábor Kerekes, dem ehemaligen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der RMDSZ und Staatssekretär des rumänischen Ministeriums für Telekommunikation, geleitet wird.

Simion Romania
Foto: depositphotos.com

Der finanzielle Hintergrund und die Verbindung zwischen der AUR

Die Finanzströme wurden von der ständigen rumänischen Wahlbehörde (AEP) untersucht. Aus den Unterlagen der AEP geht hervor, dass der Betrag für die Druckdienstleistungen von einer Firma namens DGI Multimedia Design an Zipper gezahlt wurde. Diese DGI ist eng mit der AUR-Partei verbunden und ist nach Angaben der rumänischen Presse im Wesentlichen die “Hausfirma” der AUR.

Nach offiziellen Angaben der rumänischen Post hat sie mehr als eine Million dieser Wahlkampfbriefe zugestellt, allerdings nicht direkt für die AUR, sondern im Rahmen einer vertraglichen Beziehung zu Zipper. Die AEP untersuchte auch die Rolle der Post und stellte fest, dass der Zustellungsvertrag in Wirklichkeit von Zipper Services mit ihr geschlossen wurde, so dass der offizielle Ansprechpartner die Druckerei im ungarischen Mehrheitsbesitz war.

Mail Hungarian Company Romania AUR
Quelle: Pixabay

Eine der Schlüsselfiguren in dieser Geschichte ist Gábor Kerekes, der als Gründer der Tipoholding SA indirekt an der Tätigkeit von Zipper Services beteiligt war. Kerekes ist in Rumänien kein Unbekannter: Zusätzlich zu seiner politischen Karriere wurde er 2009 von der Direktion für organisierte Kriminalität und Terrorismus (DIICOT) angeklagt und 2015 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Kerekes floh jedoch vor der Urteilsverkündung ins Ausland und wurde schließlich in Deutschland gefasst. Die aktuelle Eigentümerstruktur von Zipper Services SRL ist zu 60% im Besitz von ANY Security Printing Plc, während die restlichen 40% von Doru Ioan Vîjîianu gehalten werden, der auch der CEO des Unternehmens ist. Das Portal DeFapt.ro hat sowohl George Simion als auch Vîjîianu in dieser Angelegenheit kontaktiert, aber keiner von beiden hat geantwortet.

Datenschutzrechtliche Bedenken: War die Verwendung der Wählerdaten rechtmäßig?

Einer der heikelsten Punkte des Falles ist die Frage der Datenverwaltung. Simion gab zu, dass seine Partei fast drei Millionen Briefe verschickt hatte, die meisten davon an Wähler im Ruhestand. Die USR-Partei hatte damals davor gewarnt, dass die AUR die Daten der Wählerlisten nutzen könnte, um ihnen ohne ihre Zustimmung politische Werbung zu schicken. Das Zentrale Wahlbüro (BEC) bestätigte, dass die politischen Parteien in der Tat auf das Wählerverzeichnis zugreifen können, allerdings nur für den internen Gebrauch.

Die Tatsache, dass das AUR auf der Grundlage dieser Informationen Wahlwerbesendungen verschickt hat, könnte nach Ansicht der Behörde eine illegale Datenverarbeitung darstellen. Erschwerend kommt hinzu, dass die personenbezogenen Daten durch den Druck der Briefe an ein Unternehmen, das sich teilweise in ausländischem Besitz befindet, Zipper Services SRL, weitergegeben wurden, was weitere Datenschutzbedenken aufwirft.

Hack Breach Hungarian Cyber Attack Information Technology
Quelle: Pixabay

Kampagnenbriefe auch an die Verstorbenen verschickt

Eines der skandalösen Details des Falles ist, dass die Wahlkampfbriefe nicht nur an Rentner, sondern auch in die Briefkästen von Verstorbenen gelangten. Dies wirft neue Fragen über die Genauigkeit der Daten des Wählerverzeichnisses und die Methode und Verantwortung auf, mit der AUR mit diesen Informationen umgegangen ist. Laut Simion ist dies legal, da sie als politische Partei das Recht auf die Registerdaten haben. Die Fragen des Datenschutzes enden damit jedoch nicht, insbesondere angesichts der Tatsache, dass das betreffende Unternehmen in ungarischem Besitz bisher keine detaillierten Antworten darauf gegeben hat, wer genau den Druckauftrag erteilt hat und in welcher Form, oder wer die gesamte Kampagne finanziert hat.

Die Geschichte ist besonders heikel, da sie ein Unternehmen in ungarischem Mehrheitsbesitz betrifft, das an einer Kampagne für eine rechtsextreme Partei in Rumänien beteiligt war, was Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes aufwirft. ANY Security Printing Company PLC (ANY Biztonsági Nyomda) ist einer der wichtigsten Partner Ungarns im öffentlichen Beschaffungswesen und auch für die Produktion offizieller Dokumente zuständig. Die indirekte Beteiligung eines solchen Unternehmens an der internen politischen Kampagne eines anderen Landes wirft ernste Fragen auf, nicht nur in Rumänien, sondern auch in Ungarn.

Bleiben Sie informiert! Lesen Sie HIER weitere Nachrichten über Rumänien!

Lesen Sie auch:

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *